Wenn in einer Woche die Formel-1-Saison startet, wird dies auch die erste Bewährungsprobe für Toto Wolff als Motorsport-Direktor von Mercedes. Seine Aufgabe ist nicht leicht: Nach einem starken Auftakt im Jahre 2012 rangierte das Mercedes-Werksteam im Laufe der Saison immer weiter nach hinten. Die Testfahrten in Barcelona waren ein echter Mutmacher, doch Wolff weiß, wie wenig das zu bedeuten hat. Seine Agenda hat er ohne Beschönigung formuliert: Erst einmal das Team aus der Peinlichkeit herausholen, dann in einem zweiten Schritt die Weltmeisterschaft gewinnen.

Wichtig sei es dabei, nachhaltig zu arbeiten, wie Wolff anhand des Erfolges von McLaren gegenüber dem Standard erklärt: "McLaren hat eine lange Racing-Historie, hat eine große Basis an Know-how und technischem Verständnis aufgebaut und weiterentwickelt. Mercedes war vorher Brawn und Honda; das Team ist durch die Hände vieler Eigentümer gegangen. Es hat an der Nachhaltigkeit gefehlt." Kontinuierliches Weiterarbeiten ohne zu viel Trubel sei daher das Ziel. Dazu habe das heutige Mercedes-Team in der Vergangenheit keine Chance gehabt. Wolff bittet um etwas Zeit: Ein solcher Prozess könne Monate oder sogar wenige Jahre in Anspruch nehmen.

Der erste Schritt soll bereits 2013 erfolgen, wobei der 41-Jährige kein Blatt vor den Mund nimmt: "Nicht mehr peinlich zu sein, das ist der erste Schritt. Dass es nicht negativ auf den Konzern abstrahlt." Eine Weltmeisterschaft zu gewinnen sei wieder eine ganz andere Geschichte: "Da gehören unheimlich viele Faktoren dazu, die zusammenspielen müssen, und das ist der nächste Schritt." Mindestens für den Ersten scheint Mercedes jedenfalls gerüstet zu sein, fuhren die silbernen Boliden schließlich Bestzeiten bei den Testfahrten. Was das bedeutet? "Nichts. Testfahren ist nicht Rennfahren", tritt der Hobbyrennfahrer tüchtig auf die Euphoriebremse.

Er erläutert weiter: "Es war kalt, viele haben nicht gezeigt, was sie können. Viele haben nicht die Teile gehabt, die sie in Australien haben werden. Vielleicht kann man interpretieren, dass das Fahrzeug keine lahme Ente ist." Damit wäre zumindest der erste Schritt schon einmal erfüllt, doch muss Wolff nun sicherstellen, dass sich 2013 nicht wiederholt. Auch vergangene Saison war Mercedes beim Saisonstart sehr stark. Um ein wenig Zeit bittet er, doch allzu lang soll es nicht dauern: "Bei Red Bull hat es ein paar Jahre gedauert, bis sie vorne waren. Ich hoffe, bei uns wird es nicht so lange dauern."