1. - Wie schaffte es Kimi Räikkönen von P7 zum Sieg?

Der Lohn für harte Arbeit, Foto: Sutton
Der Lohn für harte Arbeit, Foto: Sutton

Räikkönens Sieg liegt in zwei Faktoren begründet: Seinem guten Start und der Zwei-Stopp-Strategie. In der ersten Runde konnte der Finne an "Startschläfer" Mark Webber und beiden Mercedes vorbeigehen, was ihn früh auf Rang vier vorspülte. Danach kümmerte sich Räikkönen perfekt um seine Pirellis, mit denen sein E21 unter diesen Bedingungen bestens zurechtkam, sodass er nur zweimal zum Reifenwechsel musste. Da die beiden Ferrari und Sebastian Vettel jeweils drei Mal an die Box mussten, holte Räikkönen sich so den entscheidenden Vorteil heraus.

Schon als Räikkönen um 14 bzw. 15 Runden später als Alonso bzw. Vettel stoppte, war klar, dass er einmal weniger kommen würde. Ab diesem Zeitpunkt hatten Viele den Finnen ganz oben auf der Rechnung, so auch Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner: "Ich habe gewusst, dass Räikkönen das Ding macht." Respekt zollt Danner der goldrichtigen Herangehensweise von Lotus an das Rennwochenende: "Lotus hat alles richtig gemacht und hat sich mehr auf das Renn-Setup konzentriert, bei Red Bull ging es vielleicht etwas mehr in Richtung Qualifying."

2. - Warum reichte es für Pole-Mann Vettel nur zu Platz 3?

Im Qualifying war Sebastian Vettel das Maß der Dinge, doch im Rennen fehlte dem RB9 die Pace für den Sieg. Mehr noch: Vettel hatte Probleme mit seinen Reifen und musste drei Boxenstopps einlegen. "Zwei Stopps waren für uns nicht in Reichweite, das hätte man zum Sieg aber gebraucht", so Vettel gegenüber Motorsport-Magazin.com. Für den schnellen Finnen reichte es nicht am Sonntag, und auch Fernando Alonso erwies sich im Renntrimm als harter Brocken. "Alonso war ein bisschen schneller als wir, vor allem am Ende der Stints", räumte Vettel ein.

Da Vettel schon in Runde 6 und damit sehr früh von den superweichen auf die Medium-Reifen wechselte, musste er sich wieder nach vorn kämpfen. Seine Überholaktionen ließen die Reifen noch stärker verschleißen. "Eigentlich hatten wir eine ziemlich gute Balance, aber leider flogen uns sowohl Vorder- als auch Hinterreifen zu früh um die Ohren", sagte er. Der Sieg war außer Reichweite und weil Ferrari bei Alonsos zweitem Stopp äußerst geschickt reagierte, reichte es für den Weltmeister am Ende 'nur' zu Platz drei. Vettel blieb gelassen: "Natürlich ist es etwas schade, wenn man vorn losfährt, aber von Enttäuschung kann ich nicht sprechen."

3. - Warum kam Alonso an Vettel vorbei?

In der Startaufstellung standen die großen Titelrivalen der vergangenen Saison nicht wirklich nah beieinander - knappe zwei Stunden später auf dem Podest hatte sich das aber schon wieder geändert, genauso wie die Reihenfolgen der beiden Konkurrenten Vettel und Alonso. Während der Deutsche immerhin von der Pole-Position aus startete, fuhr Alonso nur von P5 aus los - bereits nach wenigen Metern hatte sich der Spanier mit einem Raketenstart jedoch auf Rang vier vorgeschoben, schnappte sich dann auch noch Lewis Hamilton vor Turn drei und war schon Dritter hinter Vettel und Massa. Hinter diesem Duo steckte er anschließend bis zum zweiten Stopp fest.

Vettel sah Alonso am Ende nur von hinten, Foto: Sutton
Vettel sah Alonso am Ende nur von hinten, Foto: Sutton

Ferrari spielte den Trumpf ihrer roten Doppelspitze in Vettels Genick dann jedoch brillant aus. Während Massa weiter Vettel coverte und diesen durch den Albert Park jagte, holte man den direkt dahinter fahrenden Alonso früher an die Box. Auf den frischen Reifen machte dieser im Vergleich zu Vettel nach dessen zweiten Stopp auf der Outlap 1,1 Sekunden gut - und ging somit am Deutschen vorbei. Red Bull konnte anschließend die Pace des Ferrari nur noch mühsam mitgehen, hatte mit stärkerem Reifenverschleiß zu kämpfen als der Konkurrent aus Italien. Eine Revancheattacke Vettels blieb somit aus, musste er Alonsos Pace im Schlussstint doch endgültig Tribut zollen, den Spanier ziehen lassen und sich mit Rang drei begnügen.

4. - Warum ist McLaren im Niemandsland unterwegs?

Weil das neue Auto nach der Winterpausen-Umstellung von Push- auf Pullrod-Aufhängung nicht mehr so gut wie sein Vorgänger funktioniert. Gerade der in diesem Jahr so essenzielle Umgang mit den Reifen liegt dem MP4-28 überhaupt nicht, die Reifen flogen Jenson Button und Sergio Perez, die eigentlich als feinfühlige Fahrer bekannt sind, nur so um die Ohren. "Die Supersofts haben sich schon nach drei Runden verabschiedet. Ich konnte aus dem Cockpit sehen, wie die Vorderachse den Gummi überall hin schleuderte", musste Button, der schon nach fünf Runden an die Box musste, gestehen.

McLaren hat nun einen harten Weg vor sich, um nicht nach wenigen Rennen schon aus dem Rennen um den Konstrukteurs-Titel auszuscheiden. Beim MP4-28 bedarf es gravierender Änderungen, Perez bezifferte den Rückstand auf das Soll mit rund zweieinhalb Sekunden. "Wir brauchen nun eine gründliche Nachbesprechung und müssen schauen, wie die Daten aussehen", meinte Button, der nicht mit einer raschen Verbesserung der Situation rechnet.

5. - Wieso fiel Rosberg vorzeitig aus?

Für Nico Rosberg war das Rennen schon in der 27. Runde zu Ende. Wegen eines Elektronikdefekts musste der 27-Jährige seinen F1 W04 ausgangs Kurve vier abstellen. "Das Auto hat vorher schon lange gestottert, dann kam das Elektronik-Problem", erklärte Rosberg seinen Ausfall. Die Spannung in der Batterie seines Autos fiel ab und dadurch blieb es stehen. Ein ärgerlicher Ausfall des Silberpfeils, denn zu diesem Zeitpunkt war Rosberg gut dabei: Er fuhr auf Platz drei, weil einige Konkurrenten vorher schon die Reifen gewechselt hatten, aber: Rosberg war auf einer aussichtsreichen Zwei-Stopp-Strategie unterwegs und hätte gute Chancen auf einen Platz unter den Top-5 gehabt.

Lewis Hamilton rettete die Mercedes-Ehre stattdessen mit P5. Als er während des Rennens über das Malheur seines Teamkollegen benachrichtigt wurde, fing das Zittern an. Hamilton: "Ich habe gebetet, dass mir das nicht auch passiert. Aber ich glaube, das war eine unglückliche Sache bei Nico."

6. - Wieso erlebte Adrian Sutil eine wahre Achterbahnfahrt?

Der Hauptgrund für Adrian Sutils turbulenten Rennverlauf ist die Strategie, die der Rückkehrer in Australien wählte. Der Force-India-Lenker war der erste Fahrer, der das Rennen mit den medium Reifen beginnen durfte - das Aus von Nico Hülkenberg spülte ihn auf Startplatz elf nach vorne. So konnte er im ersten Stint länger als die vor ihm gestarteten Piloten auf der Strecke bleiben und zwischenzeitlich bis auf Rang eins nach vorne fahren. "Ich habe auf hart angefangen und hatte bis zum letzten Stint eine sehr ordentliche Rennpace", erklärte der Formel-1-Rückkehrer. In der Tat: Dank des überraschend konkurrenzfähigen VJM06 hielt Sutil auch nach dem ersten Boxenstopp tempomäßig mit den Top-Piloten mit.

Doch die Strategie, die ihm über weite Teile des Rennens zum Vorteil gereichte, wurde dem 30-Jährigen nach dem letzten Reifenwechsel zum Verhängnis. Bis er die Supersofts zum Arbeiten gebracht hatte, waren Lewis Hamilton und Mark Webber an ihm vorbeigezogen und Tamkollege Paul di Resta gefährlich nahe gekommen. "Ich habe vorsichtig angefangen, aber nach zwei Runden sind sie komplett auseinandergefallen. Ich dachte schon: Das war's, ich kann nicht zu Ende fahren", erzählte er. "Aber dann ging es wieder." Und so gelang es Sutil, seinen Stallgefährten hinter sich halten, und er fuhr er bei seinem ersten Rennen seit Brasilien 2011 als Siebter über die Ziellinie.

7. - Wieso verlor Webber am Start so viel Boden?

Für alle Anhänger schwarzer Magie: Mit dem sagenumwobenen Heimfluch hatte Mark Webbers Katastrophenstart beim Großen Preis von Australien nichts zu tun. Vielmehr waren es technische Gebrechen, die dem Lokalmatador am Sonntag einen Strich durch die Rechnung machten und bereits denkbar früh verhinderten, dass er vor seinen Landsleuten aufs Podium hätte fahren können - zum zwölften Mal in Folge wohlgemerkt. Bei Webber ging einfach alles schief, was nur hätte schiefgehen können. Für seine guten Starts ist der Routinier zwar sowieso nicht bekannt, im Albert Park konnte er allerdings in der Tat wenig für die Misere.

Webber zogen am Start alle davon, Foto: Sutton
Webber zogen am Start alle davon, Foto: Sutton

Nicht nur, dass ihn wie so oft in den letzten Jahren das KERS im Stich ließ und sich erst nach 20 Runden zurückmeldete, wodurch natürlich besonders in der stark umkämpften Anfangsphase der nötige Schub Extrapower fehlte - auch schon vor dem Start der Einführungsrunde bekam Webber die Zicken seines RB9 zu spüren. Da fiel nämlich die Übertragung der Telemetriedaten aus. "Die Jungs hatten keine Ahnung, wie sie das Auto für den Start einstellen sollen", erklärte Webber zähneknirschend. Als die Ampel auf Grün sprang, rutsche der 36-Jährige mit dem falschen Programm folglich von P2 auf den siebten Platz nach hinten. Auch Teamchef Christian Horner bekannte: "Für Mark war das heute leider ein Start im Dunkeln."

8. - Wieso konnte Hülkenberg das Rennen nicht starten?

Kurz vor dem Rennstart gab es bei Sauber eine bittere Nachricht. Nico Hülkenbergs Sauber C32 stand abgedeckt in der Box des Schweizer Rennstalls, der 25-Jährige konnte am Saisonauftakt in Melbourne nicht teilnehmen. "Wir hatten im Rahmen des Fire-ups gesehen, dass wir ein Problem mit dem Benzinsystem hatten", erklärte Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Zu dem Zeitpunkt konnten wir das Problem nicht genau definieren, darum haben wir aus Sicherheitsgründen entschieden, das Auto nicht an den Start zu lassen. "

Wie sich später rausstellte spritzte beim Betanken plötzlich Benzin aus dem Fahrzeug, das vermutlich durch einen Riss im Tank austreten konnte. Für Nico Hülkenberg ein enttäuschender Start in die neue Saison. "Natürlich bin ich extrem darüber enttäuscht, was heute passiert ist", zog der Deutsche Bilanz. "Gleichzeitig gebe ich da niemandem die Schuld, solche Dinge geschehen im Rennsport." Kurz nachdem das Rennen gestartet war, verließ Hülkenberg bereits den Albert Park. "Das einzig Gute ist, dass das nächste Rennen bereits am kommenden Wochenende stattfindet."