Mit Machtspielchen in den heiligen McLaren-Hallen in Woking kennt sich John Watson bestens aus. Der Nordire fuhr zwischen 1979 und 1983 für den Traditionsrennstall, mit dem er sich bei einem einmaligen Einsatz 1985 in Brands Hatch schließlich auch aus der Königsklasse verabschiedete. Für ihn steht beim Blick auf die aktuelle Situation seines Ex-Teams fest: Jenson Button muss von Rennen eins an Nägel mit Köpfen machen, um den schnellen McLaren-Neuling Sergio Perez auch dauerhaft hinter sich zu halten. Noch könne er dem talentierten Rookie mit viel Druck in den Anfangstagen dessen Karriere bei den Chrompfeilen Herr werden. Besonderen Fokus müsse der Weltmeister von 2009 dabei auf eine Verbesserung seiner Leistung im Qualifying legen - das Zeittraining gilt nicht gerade als Buttons Stärke.

"Die Teams lieben aber immer die Jungs, die wirklich alles aus einem Auto herausquetschen können", glaubte Watson. "Wenn Perez mit dem McLaren richtig Gas gibt und dann im Qualifying eine besonders schnelle fliegende Runde hinzaubert, bringt ihn das gegenüber Jenson schon in eine gute Position - selbst wenn er diese Performance dann nicht bis zum Ende des Rennens durchhalten kann." Die Wirkung der Fähigkeit, aus dem Stand schnell zu sein, dürfe man nicht unterschätzen. "Jenson wird im Rennen vielleicht abliefern, aber die Teams hängen immer noch mehr an den Fahrern, denen es möglich ist, auf einer schnellen Runde das Maximum zu erzielen." Das beste Beispiel dafür sei Perez' Vorgänger Lewis Hamilton.

Den Blick nur nach vorne richten

"Es war einfach schon immer so: [Ayrton] Senna hat das so gemacht und Lewis auch", so Watson, der meinte, das sei der Schlüssel, um ein Team hinter sich zu bringen. "Jenson muss also aufpassen, dass ihm sein Teamkollege da nicht zu früh den Schneid abkauft." Der 152-fache GP-Starter, der es bei fünf Siegen selbst nur auf zwei Pole-Positions brache, fügte hinzu, dass sich Button zudem umstellen müsse, da sich die Anforderungen an ihn geändert hätten, sei er nun doch alleiniger Teamleader. "Wenn man einen Stallkollegen wie Lewis hat, steigert man kontinuierlich auch sein eigenes Level - man pusht sich dann ja immer gegenseitig", sagte Watson.

"Wenn der Teamkollege dieses Niveau aber nicht oder noch nicht hat, hört man unbewusst auf, so hart zu attackieren." Anders verhalte sich die Situation da schon für Perez selbst. "Für ihn wird es jetzt natürlich viel einfacher anzugreifen. Er will immer schneller werden und besser als Jenson", meinte der 66-Jährige. Für den Champion von 2009 sei die Dynamik aber eine andere als in der Vergangenheit gegen Hamilton. "Daher sollte er sich auch nicht die ganze Zeit über seine Schulter nach hinten umschauen, um zu sehen, was Perez macht - er muss einfach das Team anführen und zwar mit seiner eigenen Stärke, Fähigkeit und Erfahrung."