Sebastian, Du hast sozusagen zwei Heimatorte - deinen neuen in der Schweiz, nicht so weit weg vom Bodensee - und Heppenheim. Was magst du besonders in der Schweiz?
Sebastian Vettel: Alles in allem ist es einfach eine schöne Gegend. Man hat alles, was man braucht, die Berge sind ziemlich nah. Einen größeren See gibt es auch noch, zumindest in der Nähe. Gerade im Sommer, wenn das Wetter toll ist, ist es wunderschön dort.

Und was vermisst Du dort, was es in deiner Heimat an der Bergstraße gibt?
Sebastian Vettel: Den Kochkäs, die Leut, das Gebabbel. Auch wenn es nicht so weit weg ist, vermisst man es doch. Die Gegend, in der man aufgewachsen ist, den Freundeskreis, der größtenteils dort ist. Wenn man viel unterwegs ist, macht es aber nicht den Unterschied, wo man wohnt. Man hat heute genug Möglichkeiten, in Kontakt zu bleiben. Und es ist verrückt: Mittlerweile steht die Stadt Kopf, wenn man zurückkommt. Ich bin nicht der Mensch, der das so braucht. Ich genieße es eher, wenn ich unerkannt um die Häuser ziehen darf.

Vettel und die Freundschaft

Räikkönen kommt einem Freund im Formel-1-Fahrerlager am nächsten, Foto: Red Bull
Räikkönen kommt einem Freund im Formel-1-Fahrerlager am nächsten, Foto: Red Bull

Du erwähnst öfter deine alten Freunde aus der Schulzeit. Wenn Du sie heute triffst, fühlst du dich dann manchmal viel älter und reifer als sie, durch deine vielen Erfahrungen?
Sebastian Vettel: Nein, eigentlich nicht. Klar komme ich mehr herum als sie, aber sonst ist alles wie immer. Wir unterhalten uns wie alte Freunde.

Wie schaffst Du es, eine gemeinsame Basis über doch recht lange Zeit aufrecht zu erhalten, obwohl ihr doch in sehr verschiedenen Welten lebt?
Sebastian Vettel: Man darf nie den Boden unter den Füßen verlieren.

Hast Du in den letzten Jahren überhaupt noch mal jemanden kennen lernen können, mit dem Du völlig unbefangen eine neue Freundschaft schließen konntest? Vielleicht mit jemandem, der dich gar nicht kannte (eventuell im Ausland)? Gibt es das überhaupt noch, dass Du Leute triffst und näher kennen lernst, denen Du vorher kein Begriff warst?
Sebastian Vettel: Das war zugegebenermaßen schwierig. Aber das ist auch nicht schlimm, weil ich meine Freunde von früher ja alle noch habe.

Was bedeutet echte Freundschaft für Dich überhaupt, was ist das Wichtigste dabei?
Sebastian Vettel: Dass jeder dem anderen total vertraut und man dem anderen gegenüber ehrlich ist und für einander da ist.

Vettel und der Sport

Vettel ist eine echte Sportskanone, Foto: Red Bull/GEPA
Vettel ist eine echte Sportskanone, Foto: Red Bull/GEPA

Wenn Du Dir eine andere Sportart aussuchen könntest, um Weltmeister zu werden, - welche wäre das?
Sebastian Vettel: Jede Sportart hat ihren Reiz. Aber nicht in jeder Sportart gibt es Weltmeisterschaften. In vielen sind die Olympischen Spiele das Highlight. Im Tennis gibt es keine WM im klassischen Sinn. Fußball ist etwas Besonderes, weil die Begeisterung weltweit so groß ist. Weil es so viele Leute gibt, die Fußball schauen, sich für Fußball begeistern. Auch im Stadion ist es ein ganz besonderes Gefühl, wenn man einläuft und 80.000 Menschen jubeln einem zu.

Du bist oft auf dem Rennrad unterwegs. Könntest Du Dir vorstellen, wie die Tour de France-Fahrer auf diese Weise dein Geld zu verdienen - das ist ja schon eine unheimlich harte Sache?
Sebastian Vettel: Ich verbringe einfach am liebsten meine Zeit im Formel-1-Wagen. Ich kann mir aber auch nicht vorstellen, dass da einer im Sattel sitzt, der nicht Lust hat, Rad zu fahren und den Sport nicht liebt. Die Trainingsstunden für Radprofis sind natürlich extrem. Wenn man selbst Rad fährt, bekommt man ja ein bisschen Gespür dafür, das Tempo und die Leistungen sind schon extrem.

Jenson Button betreibt sehr erfolgreich Triathlon - hast Du das auch schon mal probiert?
Sebastian Vettel: Ich habe vor ein paar Jahren mal so einen ganz kurzen mitgemacht, eine Sprintdistanz. Das ist schon lustig, es macht Spaß, mit allen zusammen ins Wasser zu springen. Aber an eine Olympische Distanz oder gar noch mehr habe ich mich bis jetzt noch nicht herangewagt. Vielleicht irgendwann später mal...

Vettel und die Zukunft

Vettel kann noch viele Rekorde brechen, Foto: Red Bull
Vettel kann noch viele Rekorde brechen, Foto: Red Bull

Du fährst auf den Spuren von Michael Schumacher, rein statistisch sogar schon erfolgreicher als er zur gleichen Zeit. Ist es ein gutes Gefühl, somit theoretisch auch in 16 Jahren noch reif fürs Podium zu sein?
Sebastian Vettel: Es ist einfach ein gutes Gefühl, bei der Musik dabei zu sein und Spaß an dem zu haben, was ich mache. Weiter voraus denke ich noch nicht. Wenn ich solche Zahlen höre, ist das doch sehr weit weg. Wer kann sich heute schon vorstellen, was er in zehn Jahren machen will?

Du hast neulich gesagt, Du könntest Dir vorstellen, nach deiner Karriere noch einmal zu studieren. Wäre das Fach dann auch etwas Technisches - oder hast Du inzwischen, durch deine vielen Erlebnisse, auch ganz andere Impulse bekommen?
Sebastian Vettel: Ich glaube schon, dass ich im technischen Bereich bleiben würde. Früher hatte ich ja mal angestrebt, Richtung Maschinenbau zu gehen - bevor dann alles mit dem Rennsport so gut geklappt hat. Wenn ich mich heute entscheiden müsste, ginge es wohl wieder in diese Richtung.