Mit 57 Punkten liegt Nico Rosberg derzeit auf Rang sechs der WM-Wertung. 20 Zähler vor ihm rangiert Teamkollege Lewis Hamilton - und das, obwohl Rosberg im Vergleich zum Briten 2013 schon ein Rennen gewonnen hat. Das spannende Duell bei Mercedes, es ist eines der wohl am meisten beachteten Teamduelle dieser Saison und ein Sieger lässt sich noch nicht so recht ausmachen. Viele Fachleute hat Rosberg mit seinen starken Leistungen dennoch überrascht, den hoch geschätzten Ex-Weltmeister Hamilton hatte er zuletzt immer öfter im Griff. Auf ihr persönliches Verhältnis habe sich das jedoch nicht ausgewirkt, wie Rosberg nun verriet. Hamilton und er seien Freunde, wohnen in Monaco sogar im gleichen Apartmenthaus. Doch auch schon bevor sie Nachbarn wurden, hätten sie so ihre Späße getrieben - immerhin kennen sich die zwei Silberpfeil-Piloten schon aus Kartzeiten und somit seit Kindertagen.

"Dieses Jahr haben wir uns zum Glück aber ein bisschen mehr auf das Rennfahren konzentriert, denn als wir noch im Kart unterwegs waren, haben wir auch viel Mist gemacht", grinste Rosberg bei der Erinnerung an die gemeinsame Vergangenheit. So ganz ohne Necken und Herausfordern des anderen ginge es heute aber auch noch nicht. "Wir sind natürlich viel fokussierter und konzentrierter, weil wir uns nun in einer ganz anderen Welt befinden, in der das erforderlich ist - hier und da gibt es aber trotzdem noch den ein oder anderen Spaß", so Rosberg, der sich erinnerte: "Vor kurzem wurden wir beim Fahren mit Jet-Skis gefilmt. Dabei habe ich es kurzzeitig mal etwas ruhiger angehen lassen und auf die TV-Crew gewartet, weil es auch nicht besonders warm war. Und dann krieg' ich plötzlich aus heiterem Himmel eine Tsunamiwelle ab und war komplett durchnässt", lachte Rosberg.

Antwort auf die große Welle

"Die ging natürlich aufs Konto von meinem Teamkollegen und nun bin ich wohl wieder an der Reihe, zurückzuschlagen", versprach Rosberg, schon bald das nächste Kapitel in seiner persönlichen Privatfehde mit Hamilton aufzuschlagen. Auf der Strecke sei die Herangehensweise jedoch schon eine andere als beim Spielen von Streichen. "Ich bin bislang ziemlich zufrieden und davon überzeugt, dass ich einen ganz guten Job mache", so der 27-Jährige, der beim Quervergleich mit seinem ein Jahr älteren Stallgefährten betonte: "Da kommen ja viele Dinge zusammen, die man mitbewerten muss. So hatte ich zu Beginn dieser Saison beispielsweise zwei Ausfälle. Das hat mir beim Blick auf mein Punktekonto schon ziemlich geschadet." In Australien beim Auftakt fiel Rosberg mit einem Elektronikproblem aus - zwei Läufe später in China machte ihm die Aufhängung einen Strich durch die Rechnung.

Feiern ohne Mutti: Seine Siege muss Nico alleine genießen, Foto: Mercedes-Benz
Feiern ohne Mutti: Seine Siege muss Nico alleine genießen, Foto: Mercedes-Benz

Hamilton konnte die Performance des F1 W04 in diesen beiden Rennen in Zählbares umwandeln und fuhr auf den fünften respektive dritten Platz. Dass er nun deswegen im internen Duell mit dem Ex-Champ aber schon dauerhaft ins Hintertreffen geraten sei, glaubte Rosberg nicht. Die Saison sei noch lang. "Und es wäre großartig, am Ende vor Lewis zu stehen. Aber die Priorität liegt jetzt natürlich einfach darauf, einen guten Job zu machen und einfach so viele Punkte in der Meisterschaft zu holen wie möglich." Dabei will er sich auch seine Eigenschaft als kühl kalkulierender und wohl überlegender Rennfahrer zunutze machen. Rosberg gilt als einer der intelligentesten Piloten in der Königsklasse - dass man in der F1 dieser Tage taktisch fahren und beispielsweise mit den Reifen haushalten muss, kommt ihm entgegen. Besonders der technische wie analytische Verstand Rosbergs wird von den Mercedes-Ingenieuren immer wieder gelobt.

Mathe + Physik + Racing = Aero

Die Affinität für die mechanischen Hintergründe der Formel 1, die viele seiner Fahrerkollegen zumindest nicht in diesem Ausmaße teilen, hätte Rosberg sogar fast in einer ganz anderen Position und Berufssparte ins Oberhaus des Motorsports geführt. Zunächst wollte der Sohn von Ex-Weltmeister Keke Rosberg nämlich Luft- und Raumfahrttechnik studieren... im Spezialgebiet der Aerodynamik hätten die Wegweiser - gepaart mit seiner Familiengeschichte - dann wohl wieder Richtung F1 gezeigt. "Ich habe schon in der Schule einen Ingenieurskurs besucht und dann sogar einen Platz am Imperial College in London bekommen, an der wahrscheinlich besten Universität weltweit in diesem Studiengang. Eigentlich wollte ich da auch hingehen, denn meine Grundidee war es damals, die Autos eher zu designen als sie zu fahren."

Rosberg als Konkurrenz für Newey und Co.? Gar nicht so abwegig: "Ich wollte Mathematik, Physik und Racing kombinieren - und diese Kombination war die Aerodynamik." Doch Rosberg entschied sich bekanntlich anders und wenngleich ihm die Erfolge und seine bis dato zwei Formel-1-Siege in China und Monaco Recht gaben, geschah dies wohl eher zum Unmut seiner Mutter Sina. Diese könne ihm nämlich vor lauter Angst nicht beim Rennfahren zuschauen und habe dementsprechend auch seinen umjubelten Triumph zuletzt im Fürstentum versäumt. "Sie ist immer viel zu besorgt um mich und kann deswegen keines meiner Rennen ansehen - schade eigentlich, denn es wäre für sie ja auch einmal schön, wenn es jetzt etwas zu feiern gibt", lachte der Wiesbadener. "Meinen Monaco-Sieg hat sie verpasst - stattdessen hat sie gebügelt", grinste der Mercedes-Fahrer und fügte an: "Ansonsten nützt sie die Zeit auch gerne, um spazieren zu gehen..."

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