Pro: Die zweite Halbzeit war gut

von Stephan Heublein

Sauber war der Star der Wintertestfahrten - doch leider ging es nicht so weiter. Der Ausstieg von BMW, das Fehlen des Budgets und die Ungewissheit im Winter hinterließen ihre Spuren. So musste selbst Teamchef Peter Sauber gestehen, dass das ulkig benannte Fahrzeug (BMW Sauber Ferrari) zu Saisonbeginn weder schnell genug noch zuverlässig genug war. In der ersten Saisonhälfte gab es lediglich einen einzigen WM-Punkt.

Das Team traf dabei nur zur Hälfte die Schuld. Das letzte Auto des ehemaligen Technikchefs Willy Rampf entpuppte sich als schwierig, aber noch schlimmer waren die Probleme mit den Ferrari-Motoren, die in den ersten Rennen ständig den Geist aufgaben.

Ausgetrickst: Kamui Kobayashi überholte einen Fahrer nach dem anderen, Foto: Bridgestone
Ausgetrickst: Kamui Kobayashi überholte einen Fahrer nach dem anderen, Foto: Bridgestone

Erst mit dem neuen Technischen Direktor James Key kehrte Sauber auf den richtigen Weg zurück. Plötzlich nahm das Auto an Speed auf und die Weiterentwicklung ging in die richtige Richtung. Die erstklassigen Anlagen in Hinwil, angefangen beim Supercomputer bis zum Windkanal, erwiesen sich dann also auch ohne BMW als Garant für ein solides Formel-1-Auto.

Der Zug zu WM-Rang sechs war zu diesem Zeitpunkt allerdings schon abgefahren. Nichtsdestotrotz wusste vor allem Kamui Kobayashi mit seinen teils waghalsigen, aber eben fast immer erfolgreichen Überholmanövern zu überzeugen. Der Japaner sicherte Sauber quasi im Alleingang die wichtigen WM-Zähler. Hätte es in der ersten Saisonhälfte ähnlich viele Punkte gegeben, wären Williams und Force India in Probleme gekommen.

Contra: Saisonziel nicht erreicht

von Kerstin Hasenbichler

Bereits vor Saisonbeginn 2010 erfolgte der Knall bei Sauber: erst stieg BMW aus, was wiederum den mysteriösen Geldgeber Qadbak auf den Plan rief, der sich jedoch als Luftblase entpuppte. Zwar tauchte im letzten Moment Peter Sauber als Retter in der Not auf, doch damit waren die Probleme für den Rennstall nicht vorbei.

Aussortiert: Pedro de la Rosa musste vorzeitig gehen, Foto: Sutton
Aussortiert: Pedro de la Rosa musste vorzeitig gehen, Foto: Sutton

Um Sponsoren anzulocken, zockte Sauber bei den Wintertests und schickte die Autos ziemlich leicht auf die Strecke. Doch spätestens beim Saisonauftakt in Bahrain als Sauber zwei Sekunden hinter der Spitze zurück lag, flog der Bluff auf - und so sah man über die Saison hinweg zumeist einen schneeweißen Sauber über die Strecke fahren.

Das gesteckte Saisonziel - Platz sechs - konnte Sauber nicht erreichen, was nicht nur an den fehlenden Sponsoren, sondern auch an den Zuverlässigkeitsproblemen des C29 lag. Neben technischen Mängeln hatte Sauber auch noch das Pech, dass wenn ein Motor hochging, es immer der Ferrari-Motor im Sauber-Boliden war. Nach acht Rennen hatte das Team somit lediglich einen mageren WM-Punkt geholt.

In Sachen Fahrer landete Sauber zwar mit Kamui Kobayashi einen Glückstreffer, doch im Kampf gegen Force India oder Williams in der Konstrukteurswertung war ein Fahrer vom Kaliber Kobayashi zu wenig. Nachdem der für De la Rosa eingesprungene Nick Heidfeld hinter den Erwartungen zurückblieb, setzt Sauber 2011 auf einen Paydriver. Zwar betont Peter Sauber, dass man Sergio Pérez wegen seines Talents verpflichtet hat, doch die Millionen von Telmex [Telekommunikation] werden bestimmt nicht geschadet haben.

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