Erst am Samstag muss Christian Danner in die Kommentatorenkabine bei RTL klettern, so dass er am Freitag genug Zeit hatte, am Streckenrand die Performance der Boliden zu beäugen. Er genoss dies sichtlich: "Es ist immer schön, an der Strecke zu stehen und Autos, die mit wenig Abtrieb fahren, zu sehen. Da rutschen die Fahrzeuge schön herum; der eine lenkt ein und rutscht ein bisschen, der andere traut sich nicht. Das gibt es nur in Monza und da müssen sich die Fahrer drauf einstellen." Doch auch einige Beobachtungen in technischer Hinsicht konnte der 54-jährige machen.

So fiel ihm beispielsweise auf, dass Mercedes ein Problem mit dem DRS hat, was die Fahrer dazu zwingt, den Flügel früher zuklappen zu müssen: "Das Problem von Mercedes ist, dass der Strömungsabriss lange anhält, auch wenn das DRS schon zu ist. Das passiert wegen der kleinen Flügel hier in Monza eher als woanders." Michael Schumacher kam im zweiten Training gar nicht erst dazu, sich mit diesem Problem zu befassen, weil sein DRS gar nicht funktionierte. Das sei jedoch kein besonderer Nachteil, glaubt Danner, der auf die Programme der Teams verweist.

"Im zweiten Training sind die meisten Teams mit Rennabstimmung gefahren, haben also das DRS gar nicht erst aktiviert. Fahrer, die echte Longruns gefahren sind, haben den Flügel geschlossen gelassen, weil das der reale Rennbetrieb ist. Für Schumacher war es zwar lästig, dass das Ding nicht funktioniert hat, aber das Testprogramm konnte er fahren."

Red Bull hat große Probleme

Die Probleme bei Ferrari sieht Danner gelassen, Foto: Sutton
Die Probleme bei Ferrari sieht Danner gelassen, Foto: Sutton

Etwas gröber waren die Schwierigkeiten bei Ferrari, doch auch da sieht er kein Problem: "Bei denen lief einiges schief, aber ich gehe davon aus, dass sie den Ärger in den Griff bekommen." Der F2012 von Fernando Alonso blieb im zweiten Gang stecken. Christian Danner geht noch der Frage nach Ursache und Wirkung nach: "Der zweite Gang ging nicht mehr raus, das ist nach einem Rumpeln durch die Schikane passiert. Die Frage ist jetzt, ob das Getriebe sich vorher schon nicht mehr schalten ließ und er deshalb geradeaus gefahren ist, oder ob das die Folge des Ausflugs war."

Schwarz sieht er dagegen für Red Bull: "Bei denen konnte man eines sehen: In Spa waren sie schon langsam auf der Geraden und jetzt in dieser Konfiguration mit noch weniger Abtrieb ist das Auto geradeaus wieder zu langsam. Vettel hatte solche Probleme zwar auch letztes Jahr und hat trotzdem gewonnen, aber da hatte Red Bull einen technischen Vorteil wegen dem angeblasenen Diffusor, der ja jetzt verboten ist. Ich glaube, Red Bull qualifiziert sich in den Top-10, aber das wird eine zähe Geschichte."

Und sein Tipp für die Pole Position? Danner grinst: "Ich bin ja gut im Kaffeesatzlesen, also sage ich mal, das wird schon ein McLaren sein. Wären sie vor ein paar Rennen im freien Training so weit vorne gewesen, hätte man gesagt, dass sie vielleicht Sprit rausgenommen hätten. Aber nach der Spa-Performance, wo es ja ähnlich aussah mit der Dominanz von Button, sind beide McLaren für mich die Topfavoriten und da gebe ich diesmal Hamilton die Chance auf die Pole Position."