Die gespannte Erwartung ist im Fahrerlager von Melbourne dieser Tage bei allen zu spüren - da ist auch Nico Rosberg keine Ausnahme. Der Mercedes-Pilot hofft, dieses Jahr endlich ein weltmeisterschaftsfähiges Auto zur Verfügung zu haben, um seinem ersten und bisher einzigen Karrieresieg in China auf seinem persönlichen Konto bald weitere hinzuzufügen und allen zu demonstrieren, dass er um den Titel fahren kann. Für den Deutschen stand fest, dass alles für ein erfolgreiches Jahr angerichtet sei. "Ich freue mich wirklich sehr auf die Saison", so Rosberg, der verriet: "In die Tests wurde bereits viel Energie reingesteckt und wir haben versucht, das Meiste herauszuholen. Für uns ist es wirklich wichtig, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen - wir wollen immerhin die Besten da draußen werden und ich bin überzeugt, dass dieses Jahr in Sachen Fortschritt ein weiterer Schritt wird."

Den vergangenen Monaten wollte er viel Positives abgewinnen, ohne dabei jedoch in seiner Meinung nach ungerechtfertigte Euphorie zu verfallen. "Wir hatten einen guten Winter, wenngleich wir natürlich in keine der Zeiten zu viel hineininterpretieren sollten. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir auch letztes Jahr im Winter Spitzenzeiten gefahren sind", verwies er auf die Geschichte. "Beim ersten Rennen waren wir dann aber nirgendwo." Deswegen stand für den 27-Jährigen fest: "Da müssen wir also schon einmal sehr vorsichtig sein." Überzeugt war Rosberg aber vom Potenzial des Teams und daher auch davon, dass man sich auf lange Sicht besser schlagen könne als im letzten Jahr. "Besonders auch in Bezug auf die Konstanz."

Aus ein paar Highlights viele machen

Auf zu neuen Ufern: Rosberg will 2013 hoch hinaus, Foto: Sutton
Auf zu neuen Ufern: Rosberg will 2013 hoch hinaus, Foto: Sutton

"Letztes Jahr hatten wir ein paar Highlights und haben zeitweise einen fantastischen Job abgeliefert, wodurch wir bei einigen Gelegenheiten, wie zum Beispiel in Shanghai und Monaco, das schnellste Auto überhaupt hatten", so Rosberg, der für 2013 folgendes Rezept nannte: "Wir müssen nun einfach sicherstellen, dass wir die ganze Saison über konstant sind." Erschwert werde dieses Unterfangen jedoch durch die aktuelle Reifensituation. "Die Reifen sind dieses Jahr schon sehr anders und das spürt man dann auch an der Balance des Autos. Man rutscht mehr und muss dann manchmal einen anderen Winkel nehmen, um besseren Grip zu haben. Es gibt also auch in Bezug auf den Fahrstil nun ein paar Unterschiede", räumte der Silberpfeil-Pilot ein. Alarm schlagen wollte Rosberg aber noch nicht, das sei übertrieben. "Wir müssen einfach einmal abwarten, wie es mit dem Verschleiß aussieht."

"Bei den Wintertests war es natürlich etwas schwierig, aber das ist auf der anderen Seite ja auch Pirellis Zielvorgabe gewesen, denn wir alle wissen, dass der Abbau interessante Rennen fördert. Das ist natürlich eine gute Sache - technisch gesehen ist es aber eine massive Herausforderung, nicht ein Auto zu haben, das einen großen Verschleiß hat." Der Deutsche war sich sicher: "Jeder hat das Problem mit dem Reifenabbau und wir müssen letztendlich schauen, dass wir es ein bisschen weniger haben als alle anderen." Problematisch sei hier abermals die jüngere Historie des eigenen Teams als warnendes Beispiel. "Letztes Jahr war genau das eine unserer größten Schwachstellen", räumte Rosberg ein. Er glaubte aber auch: "Wir haben viel dazugelernt und ich bin überzeugt, dass wir diesbezüglich nun besser aufgestellt sind. Wie es aber im Vergleich zu den anderen Teams aussieht, ist natürlich erneut schwer abzuschätzen."

Volles Leistungspotenzial noch nicht gezeigt

Überhaupt eine Hackordnung festzulegen, sei nahezu unmöglich, bevor die Räder erstmals unter Rennbedingungen den Asphalt berührt hätten. "Ich will jetzt auch noch keine bestimmen Namen nennen, bin mir aber ziemlich sicher, dass es die gleichen Konkurrenten werden wie auch schon letztes Jahr", so Rosberg mit Blick auf die versammelte Gegnerschaft. Er glaubte, die gleichen Teams wie 2012 würden erneut vorne sein. "Wir müssen allerdings warten, bis am Sonntag erstmals die Zielflagge fällt - dann wissen wir, wer vorne steht und wen es zu schlagen gilt." Wo man selbst stehe, wisse man dementsprechend auch nicht. "Weil es noch keinen direkten Quervergleich gab - das ist einfach ein Fakt."

"Auch gehen wir davon aus, dass viele Top-Teams noch nicht ihr volles Leistungspotenzial gezeigt haben und wir haben das auf bestimmte Art und Weise auch noch nicht", verwies der Wahl-Monegasse auf das übliche Tief- und Hochstapeln sowie das allgemeine Pokerspiel bei den Tests vor der Saison. Lediglich die Zielsetzung sei klar definiert. "Unser Anspruch ist es, als Team das Beste zu werden. Das war zwar auch in den anderen Jahren nicht anders, aber natürlich wird man immer besser, weil man voranschreitet und Fortschritte erzielt." Für Rosberg gab es viele positive Signale. "Man sieht es auch in der Fabrik: Es gibt einige neue Gesichter, die Struktur im Hintergrund wie auch die Kommunikation wurde von Jahr zu Jahr verbessert. Es ist schön, das zu sehen und es verleiht mir auf der anderen Seite in Bezug auf die Zukunft eine Menge Zuversicht."