Es war wohl einer der schönsten Tage in seinem Leben: Nico Rosberg kam nach seinem sensationellen Monaco-Triumph aus dem Feiern, Jubeln und Strahlen gar nicht mehr heraus. So ausgelassen wie am Sonntag hatte man den blonden Wahl-Monegasse selten gesehen. "Dieser Sieg ist für mich etwas ganz Besonderes - das Gefühl ist einfach unbeschreiblich", grinste der 27-Jährige im Anschluss an den Sieg in seinem Wohnzimmer. "Ich kann es noch gar nicht richtig fassen und werde sicher einige Zeit benötigen, um es zu verarbeiten", meinte der Rosberg, der angab, es sei am Sonntag in erster Linie wichtig gewesen, im Rennen stets einen kühlen Kopf zu bewahren. "Das Team hat mich aber immer perfekt über alles informiert", lobte der Mercedes-Pilot und verriet mit Blick auf die Strategie: "Ich wusste von vornherein, dass ein Stopp unser Ziel war. Das mussten wir versuchen, um das Rennen zu gewinnen - wir wussten aber auch, dass das mega schwer für uns werden würde."

Von Anfang an habe er deshalb versucht, die Pace an der Spitze zu kontrollieren. "Das ist auch gut gelungen. Ich habe dann hinten raus im ersten Stint sogar ein bisschen pushen können, um die Lücke zu vergrößern. Auch der Stopp lief dann gut." Anders verhielt es sich da schon bei Rosbergs Teamkollege Lewis Hamilton, den das Safety-Car zwei Positionen kostete. "Schade für Lewis, denn für ihn ist das ungünstig gelaufen. Ich weiß zwar nicht genau, was bei ihm passiert ist, aber ich glaube das war ziemlich großes Pech", spendete der Deutsche seinem Stallgefährten Trost. Für ihn selbst sei es nach dem ersten Boxenstopp hingegen schwierig gewesen, die Reifen auf Temperatur zu bringen. Ob ihm die Rennunterbrechung vor diesem Hintergrund eher geholfen oder geschadet hätte, konnte er nicht sagen.

Re-Starts waren kein Problem

Rosberg mit seinem Pokal: Selten sah man ihn so ausgelassen, Foto: Sutton
Rosberg mit seinem Pokal: Selten sah man ihn so ausgelassen, Foto: Sutton

"Ich bin mir nicht sicher, denn ich war eigentlich immer in einem guten Rhythmus drin." Dann stehenbleiben zu müssen, sei also wenig förderlich gewesen. "Es war schon sehr komisch", so Rosberg. "Dann noch einmal die Konzentration zu sammeln und noch einmal loszufahren... das ist einfach die große Herausforderung in Monaco: Die Konzentration. Das Rennen hat sich ja so gezogen heute, dass es sich am Ende wie ein ganzer Tag angefühlt hat", meinte der Sieger sichtlich geplättet. Auch wenn ihm das erste Safety-Car ein bisschen zu früh auf die Strecke kam, da er seine Reifen, obwohl diese schon recht verschlissen gewesen wären, gerne noch weiter ausgequetscht hätte, gab Rosberg an, bei den diversen Re-Starts keinerlei Probleme gehabt zu haben: "Da war alles in Ordnung, das hatte ich schon im Griff. Nur mit den härteren Reifen war es schwierig, weil die Temperatur nicht in die Reifen reinging, die waren zu kalt."

Dementsprechend habe man sehr vorsichtig sein müssen. "Ich glaube allerdings, dass die Fahrer hinter mir genau die gleichen Probleme hatten", sagte der gebürtige Wiesbadener. Besonders der linke Hinterreifen habe einem das ganze Wochenende über die größten Probleme bereitet. Am Ende zählte all das jedoch nicht mehr - spätestens bei der Überfahrt der Ziellinie sei der ganze Druck von ihm abgefallen. Ein Gefühl, das Rosberg schon von seinem ersten F1-Triumph in China 2012 kannte. Ansonsten könne man seine beiden bisherigen Siege aber kaum vergleichen, wie Rosberg fand. "Höchstens vielleicht emotional. Es war auch hier wieder ein unglaubliches Erlebnis", sagte der WM-Sechste, der angab, noch nicht zu wissen, wohin er seinen schmucken Siegerpokal stellen werde. "Vielleicht ins Büro von Toto [Wolff]", lachte Rosberg. Im Vergleich zu seiner einzigen zuvor eingefahrenen Siegestrophäe sei der neue Pokal aber schon etwas schöner. "Allerdings spreche ich jetzt nicht über die Optik. Es ist einfach ein Monaco-Sieg, das ist das Wichtigste."

Jubel in der Box: Das Team feierte bis in die Abendstunden, Foto: Sutton
Jubel in der Box: Das Team feierte bis in die Abendstunden, Foto: Sutton

Dass einer der ersten Gratulanten in der Fürstenloge ausgerechnet Fürst Albert gewesen sei, ehrte Rosberg besonders. "Fürst Albert meinte, er hat sich gefreut, dass ich gewonnen habe. Wir kennen uns ja auch ein bisschen, dadurch dass ich hier ein Einheimischer bin", grinste der Silberpfeil-Pilot, der hinzufügte: "Ich freue mich jetzt auf das Dinner beim Fürsten heute Abend. Das ist etwas ganz Besonderes für mich." Übermäßig stolz werde man ihn in Zukunft aber trotzdem nicht durch die Straßen Monte Carlos stolzieren sehen, wie Rosberg versprach: "Das ist das Schöne an Monaco. Man ist hier nur einer von vielen. Das finde ich an der Stadt so angenehm." Einer von vielen? Teamchef Ross Brawn konnte seinem siegreichen Schützling da nur widersprechen. Für den Briten hatte Rosberg am Sonntag Außergewöhnliches geleistet: "Er hat das gesamte Wochenende keinen Fehler gemacht, war in jeder Session der Schnellste und fuhr ein sehr ausgeglichenes und kontrolliertes Rennen", lobte Brawn. Der Brite fand: "Dieser zweite Grand Prix-Sieg seiner Karriere ist wohlverdient."

Wie der Vater - so der Sohn

Teamkollege Hamilton sei das ganze Wochenende über nicht ganz auf Rosbergs Niveau gefahren, so Brawn, der trotz aller Freude über den Sieg jedoch auch befürchtete, dass der Kurs in Monaco nicht besonders repräsentativ sei. "Wir werden unseren Sieg heute Abend genießen, aber wir wissen, dass wir weiter hart arbeiten müssen, um zu verstehen, wie wir auf jeder Strecke das Potential unseres Autos voll ausschöpfen und uns weiter steigern können", erklärte Brawn. Niki Laudas Lobgesang auf Sieger Rosberg und das Team hörte sich da schon etwas deutlicher an. "Nico ist von seinen Grundgenen her wie sein Papa: Er kann Auto fahren", grinste der dreifache Weltmeister und nahm Bezug auf Rosbergs Vater Keke, der in Monaco genau 30 Jahre vor seinem Sohn ebenso gewonnen hatte. "Nico ist in seiner Höchstform", lobte Lauda. "Er hatte die letzten Jahre vielleicht nicht das Material, das zu zeigen, aber er kann perfekte Rennen fahren - so wie heute. Er war wirklich weltmeisterlich unterwegs."

Mit Blick auf den internen Zweikampf zwischen Hamilton und Rosberg fügte er an: "Ich betrachte das nüchtern und im Moment hat Nico einen Tick Vorsprung - es waren zwei Zehntel in Barcelona und auch hier." Das Blatt könne sich jedoch auch schnell wieder wenden, so Lauda, der die Angelegenheit für sein Team als durchwegs positiv bewertete. "Für uns ist es nur gut, wenn sich beide gegenseitig hoch und zu Spitzenleistungen pushen. Besser als Nico kann man es heute aber jedenfalls nicht machen." Auch Laudas Landsmann Toto Wolff meinte: "Das war ein überlegener Auftritt von Nico - nicht nur heute, sondern am gesamten Wochenende. Er hat alles richtig gemacht." Das gleiche Ziel müsse nun auch das Team haben, denn ein Doppelsieg sei in Monaco möglich gewesen. "Wir waren hier allerdings auch schon letztes Jahr richtig gut und wussten, dass uns diese Strecke entgegenkommt", so Wolff, der sagte: "Nun müssen weiter arbeiten, damit wir auch in Kanada die Reifen so zum Arbeiten bekommen."