Sebastian Vettel und die Funksprüche vom Kommandostand - eine ewige Hassliebe. Wenn Vettel langsamer fahren sollte, knallte er nicht selten noch eine schnellste Rennrunde raus und sorgte für leichtes Kopfschütteln bei der Truppe von Red Bull. Auch in Korea kam es bei Vettels viertem Saisonsieg wieder zu einer pikanten Angelegenheit zwischen den beiden Parteien. In den Schlussrunden bettelte Vettels Renningenieur Guillaume Rocquelin förmlich darum, dass der Heppenheimer Gas rausnehmen und auf seine Reifen achten solle.

Diesmal klangen die Funksprüche von Rocquelin dramatischer als sonst und der eine oder andere Fernsehzuschauer muss das Gefühl gehabt haben, dass Vettel kurz vor der völligen Zerstörung seiner Reifen stand. Umso mehr verwunderte es, dass in der letzten Runde des Rennens auf dem Zeitenmonitor neben Vettels Namen eine Bestzeit im letzten Sektor aufleuchtete. Waren Vettels Pneus nun wirklich am Ende oder wollte Rocquelin den amtierenden Weltmeister nur etwas drastischer einbremsen, um ein unnötiges Risiko zu vermeiden?

Vettel selbst relativierte die Reifen-Situation nach dem Rennen. "Rocky weiß nicht, ob noch zwei oder 20 Prozent übrig sind", klärte Vettel auf. "Dafür habe ich im Auto aber ein ganz gutes Gefühl. Ich habe nichts Dummes gemacht, das Ziel lautete immer, etwa die gleichen Rundenzeiten zu fahren wie die Autos hinter mir." Auf diese Weise konnte Vettel die Pace kontrollieren und das Rennen ungefährdet nach Hause fahren. "Im letzten Stint hatten wir noch ein bisschen was an Reifen übrig", sagte Vettel. "Man muss auch bedenken, dass die Autos mit weniger Benzin an Bord etwas leichter werden zum Schluss, das macht es etwas einfacher."

So schlimm kann die Situation rund um Vettels Räder also nicht gewesen sein. Rocquelin hatte davor gewarnt, dass die Reifen ohne jegliche Ankündigung schlagartig abbauen könnten und es machte ein wenig den Anschein, als ob dies in jedem Moment der Fall sein würde. War es nicht, doch Vettel räumte ein, dass die Reifen ziemlich schlagartig das Zeitliche segnen können. "Das kann von der einen bis zur nächsten Kurve passieren, wenn man die Klippe überschreitet", sagte er. "Das passierte uns in der letzten Runde des zweiten Stints und da verliert man schnell mal zwei Sekunden."

Dass die Reifenangelegenheit für alle Beteiligten kompliziert ist, machte Vettel ebenfalls deutlich. Zwar könne er als Fahrer den Zustand der Reifen aus nächster Nähe betrachten - Open-Wheeler sei Dank - doch es spielen noch weitere Faktoren eine Rolle. "Man weiß nicht, wie lange der Stint geht, will aber gleichzeitig einen Vorsprung herausfahren, um dann später davon zu profitieren und das Rennen kontrollieren zu können", erklärte Vettel. "Man muss versuchen, das Optimum zu finden. Natürlich nimmt man die Reifen dabei härter ran, aber ich denke, dass wir heute einen guten Kompromiss gefunden haben."