Als ehemaliger Teamchef kennst du die Strukturen eines Formel-1-Teams ganz genau. Wer ist verantwortlich für eine solche Entscheidung wie den Mercedes-Reifentest?
Eddie Jordan: Ich weiß nur, was bislang offiziell gesagt wurde. Ross Brawn hat mir gesagt, dass Pirelli Informationen brauchte, um die Reifen für das nächste Jahr zu entwickeln. Deshalb haben sie bei Mercedes angefragt. Die entscheidende Frage ist jetzt: Wussten die anderen Teams Bescheid und in wessen Verantwortung lag es, die anderen Teams zu informieren? Aber es ist lange her, dass ich Teamchef war, deshalb kenne ich die genaue Antwort darauf nicht. Aber die werden wir beim FIA International Tribunal erhalten. Bis Silverstone wissen wir also mehr.

Die Fahrer fuhren bei dem Test mit schwarzen Helmen. Warum denn das?
Eddie Jordan: Das habe auch ich mich gefragt. Angeblich war es aus Sicherheitsgründen, was sich für mich etwas seltsam anhört. Denn in meinen 40 Jahren im Motorsport habe ich es noch nie erlebt, dass Fahrer bei einem offiziellen Test schwarze Helme tragen mussten. Aber auch in diesem Fall werden wir die Antwort im Tribunal erhalten. Die Frage ist: Haben sie versucht, es geheim zu halten? Möglicherweise. Wollten sie es geheim halten? Möglicherweise. Aber das wäre von Anfang an ein großes Risiko gewesen.

Ross sagt, dass ein dreitägiger Test von Mercedes in Barcelona niemals geheim gehalten werden könnte. Aber es dauerte länger als eine Woche, bis es jemand herausgefunden hat. Es gibt einfach viele offene Fragen, über die wir nur spekulieren können. Das macht allerdings keinen Sinn, so lange wir die Fakten nicht kennen. Manche Leute sprechen über Strafen, aber ich weiß nicht, was los war. Ich weiß nicht, welchen Vorteil es gebracht haben könnte. Und ich weiß auch nicht, ob das Reglement oder Verträge zuerst kommen.

Was erwartest du vom FIA International Tribunal?
Eddie Jordan: Ich weiß nicht, wie sie entscheiden werden. Aber die einzigen, die sie bestrafen können, sind Mercedes. Denn meines Wissens kann der Sporting Code der FIA nichts gegen Pirelli unternehmen. Sollte Mercedes schuldig gesprochen werden, wissen wir, wie hart die FIA sein kann. Das Extrembeispiel hierfür war McLaren.