Bei der Präsentation des MP4-26 ging McLaren neue Wege. Der neue Bolide wurde nicht einfach nur enthüllt wie bei der Konkurrenz, sondern direkt vor den Augen der Fans, Passanten und Pressevertreter auf dem Potsdamer Platz in Berlin zusammengebaut. Wer nicht live vor Ort sein konnte, verfolgte die Show im Internet. Die Mechaniker schraubten die Einzelteile des Chassis Stück für Stück zusammen, bis der komplette Bolide fertig war. Ein schlechtes Omen?

Das Team Bei McLaren hat man den Anspruch die Nummer 1 zu sein, Titel und GP-Siege zu holen. Ein zweiter Platz war in den Augen von Ron Dennis schon eine Niederlage. Doch wenn man sich die Fakten ansieht, dann hinkt McLaren seinem eigenen Standard nach.

Hamilton holte 2008 den Fahrertitel, Foto: Sutton
Hamilton holte 2008 den Fahrertitel, Foto: Sutton

Zwar holte Lewis Hamilton 2008 den Fahrertitel, doch der letzte Konstrukteurstitel stammt aus dem Jahr 1998. "Martin Whitmarsh muss innerhalb des Teams neue Strukturen schaffen. Es kann nicht sein, dass jedes Jahr ein anderer das neue Auto baut. Red Bull macht es mit Adrian Newey vor wie es richtig geht", meinte Eddie Jordan.

Die Fahrer Mit Lewis Hamilton und Jenson Button hat McLaren eine der stärksten Fahrerpaarungen im Feld. Beide sind Weltmeister und haben 2010 bewiesen, dass ihnen ihre Egos bei der Zusammenarbeit nicht im Wege stehen. Während Button als wahrer Reifenflüsterer gilt, ist Hamilton eher für seine wilden Aktionen bekannt.

Der Brite zeigte 2010 die meisten Überholmanöver, doch ab und an ging dabei auch etwas schief. Dennoch ist Hamilton ein heiß begehrter Fahrer. "Lewis ist ein großartiger Fahrer", schwärmte Red Bull-Boss Christian Horner. "Man müsste meinen, dass er mit einem weiteren verlorenen Jahr nicht zufrieden sein wird. Damit will ich aber nicht sagen, dass wir nach ihm angeln."

Der MP4-26 konnte bisher nicht glänzen, Foto: Sutton
Der MP4-26 konnte bisher nicht glänzen, Foto: Sutton

Das Auto Der Speed des zu Beginn als revolutionär gepriesenen MP4-26 war mager, die Zuverlässigkeit den Begriff nicht wert. McLaren kämpfte bei den Testfahrten an allen Fronten. Vieles erinnert irgendwie an die misslungene Saisonvorbereitung von 2009. Damals fuhr McLaren bei den Wintertests und den ersten Rennen hinterher, musste im Laufe der Saison einen Rückstand von mehreren Sekunden aufholen, wodurch der WM-Zug abgefahren war.

McLaren brachte zwar immer wieder neue Updates an die Strecke, verblüffte in Barcelona sogar mit einer gewöhnungsbedürftigen Nase zu Messzwecken und ließ Reservefahrer Gary Paffett Überstunden im Simulator abspulen, doch bisher blieb der große Sprung nach vorne aus. Selbst Button gestand bereits ein, dass McLaren in Australien wohl nicht Red Bull und Ferrari herausfordern wird können. Vielleicht ist alles auch nur halb so schlimm. "Die Wintertests erklären nicht immer alles. McLaren wird nicht um den 10. Platz kämpfen, sondern eher um das Podium", glaubt zumindest Fernando Alonso.

Saisonziel: Fahrer- und Konstrukteurstitel

PRO: Testfahrten sind nur Testfahrten, erst an den Rennwochenenden geht es um die Wurst. Das klingt wie Durchhalteparolen, doch die Vergangenheit hat oft bewiesen, dass die Testkönige nicht immer auch bei den Rennen vorne dabei waren. McLaren weist derzeit noch einen Rückstand auf, aber wenn ein Team diesen aufholen und vielleicht sogar noch in einen Vorsprung verwandeln kann, dann McLaren. Das hat das Team 2009 bewiesen. (Stephan Heublein)

CONTRA: Für McLaren sieht es nach aktuellem Stand nicht gut aus. Das Team konnte zwar in der Vergangenheit Rückstände aufholen, aber wenn man den Titel holen will, muss man bereits zu Saisonbeginn punkten. Sollte dem Team in den nächsten Wochen nicht ein genialer Schachzug à la F-Kanal gelingen, wird es wohl auch dieses Jahr nichts mit dem Fahrer- und Konstrukteurstitel werden. (Kerstin Hasenbichler)