Als David Coulthard 1997 in Melbourne die Ziellinie überquerte, war das Glück perfekt. Der erste Sieg für Mclaren in Verbindung mit Mercedes-Motoren. 2003 gelang dem Schotten dieses Kunststück ein weiteres Mal. Doch auch die anderen McLaren-Piloten müssen sich nicht verstecken. Mika Häkkinen gewann, Lewis Hamilton triumphierte und in den Jahren 2010 und 2012 stand Jenson Button ganz oben auf dem Podest.

1997 war in Melbourne die Welt für McLaren rosarot, Foto: Sutton
1997 war in Melbourne die Welt für McLaren rosarot, Foto: Sutton

Die kurze Formel lautet: McLaren+Melbourne=Erfolg. 2013 hat sich in die Gleichung allerdings eine Unbekannte eingeschlichen, die das Ergebnis deutlich verändert. Als bestes bisheriges Ergebnis im Albert Park steht ein neunter Rang im zweiten Freien Training für Button zu Buche. In der Generalprobe zum Qualifying reichte es für die ehemaligen Melbourne-Dominatoren sogar nur zu den Rängen 17 und 18.

Ziele nach unten korrigiert

"Das ist nicht der Platz, an dem wir zu Beginn der neuen Saison sein wollten. Im letzten Jahr waren wir zu dieser Zeit an einer anderen Stelle, aber das ist eine komplett andere Situation", unterstrich Button. Während Lewis Hamilton im letzten Jahr noch die Pole Position für die Chrompfeile holte, Button das Rennen gewann und für ihn die schnellste Rennrunde zu Buche steht, sind 2013 die Ziele deutlich kleiner gesteckt. "Ich hoffe, dass wir morgen ein paar Punkte sammeln können", schraubte Sergio Perez die Erwartungen deutlich nach unten.

Zunächst muss für Punkte aber die Ausgangslage geschaffen werden und das machte beide McLaren-Piloten skeptisch. "Jetzt geht es am Sonntag darum, Q3 zu erreichen. Wenn es nicht regnet, könnte das aber schwer werden", stellte Perez klar heraus. Regen wünscht sich auch Teamkollege Button, um zumindest Schadensbegrenzung zu betreiben. "Wir sind nicht schnell genug, um das Rennen zu gewinnen", war er überzeugt. "Vielleicht regnet es ja. Das könnte unser Glücksbringer sein."

Der große Winter-Wandel

Die große Frage ist aber: Was ist im Winter passiert, dass der McLaren von Siegertyp zum vermeintlichen Loser wurde? Die wohl entscheidendste Veränderung ist der Wechsel von einer Push- zu einer Pullrod-Aufhängung. Durch die Zugstrebe, die an der Oberseite des Radträgers installiert ist und bestenfalls steil Richtung Boden zeigt, kann das Dämpfer-System weiter unten im Chassis angebracht und somit der Schwerpunkt verbessert werden. Weil der tiefste Punkt in der Fahrzeugfront moderner Formel-1-Chassis jedoch recht hoch liegt, zeigt die Strebe nur sehr schwach Richtung Boden und liegt fast waagrecht.

Bereits 2012 hatte sich Ferrari für die Umstellung auf das System entschieden - die Probleme zu Saisonbeginn sind bekannt. Denn: Kein Nutzen ohne Schaden. Die Veränderung der Aufhängung wirkt sich sowohl auf Fahrverhalten als auch Setup aus. "Die Änderung von der Pushrod- zur Pullrod-Suspension und anderer Details sind doch eine sehr umfangreiche Änderung beim neuen Auto. McLaren dachte wahrscheinlich, dass das Auto nicht gut genug war und man mit diesem Konzept nicht mehr weiter nach vorn kommen könne", analysierte Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner noch vor der Saison. Seiner Einschätzung nach hätte das Team bei der alten Variante bleiben sollen, anstatt das "Rad neu zu erfinden."

Back to the roots?

Nun geht die Frage im Fahrerlager um, ob es nicht sinnvoll wäre, wieder auf die Grundidee des MP4-27 zurückzubauen, doch Teamchef Martin Whitmarsh verneint diese Option. Sie sei zwar möglich, doch McLaren wolle nun das neue Auto verstehen lernen. "Wir haben eine Entscheidung getroffen. Wir werden uns durcharbeiten und wir werden ein Auto mit mehr Potenzial haben, als das im letzten Jahr der Fall war." Gleichzeitig gab der Brite aber zu, dass das Team für den Moment mit der alten Variante vermutlich erfolgreicher wäre. "Wenn wir beim originalen Konzept geblieben wären, wären wir hier und heute wahrscheinlich stärker gewesen."

Nun geht es für Button darum, in den ersten Rennen Schadensbegrenzung zu betreiben und sich im Verlauf der Saison Stück für Stück nach vorne zu arbeiten. Das perfekte Leitbild hat er bereits gefunden: "Fernando [Alonso] qualifizierte sich hier im letzten Jahr 1,5 Sekunden hinter der Spitze und gewann beinahe die Weltmeisterschaft."

Bevor alle WM-Hoffnungen von McLaren nun sinnbildlich zu Grabe getragen werden, gilt es aber abzuwarten. Letztlich liegt noch kein einziges - ganzes - Qualifying hinter der Mannschaft und auch ein Rennen in Melbourne kann lang sein. Wer könnte McLaren besser ins Geschehen im Albert Park zurückbringen, als der zweiterfolgreichste Pilot auf australischem Boden: Jenson Button. "Nach dem Rennen wissen wir, wo wir stehen. Dann kennen wir unsere Stärken und Schwächen. Es gibt immer Stärken und Schwächen - es ist nur die Frage, wie viele von jedem vorhanden ist."