Lewis Hamilton gewann den Großen Preis von Ungarn vor Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel. Trotz Hamiltons Start von der Pole Position kam der Sieg eher überraschend, nachdem viele Beobachter damit gerechnet hatten, dass Mercedes wegen der heißen Temperaturen am Hungaroring eingehen würde. Doch Hamilton fuhr seine Drei-Stopp-Strategie souverän nach Hause und feierte damit seinen ersten Erfolg für die Silberpfeile. Gleichzeitig war es der 22. Formel-1-Sieg des Briten, womit er mit seinem Landsmann Damon Hill in der ewigen Bestenliste gleichzog.

"Wir hatten gehofft, dass die Reifen halten, waren uns aber nicht sicher. In den letzten 20 Runden habe ich sie dann geschont", so Hamilton nach dem Rennen. "Das war einer der wichtigsten Siege meiner Karriere. Es ist toll, wenn man zu einem neuen Team kommt und dann ein Rennen gewinnt." Das Duell der Schlussphase fand zwischen Vettel und Räikkönen statt. Der Lotus-Pilot war mit einer unüblichen Zwei-Stopp-Strategie unterwegs, rettete sich aber mit weniger als einer Sekunde Vorsprung auf Vettel als Zweiter über die Ziellinie.

"Ich wusste, dass es mit Seb knapp werden würde", sagte Räikkönen. "Ich dachte, dass die Reifen halten, aber am Ende wurde es kritisch." Vettel setzte auf drei Stopps bei der Hitzeschlacht von Ungarn, für ein Überholmanöver gegen den von Platz sechs gestarteten Räikkönen reichte es aber nicht mehr. "Es war wirklich eng mit Kimi", meinte auch Vettel. "In den Kurven war ich nah dran, aber auf den Geraden konnte ich ihn nicht packen."

Hinter den Top-3 schaffte es Mark Webber auf die vierte Position. Der Australier hatte das Rennen von Platz zehn aufgenommen, arbeitete sich dank seiner Strategie - er war als einer der wenigen Fahrer auf Medium-Mischungen gestartet - aber um sechs Positionen nach vorn. Fernando Alonso sicherte sich Platz fünf vor Romain Grosjean, dem ein besseres Ergebnis wegen einer Durchfahrtsstrafe verwehrt blieb. Jenson Button fuhr von Startplatz 13 als Siebter erneut in die Punkteränge und setzte den Aufwärtstrend von McLaren fort.

Top-Start von Hamilton, Foto: Sutton
Top-Start von Hamilton, Foto: Sutton

Felipe Massa, Sergio Perez und Pastor Maldonado komplettierten die Top-10 des zehnten Rennens der Saison. Damit holte der Venezolaner den ersten WM-Punkt für Williams in diesem Jahr. Er profitierte zudem von einem Motorschaden, der Nico Rosberg kurz vor Schluss aus den Punkterängen warf.

Der Start: Hamilton kam von der Pole gut weg, Vettel daneben von der schmutzigen Seite nicht. Mit Mühe und Not verteidigte sich der Weltmeister gegen den heranstürmenden Grosjean. Nico Rosberg war der große Verlierer des Starts. Erst kam er von der Strecke ab, dann kollidierte er in Kurve fünf mit Felipe Massa und schlitzte sich seinen rechten Hinter-Reifen am Frontflügel des Ferraris auf. Rosberg fiel von Startplatz vier auf P12 zurück. "Das war zu 100 Prozent Felipes Schuld", war der Mercedes-Pilot übrezeugt. "Dazu werde ich ihm noch das Wörtchen vom Sonntag sagen."

Die Zwischenfälle: Nach Adrian Sutil, der in Runde 20 wegen eines Hydrauliklecks aufgeben musste, trat auch Esteban Gutierrez vorzeitig die Sommerpause an. In der 30. Runde musste er seinen Sauber wegen eines Getriebe-Problems in der Box abstellen. Grosjean wurde zur Rennmitte mit einer Durchfahrtsstrafe belegt, nachdem er in Runde 29 Massa in Kurve vier tapfer überholt, dabei aber die Strecke verlassen hatte. Eine vorherige Rempelei zwischen Grosjean und Button wird nach Rennende untersucht. Nico Hülkenberg kassierte ebenfalls eine Durchfahrtsstrafe, weil er in der Boxengasse zu schnell war. Valtteri Bottas rollte im 45. Umlauf aus.

Nico Rosberg im Pech, Foto: Sutton
Nico Rosberg im Pech, Foto: Sutton

Die weiteren Deutschen: Adrian Sutil startete von Platz elf auf den Medium-Reifen und wurde erst einmal von seinen Soft-Kontrahenten durchgereicht. Bei seinem ersten Boxenstopp in Runde 20 musste der Force-India-Pilot vorzeitig Feierabend machen. Ein Hydraulikleck legte seinen Boliden lahm - kein schöner Ausgang von Sutils 100. Formel-1-Rennen. Für Nico Hülkenberg lief es nicht um Welten besser als für seinen Landsmann. Nach einem durchschnittlichen Start wurde sein Rennen zur Rennmitte komprimiert, weil er wegen einer Durchfahrtsstrafe (Speeding) viel Zeit verlor - am Ende rauschte er als Elfter am dritten Punkte-Finish in Folge vorbei. Nico Rosberg rollte fünf Runden vor Schluss mit einem rauchenden Motor aus - das unrühmliche Ende eines unglücklichen Rennens.

Die Analyse: Die Hitze am Hungaroring - knapp 50 Grad Streckentemperatur - sowie die neuen Pirelli-Reifen waren die große Unbekannte vor dem zehnten Rennen der Saison. Nach dem Ungarn Grand Prix lässt sich sagen: Die Reifen hielten auch bei extremen Temperaturen zuverlässig und sorgten für zahlreiche unterschiedliche Strategien. Mercedes setzte bei Hamilton auf eine Drei-Stopp-Strategie, um die eigenen Reifenprobleme zu umschiffen. Diesmal machte der Silberpfeil keinerlei Schwierigkeiten und Hamilton gelang der Start/Ziel-Sieg, mit dem nur wenige Beobachter gerechnet hatten. Lotus' Zwei-Stopp-Strategie bei Räikkönen ging auf und mit Platz zwei fuhr er die Ernte ein.