An den heißesten Tagen des Jahres kennt die Formel 1 kein anderes Thema als den Reifen-Test, den Pirelli mit Mercedes nach dem Spanien GP auf dem Circuit de Catalunya durchführte. Dass der Test im Widerspruch mit den Sporting Regulations der FIA steht, scheint klar. Doch was genau verbirgt sich hinter dem geheimnisvollen Artikel 22? Motorsport-Magazin.com nimmt besagte Stelle des Reglements genauer unter die Lupe.

Artikel 22 der Sporting Regulations definiert Testfahrten und Windkanal-Tests näher. Artikel 22.1 im Wortlaut:
Als Testfahrt werden bezeichnet, wenn ein Wettbewerber, der in die Weltmeisterschaft eingeschrieben ist, auf einer Strecke abseits eines Weltmeisterschafts-Rennwochenendes fährt und dabei Autos zum Einsatz kommen, die im Wesentlichen den aktuellen Formel-1-Regularien, den Vorjahres-Regularien oder dem Reglement der nächsten Saison entsprechen. Die einzige Ausnahme ist, dass jeder Wettbewerber bis zu acht Promotion-Events absolvieren darf. Dabei müssen aber speziell für diesen Zweck, vom festgeschriebenen Lieferanten bereitgestellte Reifen verwandt werden und es dürfen pro Event nur 100 Kilometer zurückgelegt werden.

Im vergangenen Jahr testete Sam Bird für Mercedes bei den Young Drivers Tests, Foto: Sutton
Im vergangenen Jahr testete Sam Bird für Mercedes bei den Young Drivers Tests, Foto: Sutton

In den folgenden Absätzen werden weitere Eingrenzungen getroffen. So dürfen bei Testfahrten beispielsweise nur Autos zum Einsatz kommen, die den Regularien 16.2-6, 17.2-3 und 18.2-9 des Technischen Reglements entsprechen. Zusätzlich darf ein Team nicht mehr als 15.000 Testkilometer in einem Kalenderjahr absolvieren. In Absatz 4 von Paragraph 22 wird dabei genauer definiert, zu welchem Zeitpunkt keine Testfahrten stattfinden dürfen. Zehn Tage vor dem ersten GP-Wochenende bis zum 31. Dezember desselben Jahres dürfen demnach gar keine Testfahrten durchgeführt werden, mit folgenden drei Ausnahmen:

1. Den dreitägigen Young Drivers Tests, an denen nur Piloten teilnehmen dürfen, die an weniger als drei Rennen in der Formel 1 teilgenommen haben.
2. Vier eintägige Aerodynamik-Tests, sogenannte Straight-Line-Tests.
3. Für den Fall, dass ein Stamm-Pilot während der Saison von einem Fahrer ersetzt werden muss, der in den letzten zwei Saisons an keinem GP teilnahm, darf ein einzelner Testtag einberufen werden, der allerdings auf einer Strecke stattfindet, auf der im selben Jahr kein Weltmeisterschaftslauf ausgetragen wird.

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