Pro: Steigerung am Ende

von Stephan Heublein

Die Fakten sind eindeutig: Mercedes GP hat in der ersten Saison als Werksteam sein Saisonziel verfehlt. Wenn man schon die beiden Weltmeistertitel des Vorjahres - immerhin waren Jenson Button und Brawn GP die Titelverteidiger - nicht verteidigen konnte, so wollte man immerhin bis zum Ende um den Titel mitfahren und GP-Siege feiern. Beides war 2010 jedoch in weiter Ferne.

Nichtsdestotrotz war bei den Silbernen nicht alles schlecht. Michael Schumacher kam nach einigen Rennen besser in Fahrt. Die Entrostung, wie er es ausdrückte, war erfolgreich - nur das Auto erlaubte ihm dann keine Sensationstaten mehr. Nico Rosberg war bei fast allen Rennen schneller als der Rekordchampion, aber auch er hatte mit den Macken seines Autos zu kämpfen, konnte nur zu Saisonbeginn von der Situation profitieren und einige Podestplätze einfahren.

Mercedes kam gegen Ende besser in Fahrt, Foto: Sutton
Mercedes kam gegen Ende besser in Fahrt, Foto: Sutton

Auch auf technischer Seite gab es Lichtblicke, wenn das Auto funktionierte und das Team ein gutes Setup fand, konnte es in Podestnähe fahren - sowohl zu Saisonbeginn als auch zu Saisonende. Gerade in den letzten Rennen kamen die Silbernen immer besser in Fahrt, obwohl die Weiterentwicklung des Autos bereits zugunsten des neuen Boliden für 2011 eingestellt worden war. Das Verständnis für das Auto und dessen Einstellung wurde also deutlich besser.

Angesichts der schwierigen Situation, in der sich Brawn GP gegen Ende des Jahres 2009 befand - nämlich ohne nennenswertes Budget mitten im Titelkampf -, ist es keine Schande, dass das Nachfolgerteam 2010 unter den gegebenen Umständen kein dominierendes Auto baute. Auch Ferrari und McLaren versagten 2009, obwohl sie bessere Ressourcen zur Verfügung hatten. 2011 muss es bei Mercedes aber klappen.

Contra: Zu viele Baustellen

von Kerstin Hasenbichler

Nur drei Podestplätze konnte Mercedes GP 2010 einfahren - die gleiche Anzahl wie bei Renault, wobei die Franzosen weder über ein größeres Budget verfügten, noch über zwei Top-Piloten wie Nico Rosberg und Michael Schumacher, seinerseits siebenfacher Champion.

Ungarn war einer der Tiefpunkte für Schumacher, Foto: Sutton
Ungarn war einer der Tiefpunkte für Schumacher, Foto: Sutton

Zudem darf man nicht vergessen, dass Mercedes GP aus Brawn GP - dem Weltmeisterteam von 2009 - entstand und die wichtigsten Personen wie Ross Brawn an Bord blieben. Dass Mercedes GP nur ein Jahr später zu kämpfen hatte, Platz vier in der Konstrukteurswertung zu halten, kann man durchaus als ein Armutszeugnis bezeichnen.

Auch von einem siebenfachen Champion hätte man mehr erwartet als drei vierte Plätze, allerdings hatte Schumacher nicht ein Top-Auto zur Verfügung wie bei Ferrari. Der MGP W01 hatte eine Vielzahl an Baustellen: zum einen den F-Kanal, der bei Schumacher an Stellen aktiviert wurde, wo er nicht hätte aktiviert werden sollen, zum anderen die Reifen, die weder Schumacher, noch Rosberg richtig zum Arbeiten brachten.

Abgesehen davon war das Auto einfach nicht schnell genug, um gegen Ferrari, Red Bull oder McLaren um den Titel kämpfen zu können. Vor allem die Weiterenwicklung des Silberpfeils versagte kläglich: Nur die wenigstens neuen Teile funktionierten auf Anhieb, der F-Kanal und der angeblasene Diffusors verursachten mehr Probleme, als sie halfen.

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