Wenn Jenson Button nach Abu Dhabi kommt, kommen ihm immer auch besondere Momente ins Gedächtnis. Als die Königsklasse 2009 erstmals nach Yas Island reiste, um im Finallauf des Jahres die neue Strecke einzuweihen, war der Brite gerade frischgebackener Weltmeister. "Das sind wirklich tolle Erinnerungen, denn als ich nach Brasilien hierher kam, konnte ich noch nicht einmal wieder geradeaus sehen", grinste Button unter Anspielung auf die ausschweifenden Partynächte nach seinem großen Triumph in Sao Paulo. Heuer sei er zwar wieder leicht verkatert in Abu Dhabi angekommen - jedoch würden sich die Erschöpfungserscheinungen 2012 schon eher auf den muskulären Bereich konzentrieren.

"Ich habe drei Tage mit Freunden in Dubai verbracht und viel trainiert", erklärte Button und stellte gleichsam fest, dass sich an dem Anblick, der sich ihm an der Strecke bot, auch im Vergleich zu vor drei Jahren wenig geändert hätte. "Die ganze Anlage und das dann noch bei Nacht, mit den ganzen Lichtern... es ist und bleibt einfach beeindruckend", schwärmte der 32-Jährige. Zuletzt in Indien gab es für Button schon weniger zu bejubeln. Im Rennen fiel er vom vierten Startrang auf Platz fünf im Ziel zurück - lediglich seine schnellste Rennrunde im letzten Umlauf entlockte dem McLaren-Piloten ein Lächeln. "Das war schon ein Spaß - ich hatte keinen vor und keinen hinter mir. Die Runden davor habe ich ein bisschen Sprit gespart, also konnte ich das machen", so Button.

Stopps als Salz in der Suppe

Ex-Champ im Profil: Button erwartet schon 2013 einen Umbruch, Foto: Sutton
Ex-Champ im Profil: Button erwartet schon 2013 einen Umbruch, Foto: Sutton

Dass man in Greater Noida erstmals seit langer Zeit wieder ein Rennen ohne übermäßigen Reifenabbau erlebt habe, habe die Sache für ihn aber nicht angenehmer oder spannender gemacht. "Ich finde es besser, wenn es mehr Stopps und verschiedene Strategien gibt - dann kann man mehr überholen und kämpfen." Kämpfen, das stünde auch in Abu Dhabi auf dem Programm - und Button rechnete sich durchaus Chancen auf ein Top-Resultat aus. "Es gibt keinen Grund, warum wir hier nicht konkurrenzfähig sein sollten. Noch wissen wir zwar nicht, wo die Reise hingeht, aber in Sachen Streckencharakteristik dürfte es wieder ziemlich ähnlich sein - auch das hier ist ein neuer Kurs", zog er Parallelen zum Buddh International Circuit.

Ein Unterschied zu Indien bestehe allerdings im Reifenverschleiß. In Indien zuletzt hätten eher die Vorderreifen gelitten, in Abu Dhabi erwartete der McLaren-Star den Verschleiß eher auf den Hinterreifen. "Auch die Balance wird hier eine ganz andere Rolle spielen", erklärte Button, der folgende Direktive ausgab: "Der Sieg ist immer das Ziel, aber auch ein Podestplatz wäre schon gut - das ist immer wichtig fürs Team. Lewis und ich wollen ein gutes Resultat einfahren." Es sei bereits sehr schwer Ferrari einzuholen. "Und schon fast unmöglich Red Bull noch abzufangen", erklärte er mit Blick auf die Konstrukteurs-WM, in der McLaren schon 101 Zähler Rückstand auf die Spitzenreiter aufweist.

Spott für die Stufennasen

Kleine Updates habe man zwar auch an diesem Wochenende wieder im Gepäck. "Aber auch nichts Großes, was uns nun einen massiven Fortschritt generieren könnte - allerdings denke ich, es geht zu diesem Punkt der Saison ohnehin mehr darum, welchem Auto welche Strecke wie liegt." Drei Rennen stehen noch aus, dann ist auch diese Saison wieder Geschichte - im kommenden Jahr werde laut Button einiges anders, wenngleich viele Fahrerlagerexperten das Gegenteil prophezeien, folge der große Regelumbruch doch erst 2014. "Das Reglement bleibt gleich, aber die Autos werden sich trotzdem ändern, allein schon optisch", sagte Button.

"Ich meine... unseres ist ja jetzt schon schön, aber auch die der anderen werden dann nicht mehr so hässlich sein", lachte der Brite mit Blick auf die Stufennasen der Konkurrenz, die 2013 wohl verschwinden werden. Lediglich im Reifensektor erwartete er keine so klaren Verschiebungen. "Ich denke, es wird auch nächste Saison viel Verschleiß geben, hoffe aber, dass es dann trotzdem einfacher wird, die Reifen zu verstehen." Zu weit vorausdenken wollte der Ex-Weltmeister aber noch nicht. Erst einmal gelte der Fokus nun dem Wochenende und Button wusste, worauf es ankommen wird. "Im Training muss man hier mit voreiligen Rückschlüssen wirklich vorsichtig sein. Das erste und dritte Freie Training sind sehr heiß, im Qualifying und Rennen ist es dann aber kalt - davon darf man sich also nicht täuschen lassen."