Michael Schumacher geht und ging es in der zweiten Formel-1-Karriere in erster Linie um die Freude am Fahren - das hat der Rekordweltmeister seit seinem Comeback 2010 immer wieder betont. Ende 2012 ist nun Schluss in der Königsklasse, das steht seit dem gestrigen Suzuka-Donnerstag fest, an dem der in die Jahre gekommene Kerpener seine Rücktrittserklärung verlas, von nicht mehr ausreichender Motivation und Erleichterung über seinen Schritt sprach. Doch der Spaß, einen F1-Boliden am Limit zu bewegen, muss auch nach Ausschluss eines weiteren Wechsels noch nicht endgültig eingemottet werden, gibt es doch noch eine, scheinbar letzte, offene Türe...

Ausgerechnet bei Reifenlieferant Pirelli, den Schumacher in der Vergangenheit ob seines schnell abbauenden Gummis oftmals kritisiert hatte, bietet man dem Deutschen - wenn auch vorerst einmal unverbindlich - einen Job an. Mit seiner Erfahrung könnte der Routinier in Zukunft gerne als Reifentester bei den Italienern fungieren, schlug nun Paul Hembery vor, seines Zeichens Motorsportdirektor beim Monopolisten. Nach Pedro de la Rosa und Lucas di Grassi übt derzeit Jaime Alguersuari die wichtige Rolle als offizieller Testfahrer des schwarzen Goldes aus. Der Spanier hat aber unlängst versichert, im nächsten Jahr wieder Rennen zu fahren und gibt an, sich bereits fix ein Cockpit für 2013 gesichert zu haben, wenngleich eine Verkündung noch aussteht.

Macht Alguersuari den Weg frei?

Reifentester: Schumachers letzte Vollgas-Chance?, Foto: Pirelli
Reifentester: Schumachers letzte Vollgas-Chance?, Foto: Pirelli

Nach dem Abgang von Sergio Perez in Richtung McLaren sieht es allerdings so aus, wie wenn Alguersuari bei Sauber unterkommen dürfte - so pfeifen es zumindest die Fahrerlager-Spatzen schon seit geraumer Zeit von den Dächern. Die Auswirkung dieser Personalie auf Schumacher? Der Pirelli-Platz wäre neu zu vergeben. "Ich denke, er ist der wohl meisterfahrene Reifentester in der Geschichte der Formel 1", erklärte Hembery mit Blick auf den Noch-Mercedes-Piloten. Bei 302 Grand Prix hält dieser derzeit, sechs weitere werden es wohl noch. Lediglich Rekordstarter Rubens Barrichello hat in der Königsklasse mehr Kilometergeld gesammelt. Hembery erklärte: "Wenn er sich in den schweizer Bergen langweilt, bin ich mir sicher, dass wir eine Aufgabe für ihn finden - auch, wenn wir ihm natürlich keine 20 Millionen Pfund dafür bezahlen können."

Bereits nach seinem ersten Rücktritt 2006 hatte Schumacher bald wieder das Rennfieber gepackt. Erst versuchte er sein Verlangen nach dem Rausch der Geschwindigkeit auf gefährliche Art und Weise auf dem Motorrad zu stillen, dann kam das sensationelle Mercedes-Comeback. Nun könnte Pirelli eine Möglichkeit bieten, auch zukünftig in (halbwegs) aktuelle Formelboliden zu klettern und Gas zu geben. "Es wäre allerdings mehr eine Angelegenheit aus Leidenschaft, als ein Job, bei dem es um den finanziellen Profit geht", stellte Hembery noch einmal klar, dass man die Ressourcen eher in die Reifenentwicklung und nicht das kostspielige Anheuern eines Star-Testfahrers stecken werde.

Trotz der in der Vergangenheit manchmal unterschiedlichen Meinung seines Konzerns und der Schumachers, habe man es immer genossen, mit dem Rekordchamp zusammenzuarbeiten. Deshalb gäbe es seitens der Italiener auch keine Vorbehalte gegenüber einer gemeinsamen Zukunft. "Er ist mit uns ja sogar schon Superbike gefahren, Rallye und GT-Sport machen wir auch. Kimi [Räikkönen] und Robert [Kubica] haben beispielsweise schon im Rallyesport mit uns zusammengearbeitet - vielleicht will Michael also auch einmal etwas anderes ausprobieren", machte der Brite dem 43-Jährigen die breite Produktpalette seiner Firma schmackhaft. "Wir sind für alles offen. Wenn Michael interessiert ist, wird es definitiv Angebotsmöglichkeiten geben."