Dem kalten Regen auf der Ile Notre Dame folgte am Samstagabend im Fall von Kimi Räikkönen und Daniel Ricciardo die nächste kalte Dusche. Beide Piloten verlieren in der Startaufstellung für den Großen Preis von Kanada am Sonntag zwei Positionen. Die Stewards sahen es nach Anhörung aller beteiligten Fahrer und der Sichtung des Videomaterials als erwiesen an, dass sich Räikkönen und Ricciardo beim Re-Start von Q2, 1:59 Minuten vor dem Ende der durch Felipe Massas Abflug unterbrochenen Session, am Ausgang der Boxengasse nicht in der Fastlane eingeordnet und sich so einen Vorteil verschafft hatten.

Der dadurch genommene Vorteil stellte für die Rennleitung eine Verletzung von Artikel 23.6 des Sportlichen Reglements dar, demzufolge unter normalen Umständen in der Box nur einie Linie gebildet werden darf, weshalb beide Piloten mit einer Rückversetzung um zwei Plätze belegt wurden. Glück im Unglück für die beiden Sünder: Da Räikkönens Strafe zuerst ausgesprochen wurde, gewann er durch Ricciardos Strafe, der zuvor einen Platz gutgemacht hatte, wieder eine Position und startet somit als Zehnter ins Rennen, der Australier direkt hinter ihm als Elfter - Einziger Profiteur der Strafe ist daher Nico Hülkenberg, der um zwei Positionen nach vorne aufrutschen und den Kanada GP nun vom neunten Platzen aus in Angriff nehmen kann.

Sutil rannte die Zeit davon

"Es war eine aufregende Situation", beschrieb Adrian Sutil den Re-Start. "Ich war das dritte Auto am Ende der Boxengasse. Wir wollten früh raus, weil wir wussten, dass man dann freie Fahrt hat. Was nicht in Ordnung war, waren die anderen, die plötzlich eine zweite Linie aufgemacht haben." Danach erlebte Sutil totales Chaos. "Ich habe mich lange angestellt und bin als Fünfter oder Sechster rausgefahren", erinnerte er sich. "Das war ein klarer Nachteil - denn in solchen Situationen zählt jede Sekunde."

"Ich bin mit drei verbleibenden Sekunden über die Ziellinie gefahren und konnte noch eine schnelle Runde fahren", so Sutil. "Ich hatte mit zwei Autos vor mir gerechnet und dachte, das sollte kein Problem werden. Dann waren aber mehr Autos vor mir und jeder versuchte, seinen Abstand zu halten. Dann rennt einem die Zeit davon..." Auch Nico Rosberg empfand die im Anschluss an die Qualifikation ausgesprochenen Sanktionen daher als gerechtfertigt. Der Deutsche sagte mit Blick auf das Chaos bei der Boxenausfahrt: "Ideal war das sicher nicht, denn eigentlich soll man das nicht machen - man gewinnt dadurch ja Zeit. Wenn man sich so verbeimogelt, bringt einem das schon einen großen Vorteil."