Wie geht es mit Sebastian Vettel nach seinem angekündigten Rücktritt aus der Formel 1 zum Ende der Saison 2022 weiter? Kehrt der vierfache Weltmeister künftig noch einmal in den Rennsport zurück oder ist endgültig Feierabend? Diese Frage beschäftigt nicht nur Fans weltweit und das F1-Fahrerlager beim Ungarn Grand Prix, sondern auch die Formel E, die an diesem Samstag und Sonntag ihr vorletztes Rennwochenende in London austrägt.

Zahlreiche Formel-E-Fahrer haben sich bereits zur Causa Vettel geäußert, wie wir berichtet hatten. Vor dem Rennstart am Samstag traf Motorsport-Magazin.com einen weiteren Weggefährten, der den Heppenheimer bestens aus der Vergangenheit kennt: Mark Webber, sein früherer Teamkollege aus Red-Bull-Zeiten.

Webber über Vettel-Rücktritt: "Keine Überraschung"

Der Australier ist seit geraumer Zeit Porsche-Markenbotschafter und stattete der Formel E sowie dem Werksteam um Pascal Wehrlein und Andre Lotterer in der britischen Hauptstadt einen Besuch ab. Wie der heute 45-Jährige auf Vettels Ankündigung reagiert, wollten wir wissen. Webber: "Das war keine Überraschung. Es hat nach einer Veränderung gesucht und es war ziemlich offensichtlich, dass das kommen würde."

Webber, der zwischen 2002 und 2013 bei 215 Grands Prix antrat und dann noch drei Jahre (2014-2016) mit Porsche in der WEC bzw. bei den 24 Stunden von Le Mans dranhängte, auf die Frage, ob Vettel wohl weiter Rennen in anderen Kategorien bestreiten werde: "Ich weiß es nicht. Er ist ein Racer und mag die Motorsport-Komponente. Aber ich denke, dass er erst realisieren wird, wie gut seine Entscheidung wirklich war, wenn er mal ein bisschen Pause hat."

Webber sieht Vettel nicht in der Formel E

Vettel hängt zwar den Formel-1-Helm nach der Saison an den Nagel, eine Fortsetzung im Motorsport wollte der 35-Jährige aber offenbar nicht grundsätzlich ausschließen. Es sei aktuell nicht an der Zeit, darüber nachzudenken, schließlich habe er sich gerade erst mit dem F1-Ende beschäftigt. Das lässt natürlich Raum für Spekulationen. In London geisterte schon lose herum, dass Vettel mit Porsche künftig Rennen in Le Mans bestreiten könnte, so wie einst Webber oder Nico Hülkenberg. Aktuell natürlich alles nur Gerüchte.

Wo könnte sich Webber seinen langjährigen Teamkollegen vorstellen? "IndyCars? Nein. In der Formel E sehe ich ihn auch nicht. Sportwagen? Das weiß man nie... Er ist ein Racer und liebt das. Ich glaube aber nicht, dass er etwas übereilen wird. Ich kann falsch liegen, aber er wird seine Entscheidung als noch besser ansehen als er denkt, dass sie es ist."

Öfter mit Porsche bei der Formel E zu Gast: Mark Webber, Foto: LAT Images
Öfter mit Porsche bei der Formel E zu Gast: Mark Webber, Foto: LAT Images

Webber: "Ist nicht einfach, die Formel 1 zu ersetzen"

Kein Geheimnis: Wer einmal in der Formel 1 gefahren ist, tut sich schwer, eine adäquate Alternative zu finden. Die Königsklasse des Motorsports überstrahlt alle anderen Kategorien in sämtlichen Bereichen. Webber fand eine zweite Heimat auf der Langstrecke in den damaligen LMP1-Monstern, die der F1 aus technischer Sicht am nächsten gekommen sein dürften. Die aktuelle Generation der WEC-Hypercars und der baldigen LMDh-Boliden (unter anderem von Porsche und BMW) hingegen ist deutlich weniger performant ausgelegt.

Webber bestätigt: "Ich hatte damals Glück mit Porsche. Nach der Formel 1 ist es eine ziemliche Herausforderung, die richtige Umgebung, Leute und Kategorie zu finden. Es ist nicht einfach, die F1 zu ersetzen. Aber Sebastian schaut ja nicht nach einem Ersatz. Er hat eine riesige Pokalsammlung, unglaublichen Erfolg, er ist an einem Stück, gesund, hört zu seinen Bedingungen auf und befindet sich in einer tollen Position."