Silverstone und Mark Webber - das ist eine besondere Beziehung: In den letzten drei Jahren gewann der Australier zweimal in Großbritannien, so auch am Sonntag. Das Rennen auf dem Traditionskurs ist aber nicht nur auf Grund der jüngsten Erfolge etwas ganz Besonderes für ihn - der Red-Bull-Pilot wohnt nur 27 Meilen von der Strecke entfernt in Buckinghamshire. "Wir alle wissen ja, wie sehr wir Hotels lieben - hier einfach mal zu Hause bleiben zu können, ist also sehr gut", scherzte Webber nach seinem neunten Grand-Prix-Sieg, den er als ganz speziell bezeichnete.

"Ganz egal, ob man nur Golfer, Tennisspieler oder Rennfahrer ist: Man muss überall klarkommen und an jedem Schauplatz, an dem man auftritt, das Maximum herausholen. Ich liebe es, überall Rennen zu fahren, aber hier ist es einfach ganz besonders. Ich habe hier 1996 mein erstes Rennen in der Formel Ford gewonnen - die Liebesgeschichte geht also weiter", erklärte der 35-Jährige in Bezug auf Silverstone mit funkelnden Augen. Dass die Fortsetzung der Traumehe zwischen dem britischen Kurs und dem australischen Routinier sich auch ganz fundamental auf seine sportliche Zukunft auswirken könnte, war ihm dabei bewusst - Ende des Jahres läuft sein Red-Bull-Vertrag aus.

Spatzen pfeifen Ferrari-Interesse von den Dächern

Derzeit liefert Webber mehr als nur gute Argumente für eine Verlängerung. Neben Fernando Alonso ist er der einzige Doppelsieger 2012, seinen hochgeschätzten Teamkollegen Sebastian Vettel hatte er zuletzt sogar in dessen Paradedisziplin, dem Qualifying, im Griff. In der Weltmeisterschaft liegt er auf Platz zwei, 16 Zähler vor dem Deutschen und nur 13 hinter der Spitze. Die erneute Demonstration der wiedererlangten Stärke des Mark Webber, wollte eben dieser wie folgt einordnen: "Es hilft mir, in der Formel 1 zu bleiben." In Bezug auf seinen Sieg fügte er hinzu: "Zu Beginn dieses Jahres hatte ich keinen Vertrag und nun greife ich an, um einen für nächstes Jahr zu bekommen."

Hört Webber Horner überhaupt noch zu oder ist er in Gedanken schon in Maranello?, Foto: Sutton
Hört Webber Horner überhaupt noch zu oder ist er in Gedanken schon in Maranello?, Foto: Sutton

"Ich habe mittlerweile ein paar Punkte, ein paar Siege und werde auch weiterhin sehr hart daran arbeiten, um auch nächstes Jahr in der F1 zu fahren", erklärte der Australier seine aktuelle Situation nüchtern. Red-Bull-Teamchef Christian Horner stellte am Rande des Grand Prix in Silverstone jedoch auch klar, dass Webbers Erfolg keine unmittelbaren Auswirkungen auf ein beschleunigtes Vorangehen der Vertragsverhandlungen mit dem Starpiloten haben werde, wenngleich klar sei, dass besonders das seit Monaten von der vermehrt italienischen Presse kolportierte Interesse der Scuderia Ferrari an der Personalie Webber, nach der Machtdemonstration von Silverstone, weiter steigen dürfte. In Maranello sprachen beim Blick auf die ersten beiden Piloten auf dem Podest vom Sonntag, nicht wenige von der designierten neuen Traumkombination für die Roten.

Dass sich Webber und Alonso überdies auch privat bestens verstehen und respektieren, streut weiteres Salz in die Gerüchtesuppe. Für ein Entflammen dieser, könnte dann Webbers Aussage sorgen, dass er am vergangenen Wochenende erstmals auch mit anderen Teams vorsichtige Gespräche über die Saison 2013 geführt habe. Horner wollte sich davon nicht beeinflussen lassen und arbeitete lieber die hervorragende Beziehung zwischen seinem Team und dem Mann der Stunde heraus.

Wie gut ist die Beziehung zu Red Bull wirklich?

"Wir verstehen uns großartig und wie immer mit ihm, werden die Dinge ziemlich geradeheraus angesprochen. Für ihn ist das bereits die siebte Saison im Team und mit uns hatte er in der Formel 1 eine Menge Erfolg. Wir hätten gerne, dass das so weitergeht", machte Horner keinen Hehl daraus, dass sich Red Bull um eine Weiterverpflichtung bemühen wird. Der Brite gab aber auch zu: "Natürlich gibt es zwangsläufig auch unheimlich viele Spekulationen rund um Ferrari - wir konzentrieren uns aber nur auf uns selbst. Was andere Leute sagen oder tun, können wir ohnehin nicht kontrollieren."

Steht hier schon das Ferrari-Duo für 2013?, Foto: Sutton
Steht hier schon das Ferrari-Duo für 2013?, Foto: Sutton

Wichtig sei lediglich eine Tatsache: "Mark fühlt sich im Team wohl." Dass die Beziehung zwischen ihm, Sebastian Vettel und besonders Vettel-Fan Dr. Helmut Marko aber nicht immer die einfachste ist, ist im Fahrerlager kein Geheimnis. Der Heppenheimer selbst, gab zuletzt zu, dass sein Kollege und er in diesem Leben wohl nicht mehr die besten Freunde werden würden. Horner ließ diese Begleitmusik kalt. "Mark will auch nächstes Jahr im Team sein und deshalb werden wir uns, wie wir es auch schon immer gesagt haben, im Sommer mit ihm hinsetzen und die Zukunft durchsprechen. Dieser Zeitpunkt kommt nun klarerweise immer näher."

Gespräche finden im Sommer statt

Bereits in den nächsten Wochen werde man über 2013 sprechen, übermäßige Eile sei aber auch nicht geboten, wenngleich Webber sich in Sachen Vertragspoker den idealen Zeitpunkt für seinen sportlichen Höhenflug herausgesucht hat. Ein direktes Bekenntnis, ob Webber dem Team klar mitgeteilt habe, dass er auf jeden Fall beim österreichischen Getränkehersteller bleiben wolle, wollte sich Horner aber nicht entlocken lassen und wählte seine Worte daher sorgsam aus. "Mark hat mir gegenüber allen Anschein erweckt, dass er sehr glücklich hier ist", lächelte Horner.

Der Teamboss fügte hinzu: "Das kann man ja auch durchaus an seinem Fahren sehen." Die Leistung des Routiniers in der bisherigen Saison lobte Horner, hob diese als sehr gut hervor. "Er hat nun zwei große Rennen gewonnen: Den Großen Preis von Monaco und den Großen Preis von Großbritannien und ich denke, er war hier in Silverstone wirklich exzellent." Besonders schön sei der Sieg, da auch die Teamfabrik in Milton Keynes unweit der Strecke beheimatet ist. "Für ihn war es toll, unser Heimrennen zu gewinnen und das dann auch noch mit so einem späten Überholmanöver. Dass wir auch noch Sebastian mit auf dem Podium hatten, war dann der Extrabonus", freute sich Horner.