Es war die große Sensation zum Weihnachtsfest 2009: Michael Schumacher kehrt 2010 mit Mercedes in die Forme 1 zurück. Viele Fans schrieben Siege und Weltmeistertitel gar nicht erst auf die Wunschliste für den Weihnachtsmann - wenn der Rekordweltmeister wieder ins Lenkrad greift, sind Erfolge ohnehin garantiert, so der allgemeine Tenor. Doch die Ernüchterung kam schnell, der Mercedes war in den ersten Jahren kein Siegerauto. Auch wenn Schumachers zweite Formel-1-Ära ohne weiteren Sieg oder gar Titelgewinn endete, so blickt er dennoch gerne auf beide Karrieren zurück.

"Ferrari oder Mercedes? Ich habe kein Problem damit, zu sagen, dass sich sie beide liebe - Ferrari und Mercedes", so Schumacher zum italienischen Sky Sport. Der siebenmalige Weltmeister erklärt: "Bei Ferrari hatte ich eine wunderschöne Zeit. Wenn man sich die Siege und die ganzen Freunde ansieht, vielleicht die beste. Aber auch bei Mercedes habe ich mich wohl gefühlt. Dort konnte ich mich glücklich schätzen, mit so vielen guten Leuten zusammen zu arbeiten."

Als wichtigsten seiner sieben Titel bezeichnet Schumacher seinen ersten bei der Scuderia. Nach vier schwierigen Jahren bei Ferrari krönte er sich in Suzuka zum dritten Mal zum Weltmeister. "Der Titelgewinn 2000 war der wichtigste und glanzvollste für uns alle. Jean Todt [damaliger Ferrari Teamchef] sagte damals auf dem Podium, das sich das Leben von nun an ändern würde." Insgesamt schätzt Schumacher seine sieben Weltmeistertitel höher ein als die 91 Grand-Prix-Erfolge. "Die sieben Weltmeistertitel sind offensichtlich mein wichtigster Rekord. Am Ende ist es immer das Ziel, Weltmeisterschaften zu gewinnen, die ganze Anstrengungen und alle Opfer sind nicht nur für einen einzelnen Rennsieg."

1991 lernten sich Schumacher und Briatore kennen, Foto: Sutton
1991 lernten sich Schumacher und Briatore kennen, Foto: Sutton

Seine erste Weltmeisterschaft gewann der Kerpener 1994 mit Benetton. Teamchef damals: Flavio Briatore. Auch an den markanten Italiener hat Schumacher noch beste Erinnerungen. "Flavio war kein Formel-1-Experte, es war damals alles neu für ihn. Wegen einer bestimmten Situation und durch ein paar Zufälle ist er in das Team gekommen und hat sich um das Geschäftliche gekümmert, während Tom Walkinshaw und seine Truppe sich um die technischen Belange gekümmert haben." Auch wenn das Trio aus Briatore, Walkinshaw und Schumacher fast gänzlich neu in die Formel 1 kam, so stellten sich dennoch schnell Erfolge ein.

Bereits 1992 gewann Schumacher sein erstes Rennen, 1994 folgte die erste Weltmeisterschaft. Das Erfolgsrezept: Die Perfekte Balance der Kompetenzbereiche. "Flavios Arbeit im Team war phänomenal. Er hat sich perfekt um die finanziellen und organisatorischen Dinge gekümmert, kannte aber gleichzeitig seine Grenzen. Er wusste, dass er kein Ingenieur war und hat nicht in die Arbeit der Mechaniker hineingefunkt", Schumacher. Das Verhältnis zwischen Schumacher und Briatore beschränkte sich später nicht nur auf Berufliches. "Wir wurden gute Freunde und hatten eine tolle Zeit miteinander."

Fitness gehört seit jeher zu Schumachers obersten Prinzipien, Foto: Sutton
Fitness gehört seit jeher zu Schumachers obersten Prinzipien, Foto: Sutton

Schon bei seinem Formel-1-Einstieg 1991 galt Schumacher als Top-Athlet unter den Piloten. Der Kerpener legte von Beginn an großen Wert auf Fitness. "Die physische Vorbereitung war sehr wichtig, die Formel 1 erforderte eine Menge körperlichen Einsatz. Als ich begann, verlangten Faktoren wie Geschwindigkeit, Müdigkeit, das Fehlen der Servolenkung oder die manuelle Schaltung nach einem gut trainierten Körper." Servolenkung und andere technische Finessen würden es heutzutage etwas angenehmer machen, aber "die Geschwindigkeit ist unverändert." Zwar sei heute die Physis nicht mehr der alles entscheidende Faktor, schaden würde sie jedenfalls nicht. "Ich habe so trainiert, dass ich bei 150 oder 200 Prozent war, weil ich davon überzeugt bin, dass wir auch auf das Unerwartete vorbereitet sein sollen."

Langweilig wird dem Wahl-Schweizer aber auch nach seiner aktiven Formel-1-Karriere und dem exzessiven Training nicht. "Ich hatte schon immer ein Leben neben der Formel 1. Ich kann jetzt intensiver leben, die Familie ist für mich sehr wichtig und zusätzlich habe ich so viele Leidenschaften und Hobbies, denen ich mich nun widmen kann." Und auch um die berufliche Zukunft müssen sich seine Fans keine Sorgen machen. Neben seiner Tätigkeit als Markenbotschafter für Mercedes-Benz arbeitet Schumacher noch an zahlreichen anderen Projekten. "Ich bin froh, die Balance zwischen Arbeiten und Privatem gefunden zu haben."