Der Saisonstart rückt unweigerlich näher. Jedes Formel-1-Team arbeitet mit Hochdruck an den letzten Vorbereitungen für Melbourne. Das ist auch bei Mercedes GP nicht anders. "Die Stimmung ist gut, aber sehr beschäftigt", betont Motorsportchef Norbert Haug.

Ein Grund für die gute Stimmung war die verbesserte Performance des neuen Silberpfeils bei den Testfahrten in Barcelona. "Es wäre aber noch schöner gewesen, wenn wir den Samstag richtig hätten nutzen können", so Haug. "Aber da hat das Wetter nicht mitgespielt." Dennoch konnte das Team nach der Trockenbestzeit von Michael Schumacher auch bei der Regenbestzeit von Nico Rosberg viel lernen. "Nur weil wir in Barcelona die Schnellsten waren, sehe ich uns aber nicht auch in Melbourne als die Schnellsten", hält Haug den Ball flach.

MGP W02: Rundum besser

Das Ziel ist es, auf dem vierten Konstrukteursplatz des Vorjahres aufzubauen und sukzessive nach vorne zu gelangen. In welchem Zeitraum das gelingen soll, lässt Haug offen. Die beiden Mercedes-Fahrer sieht er nach der Vorbereitung auf Augenhöhe. "Wenn wir ein Auto bauen, das Rennen gewinnen kann, werden unsere Fahrer das auch umsetzen", so Haug.

Den MGP W02 bezeichnet der Motorsportchef als rundum besseres Paket. "Er ist ein Schritt nach vorne, aber wir können die Konkurrenz noch nicht abschätzen." Als Favoriten hat Haug Red Bull mit Sebastian Vettel und Ferrari mit Fernando Alonso auf der Rechnung. "Es kann aber auch Überraschungsteams geben", warnt er.

Auf jeden Fall für Spannung und Überraschungen sorgen werden die neuen Regeln. Neben den neuen Reifen gehören auch KERS und der verstellbare Heckflügel zu den neuen Herausforderungen. "Der Pirelli-Reifen ist anders als die bisherigen Reifen", betont Haug. "Die Teams lernen mehr und mehr, damit umzugehen. Bislang waren die Reifen eher konservativ: Man konnte nach zehn Runden die Reifen wechseln und das Rennen durchfahren." Das ist nun nicht mehr möglich.

Reifen: Taktik entscheidet

Norbert Haug möchte das Team Schritt für Schritt in Richtung Spitze bringen, Foto: Sutton
Norbert Haug möchte das Team Schritt für Schritt in Richtung Spitze bringen, Foto: Sutton

In diesem Jahr spielt die Taktik eine entscheidende Rolle. "Es kommt darauf an, den idealen Zeitpunkt für den Boxenstopp zu finden. Eine Runde zu viel zu fahren, kann sehr deutliche Zeiteinbußen bedeuten." So könnten die Reifen von einer Runde auf die nächste plötzlich stark an Rundenzeit verlieren. "Dann muss das Timing für den Stopp exakt stimmen."

Gleichzeitig müssen KERS und der Flügel strategisch klug genutzt werden. "Es kommt aber nicht nur aufs Knöpfe drücken an", mahnt Haug. "Der Fahrer muss vor allem fahren. Wenn er Fehler macht oder das Auto nicht schnell genug ist, hilft es ihm nicht, den Heckflügel-Flap etwas flacher zu stellen." Einen größeren Vorteil verspricht sich Mercedes von seinem KER-System, das 2009 als das beste der Branche galt.

Für 2011 wurde das System nach einem Jahr freiwilliger Pause kompakter, leichter und tiefer gelegt. "Den ganz großen Vorteil wie 2009 bringt es allerdings nicht mehr", weiß Haug. Denn im Gegensatz zur ersten KERS-Saison setzen nun fast alle Teams das System ein. 2009 brachte KERS noch einen enormen Startvorteil und rund vier Zehntel pro Runde. Das dürfte jetzt ausgeglichener sein. "Ich hoffe aber, dass wir noch einen kleinen Vorsprung besitzen - etwa beim Packaging oder dem Aufladen des Systems."