Vor dem Großen Preis von Belgien hieß es, Red Bull habe mit großem Reifenverschleiß zu kämpfen - im Rennen war davon allerdings nichts zu sehen. Im Gegenteil: Sebastian Vettel gehörte zu den wenigen Piloten, der die 44 Runden auf dem Circuit de Spa-Francorchamps mit nur einem Stopp absolvierte. Dank der guten Taktik katapultierte sich der Red-Bull-Star trotz eines nicht gerade überragenden Starts noch auf den zweiten Platz nach vorne. Durch das Ausscheiden von WM-Leader Fernando Alonso ist nun auch in der WM-Wertung wieder alles drin, Vettel liegt nur noch 24 Punkte hinter dem Ferrari-Fahrer.

Am Kommandostand von Red Bull herrschte nach der furiosen Aufholjagd natürlich Zufriedenheit, geplant sei der Strategie-Coup allerdings nicht gewesen, bekräftigte Teamchef Christian Horner. "Eigentlich haben wir mit zwei Stopps gerechnet, eine Einstopp-Strategie war nicht vorgesehen." Doch im Gegensatz zu den meisten Konkurrenten fuhr Vettel auch noch konstant gute Zeiten, als die Hälfte des Rennens nahte. "Seb hat die weichen Reifen sehr gut geschont", erklärte Horner. "Deshalb haben wir in Runde 20 gesagt, dass wir es mit einem Stopp versuchen werden - und haben ihn so noch von zehn auf zwei gebracht. Das war schon eine tolle Leistung."

Eine Schrecksekunde hatte die Red-Bull-Box noch zu überstehen, als sich Vettel auf der Strecke mit Michael Schumacher duellierte. Der Mercedes-Fahrer bog nach einem harten Zweikampf zwischen den beiden Weltmeistern etwas unerwartet vor Vettel in die Boxengasse ab. "Ich war überrascht, dass Michael rein fährt, die fuhren ja schon in der Schikane gegeneinander, das Manöver war ein bisschen grenzwertig", meinte Horner. "Wir konnten natürlich nicht wissen, dass er in die Box fährt. Es wäre besser gewesen, wenn er Seb einfach durchgelassen hätte."

Der 25-Jährige pflügte aber auch nach der Aktion von Schumacher weiter durch das Feld und beendete das Rennen in Spa auf dem zweiten Rang. Horner räumte ein, dass Vettel natürlich auch von dem Start-Crash von Alonso, Romain Grosjean und Lewis Hamilton profitierte. Zu dem Unfallhergang hatte er eine klare Meinung. "Grosjean hat Lewis keinen Platz gelassen, da hätte leicht etwas Schlimmeres passieren können. Das war ein bisschen zu arg", sagte Horner und fügte hinzu: "Allerdings haben wir der Situation nicht allzu lange hinterhergeweint."