Zum ersten Mal seit drei Rennen steht kein Mercedes auf der Pole Position, sondern Vettel ist auf P1. Was erwarten Sie für den Grand Prix?
Marc Surer: Eigentlich verspricht das nicht viel Spannung. Wenn Vettel schon einmal vorne startet, fährt er es normalerweise nach Hause. Da es aufgrund der Bedingungen aber vermutlich ganz andere Voraussetzungen geben wird, wird es spannend, wie die Strategien aussehen werden. Die Reifen dürfen frei gewählt werden und es ist eine wichtige Entscheidung, ob man auf weich oder hart startet. Daher ist das Rennen weit offen.
Muss man daher auch mit Alonso und Räikkönen rechnen, obwohl sie weiter hinten starten?
Marc Surer: Absolut, auf dieser Strecke ist Überholen kein großes Thema, da kann man schon etwas machen. Die Reifen könnten ein Thema werden, auch wenn es am Freitag nicht so ausgesehen hat und alle mit den superweichen lange gefahren sind, aber morgen wird es wärmer und wer weiß, was dann passiert. Ich habe eigentlich Graining erwartet, weil es so kalt ist, aber davon war bisher nichts zu bemerken. Über die Distanz sollten Ferrari und Lotus dabei sein.
Alonso müsste aber aggressiver als in Monaco zu Werke gehen...
Marc Surer: Klar, aber das weiß er auch. Die Strecke ist anders und er wird schon angreifen. Wenn man bedenkt, wie er in Barcelona gewonnen hat und in der ersten Runde zwei Fahrer außen überholt hat... der weiß schon, was er macht.
Sind bei Mercedes wieder Reifenprobleme zu befürchten?
Marc Surer: Es ist sicherlich der Tag der Wahrheit, ob sie das Rennen durchstehen können. Sie hatten aber auch schon Rennen wie China und Malaysia, wo sie nicht so eingebrochen sind. So schlimm wie in Barcelona wird es nicht werden.
Was ist von Bottas zu erwarten?
Marc Surer: Er wird nach hinten durchgereicht werden, das ist das Schlimme für ihn. Das Auto ist wirklich nicht schnell genug. Bottas war schnell genug, es war nicht das Auto. Vielleicht hatte er auch eine glückliche Abstimmung für Regen, sodass das Auto hervorragend funktioniert hat, denn er war schon im Freien Training schnell. Es ist aber zu befürchten, dass die Abstimmung im Trockenen dann nicht ganz passt.
Wie stehen die Chancen für Sauber?
Marc Surer: Sie knabbern an den Punkten. Hülkenberg ist zwar mit Pech aus den Top-10 rausgeflogen, was aber nicht wirklich eine Rolle spielt. Er ist auf jeden Fall auf Punktekurs.
Am Freitag sah Sauber ja nicht so gut aus...
Marc Surer: Sie hatten Abstimmungsprobleme. Bei Hülkenberg gab es einen Fehler, weil irgendein Teil verkehrt eingebaut war. Das sollte nicht passieren, aber seit sie das im Griff haben, sieht es wieder gut aus.
Ein Wort zu Felipe Massa?
Marc Surer: Massa hat wieder eine Pechsträhne. Die Unfälle in Monaco gehen nicht auf seine Kappe - ich bin davon überzeugt, dass auch beim ersten Mal etwas kaputtging, denn es fährt niemand freiwillig mit blockierten Rädern in die Leitplanken, wenn das Auto noch lenkbar ist. Heute hatte Massa Probleme, die Reifen aufzuwärmen. Er ist sowieso empfindlicher als Alonso, der es immer hinbekommt, aber Massa ist sehr sensibel, was die Reifen angeht. Er fährt auch mit den weichen Reifen stets besser als mit den harten. Man hat wieder durchdrehende Räder gehört - er hat einfach keinen Grip bekommen und aus Verzweiflung irgendwann zu spät gebremst und war dann weg.
Warum möchte Ferrari die Schuld für beide Unfälle nicht auf seine Kappe nehmen?
Marc Surer: Massa ist eben der brave Soldat. Die einzige Erklärung, die ich habe, ist, dass Massa am Samstag irgendwo angeschlagen hat und wusste, dass etwas gebrochen ist und das Team daher schützt, aber das könnte er eigentlich auch erzählen. Ich verstehe es nicht. Aber für mich ist klar: kein Fahrer fährt mit blockierten Rädern in die Leitplanke, wenn man gerade über die Schikane fahren könnte. So blöd reagiert kein Fahrer - da war etwas...
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