Die drei Plätze Strafe für Pastor Maldonado nach dem Qualifying in Spa, weil er Nico Hülkenberg behindert hatte, fand Williams-Chefingenieur Mark Gillan sehr hart. Aus seiner Sicht hätte man das Vergehen nicht so streng ahnden müssen, da Maldonado zum Zeitpunkt des Vorfalls eigentlich schnell unterwegs war. "Wir sahen, wie Hülkenberg sich ihm näherte. Wir versuchten aber, dass er in der besten Position für seine Qualifying-Runde in Q1 war. Als er [Hülkenberg] sich Pastor näherte, attackierte der gerade die letzte Kurve und fuhr so schnell er konnte, da er für seine Runde den bestmöglichen Ausgang brauchte", berichtete Gillan.

Da Maldonado am Ende des Qualifyings Dritter war, war die Strafe für den Chefingenieur und das Team noch schwerer zu verdauen. Teamintern gab es jedenfalls das Gefühl, dass man eigentlich alles richtig gemacht hatte. "Wenn man voll in die letzte Kurve geht, um richtig in die Qualifying-Runde zu kommen, dann kann man eigentlich nicht viel machen, außer vielleicht seine Quali-Runde zu zerstören. Wäre es zwei, drei Kurven vorher gewesen, hätte er leicht Platz machen können. Es ging nur um eine oder zwei Zehntel, die sie beisammen waren und dafür gab es die Strafe", sagte Gillan.

Nicht das Ende der Welt

Er hoffte, dass Maldonado nicht schärfer bestraft wurde, weil er sich früher schon etwas hat zuschulden kommen lassen. Das wäre aus Sicht des Chefingenieurs falsch, denn es sollte immer nur der konkrete Fall behandelt werden. "Für mich ist es enttäuschend, weil er eine tolle Runde fuhr, er war fast eine Sekunde schneller als vorher. Es ist aber auch nicht das Ende der Welt. Er ist jetzt Sechster statt Dritter und von dort kann man noch vorne mitmischen", meinte er.

Bei Bruno Sennas Auto stimmte etwas nicht, Foto: Sutton
Bei Bruno Sennas Auto stimmte etwas nicht, Foto: Sutton

Nicht so toll gelaufen war es bei Bruno Senna, wobei Gillan sofort klarstellte, dass am Auto des Brasilianers etwas nicht stimmte. "Wenn ein Fahrer auf P3 und der andere recht weit dahinter ist, dann sieht man sich das an. Um gegenüber Bruno fair zu sein, er hatte ein Problem am Auto, das sein Qualifying beeinflusst hat. Das müssen wir uns genau ansehen." So traten bei Senna starke Instabilitäten am Auto auf, wobei das Team dieses Problem noch nicht zuvor gesehen hatte. Dementsprechend ist bis Sonntag einiges an Arbeit angesagt.

Der passende Kompromiss

Sollten am Sonntag dann beide Autos normal funktionieren, rechnet sich Gillan durchaus einiges aus. Denn der Williams stellt einen guten Kompromiss aus Top-Speed und Abtrieb dar. "Es gibt verschiedene Strategien. Man will im Qualifying vorne sein und im Rennen den Speed haben, um entweder zu überholen oder die Position zu verteidigen. Wir haben einen guten Kompromiss." Auf den Geraden sah der Williams jedenfalls nicht schlecht aus, was Gillan durchaus interessant fand, da in Spa und Monza das ähnliche Abtriebs-Paket gefahren wird. "Es war eine angenehme Überraschung, wir haben aber noch viel zu tun. Mit Blick auf Monza haben wir aber viel gelernt."

Größtes Risiko mit gutem Top-Speed und zu wenig Abtrieb könnte allerdings sein, dass das Auto im Vergleich zu den Konkurrenten mit mehr Abtrieb die Reifen in den Kurven zu stark verschleißt. Wie sich das entwickeln könnte, ist aufgrund der geringen Trainingszeit bei gutem Wetter schwierig vorherzusagen. "Die Reifensituation wird morgen interessant. Wir sahen voriges Jahr, dass es ein Faktor im Rennen war, wenn es um die Stopps ging. Wir haben für morgen weniger Informationen als gewollt, aber das geht jedem so." So wissen die Teams kaum, was passiert, wenn die Autos mit viel Benzin im Longrun unterwegs sind, da keiner Zeit dafür hatte."