Es war McLaren, das vor zwei Tagen die Bombe platzen ließ, als das Team die Fahrerpaarung - Jenson Button und Sergio Pérez - für 2013 bekannt gab. Damit war klar, dass Lewis Hamilton sich gegen McLaren und für Mercedes entschieden hatte. Oder war es viel mehr, dass sich McLaren gegen Hamilton und für Pérez entschieden hat?

Auf den ersten Blick scheint es unvorstellbar, dass ein Erfolgsteam wie McLaren einen Erfolgsfahrer wie Hamilton ziehen lässt und auch Whitmarsh betonte, dass man alles getan habe, um den Briten zu halten. Doch wenn man die letzten Wochen Revue passieren lässt, dann scheint klar, dass McLaren Pérez nicht unter Vertrag genommen hat, weil sonst keiner zur Verfügung stand. Nach dem zweiten Platz von Pérez in Monza lobte Whitmarsh den Mexikaner bereits in den höchsten Tönen.

Der Podestplatz von Pérez in Monza kam zur perfekten Zeit, Foto: Sutton
Der Podestplatz von Pérez in Monza kam zur perfekten Zeit, Foto: Sutton

"Sergio war hinter Lewis der schnellste Mann des Tages." Doch nicht das Lob, sondern die Tatsache, dass Whitmarsh Pérez bei seinem Vornamen ansprach hätte bei den "Zwischen-den-Zeilen-Lesern" die Alarmglocken schrillen lassen müssen. Vielleicht hat sogar Hamilton selbst ungewollt für seinen Nachfolger den Weg bereitet. Denn durch die Gerüchte um einen Wechsel zu Mercedes und seiner Hinauszögerungstaktik musste sich McLaren im Fahrerlager umsehen, um für den ‚Worst Case‘ gewappnet zu sein.

Namen kamen viele in Frage - Nico Hülkenberg, Paul di Resta, Heikki Kovalainen und eben Sergio Pérez. Doch beim näheren Hinsehen stellte sich Pérez schnell als beste Wahl heraus. Wie schon damals bei der Verpflichtung von Kimi Räikkönen oder Heikki Kovalainen hatte McLaren vorab die Daten jeder Session, jedes Rennens und jeder einzelnen Runde analysiert. Das Ergebnis: Pérez passte langfristig gesehen perfekt. Er erhielt bei Sauber in den letzten beiden Jahren eine gute Ausbildung, sammelte die nötigen Erfahrungen und ist trotzdem noch jung genug, um zu einem McLaren-Fahrer geformt zu werden.

Button & Perez harmonieren

Auch mit Jenson Button sollte die Harmonie auf und abseits der Strecke stimmen. Bereits in den letzten Tagen lobten sie einander via Twitter. Neben dem Talent sprach noch ein weiterer Punkt für Pérez - die finanzkräftigen Sponsoren aus Mexiko, auch wenn Whitmarsh betont, dass das nicht der ausschlaggebende Grund war. Fakt ist, dass auch bei McLaren das Geld nicht ohne Ende fließt und allein mit Telmex ergeben sich für die Zukunft spannende, kommerzielle Möglichkeiten. Baut man also alle Puzzleteile zusammen, dann ist Pérez weit mehr als nur ein Lückenfüller für Hamilton.