Kanada war die bislang größte Chance von Nick Heidfeld, Foto: Sutton
Kanada war die bislang größte Chance von Nick Heidfeld, Foto: Sutton

Ja, wir wissen es alle, Testzeiten sind von ihrer Aussagekraft ungefähr so bedeutend wie eine Schneeflocke am Rande eines aktiven Vulkankraters, aber dennoch könnte man vermuten, dass der Renault des Jahres 2011 einiges an Potential besitzt. Dass dieses Potential nun aufgrund von Robert Kubicas Rallye-Unfall ausgerechnet seinem ehemaligen Sauber-Teamkollegen Nick Heidfeld zufallen wird - zumindest wäre jede andere Entscheidung des Teams eine große Überraschung -, ist nicht nur für ihn ein eigenartiges Gefühl.

Doch für Heidfeld könnte das auch die Chance sein, die er nie so richtig hatte. Bei BMW Sauber saß er zeitweise in einem Auto, das möglicherweise der Titulierung Spitzenwagen in Ansätzen nahe kam, ein echtes Siegerauto durfte er in der Formel 1 im Renneinsatz aber noch nicht fahren. Alleine auch deswegen ist es ihm mittlerweile müßig, wenn er darüber sprechen muss, 173 Starts und keinen Sieg auf dem Konto zu haben. Das eine Mal, als BMW Sauber - dank Boxengassen-Unfällen und Safety-Car-Chaos - gewinnen konnte, war er eigentlich in bester Position, doch als Teamplayer ließ er dem strategisch besser positionierten Kubica damals den Sieg und fuhr auf Platz zwei.

"Wenn die Leute sagen, dass ich noch kein Rennen gewonnen habe, kann ich ihnen nur erklären, dass es in all den Teams, in denen ich bisher war, nur ein Rennen gab, in dem das Auto gewonnen hat. Das war Kanada, wo Robert gewann und ich ohne die taktische Entscheidung des Teams hätte gewinnen können. Es ist recht einfach - wenn man nicht das Auto zum Gewinnen hat, gewinnt man auch nicht. Wären die Dinge anders gelaufen, dann hätte ich ein Rennen gewinnen können", erklärte Heidfeld im vorigen Jahr.

Ob der Renault 2011 wirklich ein Gewinner sein kann, ist noch offen, sollte er es sein, spricht eine überwältigende Beweislast jedenfalls dafür, dass auch Heidfeld mit ihm ein Gewinner sein kann. Man nehme nur das Beispiel Jenson Button. Der Brite kämpfte auch lange darum, bis er seinen ersten Sieg feiern konnte - wobei der erste Erfolg in Ungarn 2006 auch eher dem Wetter zu verdanken war. Als Button 2009 zum Seriensieger wurde, durfte er dabei auch dem Auto viel verdanken. Im Prinzip sieht man es ja jedes Jahr, dass ein Fahrer ohne Auto nicht gewinnen kann, sei es Fernando Alonso in einem untauglichen Renault 2009 oder Lewis Hamilton, der 2009 auch lange mit dem schwächelnden McLaren zu kämpfen hatte. Ohne Material geht nichts. Dementsprechend könnte Renault für Heidfeld ein Jungbrunnen werden, sollte das Auto seine Versprechen einlösen.