Kimi Räikkönen auf Platz vier und Fernando Alonso auf Rang fünf - sind sie dennoch eher die Favoriten auf den Sieg als Mercedes?
Christian Danner: Ja, natürlich. Man muss nur sehen, wie die letzten Rennen gelaufen sind. Soweit ich das mitbekommen habe, ist der Mercedes auf Longruns immer noch ausgesprochen mittelmäßig. Der Lotus ist der Beste und der Ferrari der Zweitbeste, je nachdem mit welchem Reifen sie unterwegs sind und zu welcher Tageszeit. Ich gehe davon aus, dass Alonso und Räikkönen - und auch bis zu einem bestimmten Punkt Vettel - das eher unter sich ausmachen, als die Mercedes. Aber das ist jetzt keine besondere Vorhersage, das weiß jeder Fan - das ist nichts Neues.

Auffällig war, das Kimi Räikkönen und auch die Ferraris im ersten und zweiten Sektor Bestzeiten gefahren sind und dann im letzten Sektor sechs Zehntelsekunden auf die Mercedes verloren haben. Woran kann man das festmachen?
Christian Danner: Schwer zu sagen. Das hat mit Sicherheit mit der grundsätzlichen Abstimmung zu tun. Der Mercedes klebt vor allem am Anfang in den langsamen Abschnitten, in den Mickey-Maus-Passagen, auf der Strecke, aber dann geht ihm die Traktion aus. Die anderen Teams scheinen ihre Autos so abgestimmt zu haben, dass es im Qualifying nicht so optimal ist, aber es dann im Rennen viel, viel besser hält. Das scheint der Unterschied zu sein. Aber was sie genau gemacht haben, oder nicht gemacht haben, das kann ich nicht sagen.

Man fragt sich auch: Was macht eigentlich McLaren?
Christian Danner: Alles falsch. McLaren macht alles falsch. Also das Auto kann man jetzt, wo sie die ganzen Updates gebracht haben - die arbeiten ja schon seit Melbourne an diesem Update, nicht erst seit dem dritten oder vierten Rennen - in die Tonne kloppen.

Eigentlich ist ja McLaren für eine gute Weiterentwicklung während der Saison bekannt. Merkt man, dass da Paddy Lowe fehlt?
Christian Danner: Ich glaube, dass die das Auto in die Tonne kloppen müssen und einfach mit dem Alten weiterfahren.

Und was soll dann Williams machen? Letztes Jahr Pole Position und Sieg hier und in diesem Jahr beide Autos in Q1 ausgeschieden.
Christian Danner: Ähnlich. Das Auto gehört in die Tonne - Fehlkonstruktion. Man muss das ja immer ein bisschen relativieren: Der Williams fährt gute zwei Sekunden langsamer. Das ist ja jetzt kein Unterschied von Tag und Nacht. Nur in der heutigen Formel 1, wo wir eine Reglementstabilität seit zwölf Jahren haben, da kann jeder von jedem so abkupfern, dass irgendwann alle fast gleich gut sind. Williams ist so eine tolle und große Organisation, die das eigentlich auch hinbekommt. Deshalb lautet mein Rückschluss: Die müssen irgendeinen Wurm im Auto haben, wo einfach gar nichts funktioniert. An den Fahrern liegt es nicht, die sind sauschnell.