Pro: Das Positive überwiegt

von Stephan Heublein

Eine Fehlentscheidung im entscheidenden Moment machte Fernando Alonso und Ferrari vom Titelfavoriten zum geprügelten Verlierer - selbst Platz 2 in der Konstrukteurswertung ging in Abu Dhabi verloren. War deshalb die gesamte Saison schlecht? Nein, das war sie nicht.

Ferrari erlebte 2010 ein Jahr voller Aufs und Abs. Auf den Doppelsieg in Bahrain folgten Motorenprobleme, ein Auto, das bei den ersten Rennen nicht schnell genug war, und eine Aufholjagd, die den Roten die meisten Punkte der zweiten Saisonhälfte sicherte. Dass dann ein Taktikfehler beim WM-Finale den Fahrertitel kostete, ist ärgerlich, kann aber passieren. Die Scuderia ist nicht das erste Team, das eine unverständliche Strategie anwendete, auch Konstrukteurs-Weltmeister Red Bull war in dieser Disziplin in der Vergangenheit gut dabei.

Ferrari setzte in der zweiten Saisonhälfte zum Höhenflug an, Foto: Sutton
Ferrari setzte in der zweiten Saisonhälfte zum Höhenflug an, Foto: Sutton

Technisch überzeugte Ferrari vor allem bei der Weiterentwicklung. Im Gegensatz zu anderen Teams wie McLaren funktionierten die Upgrades meistens ohne Probleme. Obwohl Ferrari nie das schnellste Auto im Feld hatte, reichte es zu konstanten Podestplatzierungen.

Fernando Alonso gilt zurecht als der kompletteste Fahrer - obwohl selbst er im Laufe der Saison nicht fehlerfrei blieb, konnte er in seinem ersten Jahr bei Ferrari bis zuletzt um den Titel fahren. So schlecht war die Saison also nicht.

Contra: Eine Farce

von Kerstin Hasenbichler

Ferrari kämpfte zwar bis zum Schluss um den WM-Titel, doch 2010 kann man alles andere als ein erfolgreiches Jahr für das Team verbuchen. Schon der Saisonstart verlief - nach dem Auftaktsieg - enttäuschend, obwohl die Scuderia die Saison 2009 vorzeitig abschrieb, um sich auf das neue Auto konzentrieren zu können.

Fernando Alonso machte 2010 unerwartet viele Fehler, Foto: Sutton
Fernando Alonso machte 2010 unerwartet viele Fehler, Foto: Sutton

Doch diesen Vorsprung konnte Ferrari nicht in Top-Ergebnisse umwandeln. Zwar konnten die Italiener im Laufe der Saison den Rückstand auf Red Bull verkleinern, dennoch gab es Bereiche, in denen Ferrari seine Hausaufgaben nicht ordentlich gemacht hat.

Bestes Beispiel: der F-Kanal. Selbst Renault hatte ein besseres System, obwohl die Franzosen nicht die Erfahrung und das Geld eines Traditionsrennstalls wie Ferrari haben. Allerdings war nicht der F-Kanal von Renault Schuld, dass der WM-Traum von Ferrari platzte, sondern das Team selbst. Eine taktische Fehlentscheidung wie sie Ferrari in Abu Dhabi gefällt hat, darf einem Top-Team einfach nicht passieren.

Nicht zu vergessen die Farce von Hockenheim als die Scuderia Felipe Massa mit den Worten "Fernando ist schneller als du. Kannst du diese Nachricht bestätigen?" dazu anstiftete, Teamkollege Fernando Alonso überholen zu lassen. Gleich darauf entschuldigte sich das Team auch noch bei Massa, bestritt aber alle Teamorder-Vorwürfe. Die FIA sprach Ferrari zwar schuldig, aber die Strafe war ebenso eine Farce wie die Teamorder selbst.

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