Rechnerisch kann Lewis Hamilton zwar noch Weltmeister werden, realistisch ist der Titel für den scheidenden McLaren-Piloten jedoch nicht mehr, da er dafür alle drei ausstehenden Rennen gewinnen müsste und Sebastian Vettel keine Punkte mehr sammeln dürfte. Auch der Gewinn der Konstrukteurs-Wertung ist bereits in weite Ferne gerückt, dennoch möchte der Brite alles versuchen, um seinem Team zum Abschied noch eine Freude zu bereiten. "Ich werde alles dafür geben, um sie zu gewinnen", unterstrich er seine Ambitionen. Gleichzeitig hielt Hamilton jedoch fest, dass er McLaren nichts schuldig sei, denn immerhin habe er mit dem Team im Jahr 2008 den Fahrertitel geholt.

Hamilton stand bei den bisherigen drei Rennen in Abu Dhabi stets in der ersten Startreihe und hofft, diese gute Serie fortsetzen zu können. "Wir haben zwar keine Updates, aber das ist eine Strecke, auf der wir gut zurecht kommen", betonte er. Die große Konkurrenz werde natürlich aus den Häusern Red Bull und Ferrari kommen, war er sicher, vor allem das britisch-österreichische Team sei auf der herausfordernden Strecke stets stark. "Ich werde alles geben und hoffe, dass wir schnell sein werden", gab er zu Protokoll. Der Schlüssel zum Erfolg sei es, möglichst spät auf die Bremse zu treten, so Hamilton, der sich als ein Spätbremser seit Kindesbeinen an bezeichnete. "Damit finde ich viel Zeit."

Während der McLaren-Star also nur mehr eine Randfigur im WM-Kampf ist, richtet sich der Fokus auf Sebastian Vettel und Fernando Alonso, die die überragenden Piloten der Saison sind. Hamilton zeigte sich vor allem von der Konstanz des Spaniers beeindruckt, da dieser, wenn er nicht gerade unverschuldet aus dem Rennen gerissen wurde, stets in die Punkte fuhr und zudem trotz eines schwachen Autos zu Saisonbeginn immer gute Ergebnisse erzielte.

Auch Vettel habe sich als äußerst konstant erwiesen und zudem in Valencia, als zum ersten Mal in diesem Jahr seine Lichtmaschine streikte, vielleicht etwas Pech gehabt. "Das Team und Adrian [Newey] haben in der zweiten Saisonhälfte einen fantastischen Job gemacht. Es ist einfach unglaublich", stellte Hamilton anerkennend fest. Einen Favoriten für den WM-Titel hat er bereits. Angesprochen darauf, dass im Paddock eine Umfrage unter zwölf Piloten ergab, dass niemand auf Alonso tippte, meinte er: "Das ist sehr klug von den Leuten, denn Red Bull ist einfach zu schnell."

Vorfreude auf Mercedes

Gute Erinnerungen an Abu Dhabi, Foto: Sutton
Gute Erinnerungen an Abu Dhabi, Foto: Sutton

Abu Dhabi ist einer der schillerndsten Orte im WM-Kalender und wartet nicht nur mit dem pompösen Yas Hotel auf, das in der Nacht in den unterschiedlichsten Farben erstrahlt. Hamilton hatte jedoch kaum Zeit für Sightseeing, da er am Mittwoch vor allem Pressetermine zu erledigen hatte und danach direkt zur Strecke kam. Nach dem Rennen gäbe es zwar etwas Zeit dafür, doch diese möchte der Brite lieber in heimischen Gefilden verbringen. "Ich möchte nach Hause, denn ich war einige Wochen weg", sagte er. "Ich habe genug gesehen."

Im kommenden Jahr wird Hamilton nicht mehr für McLaren, sondern für Mercedes hinter dem Steuer sitzen. Der Stuttgarter Autohersteller zeigte nach einem guten Saisonstart zuletzt eine stark fallende Tendenz und konnte in den letzten drei Rennen keine Punkte sammeln. Dieser Umstand bereitete Hamilton jedoch kein Kopfzerbrechen, zumal es auch bei McLaren Zeiten gab, in denen die Ergebnisse nicht wunschgemäß ausfielen. "Ich fühle mich mit meiner Entscheidung großartig", sagte er angesprochen auf den Wechsel. "Ich bin sehr aufgeregt, mit neuen Leuten zu arbeiten. Es ist noch immer ein tolles Team, auch wenn sie zuletzt etwas an Boden verloren haben." Bei Mercedes liegt der Fokus bereits auf der Entwicklung des Autos für die kommende Saison, was Hamilton durchaus freute, da diese Arbeiten von kompetenten Personen durchgeführt werden. "Es ist gut, dass starke Fahrer wie Michael und Nico den Job machen", meinte er.

Wirklich beschäftigt habe sich der Brite mit seinem neuen Arbeitgeber jedoch noch nicht, gab er zu. "Ich habe mich nicht wirklich darauf konzentriert zu sehen, welche Probleme sie mit dem Auto oder Unfällen hatten", sagte Hamilton, denn vielmehr sei er auf seine eigenen Leistungen und den Gewinn der Konstrukteurs-WM fokussiert gewesen. Er habe jedoch gewusst, welch große Aufgabe auf ihn zukommen wird. "Ich wusste es bereits, als ich die Entscheidung getroffen habe", betonte er. "Ich habe wirklich hart darüber nachgedacht und konnte sehen, wie groß sie ist. Vielleicht ist es eine wachsende Aufgabe, aber ich freue mich auf sie."