Formel-1-Fahrer sind hauptsächlich an den Rennwochenenden beschäftigt und dazwischen haben sie frei? Von wegen! Motorsport-Magazin.com durfte genauer anschauen, was Sebastian Vettel in den zwei Wochen nach seinem Heimsieg auf dem Nürburgring so alles zu tun hatte, und den dreimaligen Weltmeister bei einem seiner spektakulärsten PR-Auftritte in diesem Jahr begleiten, beim Seifenkistenrennen im westfälischen Herten, am Sonntag nach dem Deutschland GP.

Direkt nach dem Rennen in der Eifel ging es für Vettel nicht gleich nach Hause - zunächst standen am Montag und Dienstag Auftritte in den Benelux-Ländern und in Paris auf dem Programm, ehe dann doch einmal ein paar Tage zum Trainieren in der Schweiz möglich waren.

Am Sonntag ging es dann nach Herten. 20 bis 25 PR-Tage im Jahr sind es mindestens, die Vettel absolviert - wobei ihm so eine Veranstaltung wie das Red-Bull-Seifenkistenrennen schon besonders viel Spaß macht. "So ein Event ist schon toll - vor allem, wenn so viele Fans da sind. Und ich habe mir die ganzen wilden Konstruktionen angeschaut. Eines muss ich sagen, auf solche Ideen, was da zum Teil konstruiert und gebastelt wurde, käme ich nie. Toll, was die Leute da so auf die Beine - oder besser Räder - stellen."

Kinder fragen, Vettel antwortet

Interviewmarathon für Vettel im Vorprogramm, Foto: Red Bull
Interviewmarathon für Vettel im Vorprogramm, Foto: Red Bull

Spaß und Zeit für die Fans - obwohl auch an so einem Tag der Zeitplan eng getaktet ist: Gegen Mittag fliegt Vettel aus Zürich nach Düsseldorf, wird dort von seinem Fahrer mit der Infinity-Limousine abgeholt, Ankunft auf dem Gelände des Seifenkistenrennens, direkt im Startbereich, gegen 15:00. Dort sofort die erste Pressekonferenz, dann die Fahrt mit der eigens für ihn präparierten Seifenkiste im Design von "Super Mario", mit Spezialantrieb - wobei nicht alles ganz nach Plan läuft: "Ich wollte auf der Strecke noch mal umdrehen und ein Stück bergauf fahren, aber dabei ist die Kette gerissen. Also musste ich ganz schnell wieder umdrehen und nach unten Rollen."

Unten angekommen, warten schon die Fernsehteams - und dann auch noch mehrere Interview-Termine, unter anderem mit Motorsport-Magazin.com. Richtig viel Spaß macht Vettel ein Termin mit einer großen deutschen Sonntagszeitung: Für die dürfen ihm die Kinder Fiona, Louis und Tim Fragen stellen. Eine ganz bestimmte Frage darf dabei natürlich nicht fehlen: "Was machst Du denn, wenn Du im Auto mal Pippi machen musst?" Vettel muss lachen: "Anhalten geht ja schlecht - dann würde ich ja Letzter werden..." Andere Fahrer würden da auch schon mal in die Hose machen, was die Kiddies eklig finden, aber Sebastian kann sie beruhigen: "Ich hab's bis jetzt immer geschafft, trocken zu bleiben. Der Trick ist, dass man halt kurz vorher in der Garage noch mal aufs Klo geht."

Ab in die Jury

Vettel ehrt die Sieger, Foto: Red Bull
Vettel ehrt die Sieger, Foto: Red Bull

Von den Kindern dann gleich weiter in die Prominenten-Jury, die die Fantasie und die Auftritte der Seifenkisten-Teams bewertet. Der Jury gehört auch Sven Hannawald an. Der Ex-Skisprungstar ist mittlerweile selbst auf der Rennstrecke unterwegs und unterhält sich gut mit Vettel. Außerdem sitzen das große deutsche Rallye-Talent Hermann Gassner junior, Alec Völkel und Sascha Vollmer von der Band "The Boss Hoss" in der Jury. Gassner junior ist dabei sehr angetan davon, wie locker und normal Vettel sich gibt - "gar nicht wie ein Superstar".

Eines zeigt sich schnell: Vettel geht richtig mit, interessiert sich für die Seifenkisten und auch deren spektakuläre Zielsprünge, steht immer wieder auf, um alles genau mitzubekommen. Und zeigt bei seinen Bewertungen doch, wo er herkommt: Eine gewisse Vorliebe für Konstruktionen, die Formel-1-Autos nicht ganz unähnlich sind, ist nicht zu übersehen.

Bei der Siegerehrung überreicht er die Pokale und dann müsste Vettel eigentlich gleich weg. Das Auto steht bereit - aber Pressesprecherin Britta Roeske hat noch kurz etwas zu erledigen. "Warte doch in dem kleinen VIP-Zelt auf sie, da vorne Richtung Auto sind so viele Leute", schlägt jemand vor. Aber Vettel sieht das anders: "Na und, wo ist das Problem?", fragt er, geht auf die Fans zu, schreibt fleißig Autogramme, hat für alle ein nettes Wort, nimmt sich besonders viel Zeit, um sich mit einer Rollstuhl-Fahrerin zu unterhalten, ein gemeinsames Foto zu machen.

Dann kommt Britta, also ab ins Auto, auf den Weg nach Holland, wo in der Nacht von Sonntag auf Montag ein Filmdreh für den Reifenhersteller Tirendo auf dem Programm steht. Dienstag und Mittwoch ist dann noch mal Training zu Hause in der Schweiz angesagt, am Donnerstag sitzt er bereits wieder bei Red Bull in Milton Keynes im Simulator, am Freitag dann in Silverstone am letzten Tag der Young Drivers Tests im Auto - um die "neuen alten" Pirelli-Reifen kennen zu lernen. Formel-1-Fahrer haben eben doch nicht so viel Freizeit.

Lesen Sie am Montag auf Motorsport-Magazin.com Teil 2 des Exklusivinterviews mit Sebastian Vettel. Darin spricht er über Freundschaft, Sport, seine Heimat und seine Zukunft.