Nach dem Rennen ist vor dem Rennen. Auch nach dem Saisonauftakt in Melbourne steht noch ein großes Fragezeichen hinter dem Kräfteverhältnis unter den Formel-1-Teams. Nach dem Qualifying und den Startplätzen eins und zwei deutete vieles auf eine erneute Dominanz von Red Bull hin. Doch im Rennen stellte sich die Hackordung anders dar als über eine schnelle Runde. Lotus-Pilot Kimi Räikkönen fuhr von Startplatz sieben aus einen überlegenen Sieg ein. Doch es hat fast den Anschein, als sei der Erfolg mehr auf den hochsensiblen Gasfuß des Finnen als auf ein überragendes Auto zurückzuführen: Teamkollege Romain Grosjean landete nur auf dem zehnten Platz.

Doch Lotus ist durchaus zuversichtlich, dass der Coup von Australien keine Eintagsfliege war und das Team in Schwarz-Gold auch in Malaysia zu den Sieganwärtern zählt. "Ich habe auf dem Kurs zwei Mal gewonnen - meinen ersten Grand-Prix-Sieg eingeschlossen - deshalb ist es schön, an den Ort zurück zu kommen, an dem alles mit meinem ersten Sieg begonnen hat", sagte Räikkönen. "Unser Auto hat in Australien gut funktioniert und normalerweise - so war es zumindest im letzten Jahr - waren heiße Bedingungen gut für uns, daher wird es sich hoffentlich als ein gutes Wochenende herausstellen."

Auf ein weiteres starkes Wochenende hofft auch Ferrari. In Australien lieferten die Roten mit den Plätzen zwei und vier von Fernando Alonso und Felipe Massa die beste Teamleistung ab. Als Favorit für Malaysia sieht Alonso sein Team dennoch nicht. "Ich wäre doch sehr verwundert, wenn wir gleich eines der ersten Rennen gewinnen - das wäre eine Überraschung", meinte der dreimalige Malaysia-Sieger. Er räumte allerdings ein, dass die unvorhersehbaren Bedingungen in Sepang seinem Team wie bereits im Vorjahr - Alonso feierte beim Regenrennen in Malaysia seinen ersten Saisonsieg - entgegenkommen könnten. "Im Moment brauchen wir für einen Sieg vielleicht noch etwas komische Bedingungen - so wie zum Beispiel letztes Jahr in Malaysia", sagte er.

Hat Red Bull den hohen Reifenverschleiß in Malaysia im Griff?, Foto: Sutton
Hat Red Bull den hohen Reifenverschleiß in Malaysia im Griff?, Foto: Sutton

Den Sieg peilt sicherlich auch Red Bull an. Fraglich ist allerdings, ob das Weltmeister-Team der letzten drei Jahre den hohen Reifenverschleiß und die Technik-Probleme in den Griff bekommt, die Sebastian Vettel und Mark Webber beim ersten Rennen auf dem fünften Kontinent ausbremsten. Für Zuversicht dürfte Vettels Bilanz sorgen: Mit seinen Siegen 2010 und 2011 und stellte der Champion nachhaltig unter Beweis, dass er auf dem Kurs gut zurechtkommt. Und Webber gab sich zuversichtlich, dass die Kinderkrankheiten von Australien überwunden sind. "Ich kann es nicht erwarten, ins Auto zu steigen und die Saison richtig zu beginnen", sagte der Australier.

In den Kampf um die Spitzenplätze will in Südostasien allerdings auch Mercedes eingreifen. Und nach dem vielversprechenden Auftakt ist Lewis Hamilton und Nico Rosberg durchaus eine Überraschung zuzutrauen. "Hoffentlich können wir hier ein positives Wochenende erleben und auf den Fortschritten, die wir in Melbourne erzielt haben, sowie den Lehren des Rennens aufbauen", meinte der britische Neuzugang. Das würde wohl auch Rosberg so unterschreiben: In Australien schied er wegen eines Elektronik-Problems aus. Für den 27-Jährigen ist das Rennen ein guter Test für die Konkurrenzfähigkeit des F1 W04. "Die Temperaturen werden am kommenden Wochenende viel höher sein als zuletzt in Australien", betonte er. "Das macht es zu einer guten Gelegenheit, um zu sehen, wie stark die Autos bei anderen Bedingungen sind und wie wir uns daran anpassen können."

Fraglich ist noch, ob McLaren auf dem Sepang International Circuit zu den anderen Top-Teams aufschließen kann. In Australien fuhren Jenson Button und Sergio Perez im runderneuerten MP4-28 hinterher. Da ein plötzlicher Performanceanstieg innerhalb von einer Woche eher unwahrscheinlich ist, hofft Button, dass unkontrollierbare Bedingungen die Unterlegenheit seines Autos ausgleichen. "Für dieses Wochenende können wir wohl keine Verbesserung unserer Geschicke erwarten", erklärte er. "Aber das Besondere an Malaysia ist, dass es so unvorhersehbar sein kann - vor allem wegen der späteren Startzeit am Nachmittag, wo wir bisweilen spätnachmittägliche Schauer sehen. Das könnte uns in die Karten spielen."