Wer in den vergangenen Wochen mit Vertretern des Lotus-Teams sprach, konnte glauben, dass alle die gleiche Platte mit dem gleichen Sprung aufgelegt hatten. Ständig sprachen alle davon, dass sie sich nichts sehnlicher wünschen als ein normales Rennen ohne Zwischenfälle, Technikprobleme oder sonstige außergewöhnliche Dinge. In Bahrain wurden ihre Gebete erhört und prompt standen Kimi Räikkönen und Romain Grosjean auf dem Podest, Räikkönen hatte sogar Chancen auf den Sieg. Für Teamchef Eric Boullier war dieser Erfolg eine große Erleichterung, da sich bereits langsam Frust breit machte, weil die Leistungsfähigkeit des Autos durchaus bekannt war, sich aber nicht in den Ergebnissen widergespiegelt hatte.

"Die Erleichterung ist da, das kann man glaube ich sehen. Es ist frustrierend, wenn man sich viel Mühe gibt [und der Erfolg fehlt], jeder hat im Winter hart gepusht, nachdem 2011 so schwierig war. Das ist jetzt sicher eine große Erleichterung. Man ist stolz, weil wir wussten, dass wir es können, doch man muss es auch schaffen. Jetzt haben wir es geschafft", sagte Boullier. Damit ein Wochenende wirklich gelingt, bedarf es vieler kleiner Details, die es durchzugehen gilt. Manchmal funktioniert dabei alles und manchmal nicht. Bei Lotus funktionierte es bei den ersten drei Rennen vor Bahrain noch nicht. "Dadurch baute sich etwas Frust auf. Aber dieses Wochenende lief alles gut, es gab keine Fehler. Wir haben bei der Strategie etwas gepokert, aber es hat funktioniert."

Den Sieg aufgespart

Lob gab es von Boullier für das gesamte Team an der Strecke und in der Zentrale in Enstone, besonders aber natürlich für die Fahrer. "Beide Fahrer haben einen sehr guten Job gemacht. Ich freue mich sehr, dass beide Autos auf das Podest fuhren und sehr eng beisammen lagen." Einen Sieg durch Räikkönen hatte Boullier durchaus für möglich gehalten, er wollte aber nicht übermütig werden. "Wir können eigentlich nicht ambitionierter sein, als wir es ohnehin schon sind. Wir hatten eine Chance, um Vettel zu überholen und vielleicht wäre der Sieg drin gewesen. Jetzt müssen wir uns das für später aufsparen."

Bei Lotus war die Laune bestens, Foto: Sutton
Bei Lotus war die Laune bestens, Foto: Sutton

Vorerst ist Boullier aber wichtiger, dass Bahrain keine Eintagsfliege bleibt. "Wenn es unser Team schafft, die Autos jedes Rennen in die großen Punkte zu bringen, dann wäre ich glücklich. Wenn sich die Chance auf den Sieg ergibt, freue ich mich sehr für das Team, denn das wäre ein Teamsieg. Ich will aber erst unsere Ziele erfüllt sehen, bevor wir zu sehr über den Sieg nachdenken", betonte Boullier. Warum es in Bahrain so gut lief, konnte der Teamchef relativ einfach erklären.

Keine Fehler

So war einerseits das Wetter besser und die hohen Temperaturen liegen dem E20 mehr. Andererseits sagte Boullier: "Wir haben jetzt das volle Update oben, das wir in China hatten." Zwar gibt es damit noch ein paar kleinere Details, die sich verbessern können, doch das heißt eigentlich nur, dass noch mehr Leistung freigeschaltet werden kann. Aber obwohl es lief, war Boullier vom Rennen etwas überrascht. "Die Leistung der Teams liegt so eng beisammen. Ein Fehler kostet dich da viel. Heute lief alles gut, die Stopps waren gut und schnell. Beide Fahrer machten keine Fehler", freute er sich.

Auch nicht, als sie direkt gegeneinander fuhren. Zwar sah man Boullier dabei ein wenig nervös am Kommandostand sitzen, doch er wollte den Fahrern keine Anweisungen geben. "Sie wissen, sie müssen fair gegeneinander fahren und das haben sie getan." Dass Räikkönen jetzt so gut aufgetreten war, kam für den Teamchef wenig überraschend. "Er hat schon oft gezeigt, dass er die Pace hat und es kann. Wenn er ein schlechtes Qualifying hatte und dann ein gutes Rennen fuhr, tat er das doch auch schon. Er brauchte ein wenig Zeit, um sich nach zwei Jahren Pause wieder einzufinden. Er ist jetzt erst vier Rennen wieder da und hat dieses Wochenende bewiesen, dass er wieder voll da ist", meinte er und rechnete damit, dass vom Finnen noch mehr zu sehen sein wird. Doch auch von Lotus soll noch was kommen. "Wir sind engagiert und haben alles, um den Anschluss zu halten. Ich weiß, es gibt größere Teams als uns, es wird darum gehen, wie kreativ und effizient wir sein können."