Dietrich Mateschitz überließ nichts dem Zufall. Bei den letzten Testfahrten in Barcelona schaute der Red-Bull-Boss höchstpersönlich bei seinen beiden Teams vorbei. Und der 68-Jährige war offenbar zufrieden. "Wir gehen davon aus, dass Red Bull Racing wieder unter den besten drei Teams sein wird und Toro Rosso einen Schritt nach vorn gemacht hat", sagte er im Gespräch mit den Salzburger Nachrichten. "Der Abstand zu den Mittelfeldteams sollte kleiner geworden sein. Beide Piloten [Ricciardo, Vergne] sind sehr gut drauf, fahren motiviert und couragiert."

Das einzige Team bei dem er eine deutliche Leistungssteigerung erkannt habe, sei Mercedes gewesen, ansonsten habe sich an der Hackordnung des vergangenen Jahres nicht viel geändert. Einzig die Reifen könnten noch für eine Überraschung sorgen. "Wir wissen, dass unser Auto in der Mechanik und Aerodynamik funktioniert", erklärte der Geschäftsmann. "Aber die Stunde der Wahrheit kommt in Melbourne, und davor ist jede Prognose Spekulation."

Am meisten erwartet Mateschitz erneut von seinem Musterschüler Sebastian Vettel, der durch seinen dritten Titelgewinn nur noch besser geworden sei. "Im letzten Rennen des Vorjahres war er der Einzige, der nicht ins Chaos verfiel. Sowohl im Team als auch bei den Fans haben 100 von 100 die Nerven weggeschmissen, Sebastian hat sie als Einziger behalten", erläuterte der österreichische Milliardär. "Er ist für einen 25-Jährigen unglaublich cool und überlegt. Drei Titel haben ihn geprägt, vieles ist für ihn jetzt leichter beherrschbar. Das hatte ihm Alonso früher voraus, aber jetzt hat Sebastian auch da aufgeholt."

Sebastian Vettel visiert den nächsten Titel an, Foto: Sutton
Sebastian Vettel visiert den nächsten Titel an, Foto: Sutton

Die Stärke Vettels mache es auch für seinen teaminternen Rivalen, Mark Webber, unheimlich schwer, meinte Mateschitz. "Er zeigt in einigen Rennen, wie stark er sein kann. Er hat es gegen Vettel nicht leicht, aber das Team garantiert ihm gleiches Material und gleiche Behandlung", sagte er. "Wenn er einen starken Tag hat, ist er ein harter Gegner - auch für Vettel. Wir sind froh, zwei Nummer-eins-Fahrer zu haben." Und das wird nach Meinung von Mateschitz auch so bleiben, einen Wechsel Vettels zu Ferrari könnte er zwar verstehen, hält ihn aber für unwahrscheinlich.

"Wenn es mit uns nicht mehr funktionieren würde, wäre es sinnlos, jemanden durch einen laufenden Vertrag unbedingt zurückhalten zu wollen", sagte er. "Wenn ich ein Fahrer wäre, würde ich vermutlich auch gern für Ferrari fahren. Aber das Thema stellt sich derzeit nicht." Vielleicht auch deshalb, weil Ferrari mit Fernando Alonso einen Fahrer hat, der keine Gelegenheit auslässt, gegen Red Bull und Vettel zu schießen. Die Vorbereitung habe sich in dieser Hinsicht in keinster Weise vom Ende der letzten Saison unterschieden.

"Dass Alonso immer wieder stichelte", antwortete Mateschitz auf die Frage, was ihm aus der Vorbereitung der Konkurrenz in Erinnerung geblieben sei. Und auch auf die weiteren Konkurrenten hat Mateschitz im Auge. "McLaren scheint ein gutes Auto zu haben, das Button eine gute Chance geben kann", sagte der Besitzer der beiden Red-Bull-Teams. "Und speziell vor Räikkönen ziehe ich den Hut. Wenn er heuer ein wettbewerbsfähiges Auto hat, wird er noch mehr als letztes Jahr vorn mitmischen. Ich sehe ihn unter den Top 4."