In Zeiten eingeschränkter Testfahrten, bahnbrechender Computer-Möglichkeiten und der allgemeinen Digitalisierung gewinnt auch das Wettrüsten an der Simulatoren-Front in der Formel 1 immer mehr an Stellenwert. Wer auf der Strecke vorne sein will, muss das zuerst einmal virtuell, so die Marschrichtung der letzten Jahre. Besonders herausragend soll auf diesem Gebiet der McLaren-Simulator sein - ganz einfach, weil die Briten als eines der ersten Teams mit ihrem Programm anfingen und dieses über die Jahre kontinuierlich verbessert und perfektioniert haben.

Laut Pedro de la Rosa, der zwischen 2003 und 2009, sowie bei seiner zweiten McLaren-Amtszeit 2011, als Schlüsselfigur maßgeblich an der Entwicklung des Simulator in Woking beteiligt war, stellt das mit einen der Hauptgründe für McLarens gute Stellung im Feld dar. Jahr für Jahr gelingt es den Briten, ein starkes Auto an den Start zu bringen - auch in Sachen Weiterentwicklung über die Saison lassen sich die Mannen von Martin Whitmarsh nicht lumpen. Kein Wunder also, dass man bei den Chrompfeilen nicht besonders begeistert gewesen sein dürfte, dass mit De la Rosa ein absoluter Insider als Testpilot zum großen Konkurrenten Ferrari gewechselt ist.

Prozessbeschleunigung steht im Fokus

Technische Pannen ist De la Rosa aus dem Simulator schon gar nicht mehr gewohnt, Foto: Sutton
Technische Pannen ist De la Rosa aus dem Simulator schon gar nicht mehr gewohnt, Foto: Sutton

Der Spanier nimmt nicht nur sein technisches Know-how sondern auch das im virtuellen Bereich mit nach Maranello. Bei der Scuderia wiederum steht das Voranbringen der eigenen Simulationsprogramme ganz oben auf De la Rosas To-do-Liste, weiß man bei den Italienern doch um den Aufholbedarf im Vergleich zur Gegnerschaft. Während in Woking bereits seit zehn Jahren virtuell praktiziert wird, gibt es eine vergleichbare Vorrichtung in Maranello erst seit 2006 und dem Ende der Schumacher-Ära, in der weniger Simulationen als ausgedehnte Testfahrten auf den hauseigenen Strecken in Fiorano und Mugello das Steckenpferd der Roten waren.

Für De la Rosa ist der Schaden dieses Rückstands an der Computer-Front bis in die Gegenwart zu spüren. "Man muss da realistisch bleiben: McLaren hat 2003 begonnen - die haben also im Vergleich zu allen anderen Teams ein paar Jahre Vorsprung", machte sich der Ex-HRT-Pilot keine Illusionen. "Wir müssen abwarten und uns das ansehen, aber in erster Linie geht es darum, unsere Prozesse nun zu beschleunigen", war er sich seiner Hauptaufgabe bei Ferrari bewusst. Prognosen, wie schnell er den Simulator in Maranello auf Vordermann bringen könne, wollte der 41-Jährige aber noch nicht wagen.

"Es ist nicht abzusehen, ob das sechs Monate oder ein bis zwei Jahre dauert. Wir müssen jetzt einfach Gas geben, um überhaupt aufzuholen. Außerdem gibt es leider kaum noch Testfahrten - daher ist das für alle Teams, die keinen so gut entwickelten Simulator haben, schon ein massiver Nachteil", meinte der Routinier. Immerhin in Bezug auf die Herangehensweise an das Projekt hatte De la Rosa aber schon einen genauen Plan. Der Routinier verriet: "Der erste Schritt ist immer die Hardware - andernfalls kann man im Software-Bereich sowieso nicht aufholen."