Jerez ist für Pirelli ein gutes Testpflaster. An den vergangenen Tagen konnte der Reifenhersteller viel Arbeit mit den harten, mittleren und weichen Reifenmischungen voranbringen. Der superweiche Reifen war hingegen nicht so bedeutend. "Der wurde nur am Morgen verwendet. Einige wollten wohl schnelle Zeiten fahren. Mit den Ergebnissen sind wir bislang sehr zufrieden. Beim Abbau gibt es Unterschiede zwischen den Teams, das wird bei der Strategie eine Rolle spielen. Wie schon gesagt, die Teams müssen den Abbau gut managen", erklärte Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery.

Dass die Reifen eine strategisch wichtigere Rolle spielen werden, schien ihm besonders zu gefallen. Er meinte, Situationen wie früher, wo ein Fahrer 50 Runden auf einem Reifen fuhr, soll es nicht mehr geben. "Wenn wir das machen würden, gebe es keine Strategie. Wir versuchen eine Balance zu finden, um Reifenwechsel zu erzwingen. Bei der Leistung sieht man zwischen den Mischungen gute Unterschiede, was sehr wichtig ist, wenn es Strategie-Entscheidungen geben soll", meinte der Motorsportchef. Was den Reifenabbau betrifft, scheint alles in die richtige Richtung zu laufen - aus Pirelli-Sicht. So war es am Sonntag warm und in Kombination mit der rauen Strecke von Jerez konnte man genau schauen, wie die Auswirkungen sind. Die Ergebnisse waren dabei wie erwartet.

Zwei oder drei Stopps

Nicht nachvollziehen konnte Hembery deswegen Befürchtungen, dass es im Laufe der Saison bis zu vier Boxenstopps pro Rennen geben könnte. "Vielleicht drei. Natürlich gibt es Unterschiede zwischen den Teams, ich muss also aufpassen, was ich sage. Ich sehe zwei voraus, vielleicht bei manchen drei, aber vier kann ich mir nicht vorstellen." Am meisten Einfluss auf die Haltbarkeit der Reifen können nach Hemberys Meinung aber ohnehin die Fahrer haben. Wenn sie in den ersten fünf Runden auf die Gummis aufpassen, wird sich deren Lebensdauer ordentlich verlängern. "Hier fährt aber auch nicht jeder mit KERS und wir müssen darüber erst dazulernen. KERS wird meist am Kurvenausgang verwendet, aber es gibt viel Schub, also will man es eher auf der Geraden. Gute Fahrer werden es aber so früh wie möglich haben wollen, wenn der Grip also noch am Limit ist. Da müssen sie aber [auf die Reifen] aufpassen."

Trotz der bisher ordentlichen Ergebnisse mit den Reifen war Hembery aber klar, dass noch einiges passieren kann. "Nach sechs Monaten mit Solo-Testfahrten kann man nicht alles wissen", sagte er dazu. Sollte es Änderungen geben müssen, wird Pirelli die aber nur mit der FIA abstimmen, Teams sollen keinen Einfluss haben. Bis Saisonbeginn steht das Programm des Reifenherstellers aber ohnehin. Ein neuer, superweicher Reifen ist für den Barcelona-Test geplant und auch für danach ist alles schon in der Pipeline. Ein wichtiges Ziel hat man aber ohnehin schon erreicht. "Insgesamt ist der Unterschied von supersoft bis hart drei Sekunden. Das wollten wir erreichen, denn das hilft der Strategie. Dadurch muss man Entscheidungen treffen zwischen Leistung und Lebensdauer."