Es hatte so verheißungsvoll begonnen: Fernando Alonso auf Startplatz drei, Felipe Massa - begünstigt durch die Strafversetzungen von Mark Webber und Lewis Hamilton - auf Platz vier. Das bittere Ende vom Lied: Alonso kämpfte sich mit Ach und Krach, einem defekten DR-System und vier Boxenstopps auf die achte Position beim Großen Preis von Bahrain. Massa erlitt zwei Reifenschäden, musste ebenfalls viermal in die Boxengasse abbiegen und landete als 15. im Niemandsland. Rot sieht schwarz - Motorsport-Magazin.com analysiert auf das völlig verkorkste Rennen der Scuderia in Manama.

Ein Aufschrei kurz nach dem Start: Alonso preschte vor und überholte in den ersten Kurven Sebastian Vettel - der erste kleine Erfolg. Der Weltmeister eroberte Platz zwei zwar zurück und überholte auch noch den führenden Nico Rosberg, doch das Trio schenkte sich nichts beim Kampf um die Spitze. Dann der erste Rückschlag: In Runde sechs wird klar, dass Alonso ein Problem mit seinem verstellbaren Heckflügel hat - die Klappe schließt nicht mehr. Erster Boxenstopp in Runde sieben, dazu ein neuer Satz der harten Reifen. Alonso fällt zurück. Das Unheil nimmt seinen Lauf. Wieder schließt Alonsos Heckflügel nach DRS-Betätigung nicht mehr und zwingt den Spanier zu einem zweiten Ausflug in die Box.

Alonso am Ende des Feldes während WM-Rivale Vettel an der Spitze schon einsam seine Kreise zieht - ein Desaster für Ferrari. Für den Rest des Rennens musste Alonso auf den Einsatz seiner Flügelklappe verzichten, gerade beim eng umkämpften Rennen in Bahrain ein ordentlicher Nachteil. Seinem Talent und dem starken Auto hatte er es zu verdanken, dass mit Platz acht zumindest noch ein paar Pünktchen heraussprangen. "Ich habe wirklich schon Zeiten mit mehr Glück erlebt", sagte Alonso. "Mit dem DRS-Problem war es schwierig mich aus den Gruppen, in die ich immer wieder geraten bin, zu befreien."

Viele Beobachter und Experten schüttelten den Kopf: Warum stellte Ferrari das DRS bei Alonso nicht einfach ab statt ihn zweimal mit dem gleichen Problem an die Box zu beordern? Die Erklärung lieferte Stefano Domenicali, der zuerst glaubte, dass es sich bei diesem Problem um eine einmalige Angelegenheit handeln würde. Doch dem war nicht so, wie das Team schmerzhaft feststellen musste. Es handelte sich um ein mechanisches, nicht um ein hydraulisches Problem - der Körpereinsatz der Mechaniker beim manuellen Flügelzurückstellen war also vergebene Müh'. "Es sah so aus, als wäre alles in Ordnung, aber dann ist das Problem wieder aufgetaucht. In dem Moment wurde uns klar, dass es etwas Ernsthaftes ist", sagte Domenicali.

Trotz all der Sensoren im Auto und Anzeigen am Kommandostand realisierte Ferrari das eigentliche Problem zu spät. Menschliches Versagen, für das Alex Wurz aber eine triftige Erklärung parat hatte. "Am Sofa zu sitzen und zuzuschauen ist einfach, aber wenn man im Renndruck ist und dir fünf Ingenieure etwas anderes sagen, ist es nicht so einfach", erklärte der Österreicher bei Motorsport-Magazin.com. Dennoch gelang es Alonso, sich in den 50 ausstehenden Runden angeschlagen durchs Feld zu kämpfen und zeitweise sogar die Pace der Spitzen-Autos halten zu können. "Mit uns da vorne wäre es sicher ein viel schwierigeres Rennen für Vettel geworden", war Alonso von der Stärke des F138-Boliden überzeugt.

Technik-Defekt bei Alonso, Platten, Pech und Pannen bei Kollege Massa. Die Chronik seines Rennens kurz zusammengefasst: Kollision mit Adrian Sutil beim Start, Frontflügel angeknackst, Reifenwechsel in den Runden 10, 17, 28 und 36 - Platz 15. Dem Brasilianer gelang es ohne eigene Schuld, sich gleich zwei Reifenschäden zuzuziehen. Dadurch war sein Rennen zerstört. "Ich weiß nicht, was da los war, ich habe absolut keine Ahnung", sagte Massa im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Zwei Reifenschäden innerhalb eines Rennens, das ist einfach zu viel. Aber was soll ich machen?" Kurios: Bei seinem ersten Reifenschaden löste sich die Lauffläche vom Reifen herunter. Pirelli kündigte Aufklärungsarbeit an. Motorsportchef Paul Hembery: "Es gab ein deutliches Problem mit dem Reifen von Felipe Massas Ferrari, das wir derzeit untersuchen. Wir haben gesehen, dass eine Reifenflanke einen Schnitt hatte, dazu noch einer auf der Lauffläche. Wir versuchen herauszufinden, was der Grund für diese Cuts war."

Massa selbst wusste es nicht, auch nicht, was seinen zweiten Reifenschaden verursachte. Möglicherweise überfuhr er ein Trümmerteil auf der Strecke unglücklich und schlitzte sich dabei den Pneu auf. Das alles wird den Brasilianer jedoch nur bedingt beschäftigen, denn am Resultat ändert sich nichts mehr. Ein bitterer Rückschlag nach hoffnungsvollem Saisonstart. "Bei uns lief ja heute eh alles schief, nicht nur für mich, auch für das Team, mit dem Problem bei Fernando, das wir noch nicht hatten", sagte Massa resigniert. "Nach dem zweiten war mein Rennen endgültig ruiniert. Da verliert man auch ein bisschen die Motivation, weil man weiß, dass man keine Punkte mehr schaffen wird, nichts mehr erreichen kann."

Ferrari im Pech, obwohl das Auto zu einem weitaus besseren Ergebnis in der Lage war und sicherlich um die Top-5 hätte mitkämpfen können. Ein unschönes Ende für das Team aus Maranello. Einen Hoffnungsschimmer versprühte abschließend Alonso, der sicherlich an seinem zweiten Ausfall in nur vier Rennen zu knabbern hat. Der Asturier kampfeslustig: "Ich werde im Laufe der Saison auch einmal Glück haben, dann muss ich das ausnutzen."