Die Reifenplatzer von Silverstone haben Konsequenzen - so viel steht mittlerweile fest: Nach den dramatischen Ereignissen beim Großbritannien GP überarbeitet und verstärkt Pirelli die Pneus schon in der kurzen Zeit hin bis zum nächsten Rennen auf dem Nürburgring am Wochenende. Beim anschließenden Lauf in Ungarn sollen dann gänzlich überarbeitete Spezifikationen geliefert werden, die den Mischungen von 2012 entsprechen werden. Doch während der Großteil der Experten, Fahrer und Teams im Paddock die raschen Maßnahmen begrüßt, findet einer: Alles nur Panikmache. Vertreter dieser Meinung ist Force-India-Teamchef Vijay Mallya, der bei seinen Aussagen wohl nicht ganz uneigennützig denkt. Der VJM06 seines Teams gilt immerhin als eines der Autos im Feld, das die viel kritisierten Pneus am meisten schont und damit von den schnell abbauenden Gummis gerade im Rennen sehr profitiert.

Mit Ausnahme einer Delamination bei Paul di Resta blieb die britisch-indische Truppe heuer zudem von den Reifenschäden der Konkurrenz verschont. Eine Änderung bei den Reifen sei ein hysterisches Eingreifen in den Wettbewerb, so Mallya, der fürchtet, für seinen Rennstall könnte durch die Veränderungen ein sportlicher Nachteil entstehen. Die vielmals geäußerten Sicherheitsbedenken wollte er dabei nur bedingt gelten lassen. "Außer für den hinterherfahrenden Piloten und den Fahrer selbst, der sich wegen der plötzlichen Explosion vielleicht ein bisschen erschreckt, ist das meiner Meinung nach überhaupt kein Sicherheitsrisiko", spielte der Inder die immer öfter auftretende Problematik herunter. Harter Tobak von Mallya, der seine Aussage begründen wollte: "Wir haben noch kein einziges Auto gesehen, das wild von der Strecke gekreiselt und in die Mauer gekracht ist." Immerhin gab der Inder bei seinen diskutablen Aussagen zu: "Pirelli wird tun müssen, was Pirelli eben tun muss."

Dabei wollte der Bier- und Fluglinientycoon jedoch eine einheitliche Lösung, mit der alle Rennställe gleichermaßen Leben könnten. "Pirelli muss mit den Teams zusammenarbeiten und eine saubere Lösung finden", so der 57-Jährige. Bereits in Kanada hatte sich Force India unter Vorsitz von Mallya quergestellt und die Einführung neuer Pirelli-Reifen verhindert. Diesmal wolle man jedoch auf einen Protest verzichten, zeigte sich der Teamchef ob des großen öffentlichen Drucks milde und nach eigener Ansicht großmütig gestimmt. "Wenn es um die Sicherheit und das Wohl der Formel 1 geht, lenken wir gerne ein." Einen Seitenhieb konnte er sich trotzdem nicht verkneifen, fügte er doch spöttisch hinzu: "Wir haben ja sowieso keine Probleme damit, also warum sollten wir die Probleme der anderen Teams zu unseren machen?"