Fünf Fahrer haben fünf Rennen vor dem Saisonende in Abu Dhabi noch die Chance, den WM-Titel zu gewinnen. Flavio Briatore hat mit Mark Webber und Fernando Alonso gleich zwei Eisen im Feuer. Besonders dem Australier traut der ehemalige Teamchef viel zu. "Mark war schon immer stark", sagt Briatore und tippt sich an die Stirn. "Er hatte nur nie das Auto, um es zu zeigen."

Auch Webbers Landsmann Alan Jones glaubt, dass der Australier mental am stärksten gerüstet ist für den Titelkampf. "Wenn es zu einem mentalen Schlagabtausch kommt, würde ich immer auf Mark setzen", sagte Jones der AAP. "Mark hat einen harten Weg hinter sich, er ist für einige schlechte Teams gefahren und musste viele Hindernisse bewältigen."

Nicht zu viel nachdenken

Bei seinem Teamkollegen Sebastian Vettel sei das nicht der Fall gewesen. "Er kann mit Psychospielchen viel besser umgehen als Vettel", glaubt Jones. Sein Tipp: "Das Wichtigste ist, nicht zu viel über die WM nachzudenken und sich nicht zu viel Druck selbst zu machen."

Doch Vettel ist nicht der einzige Gegner für Webber. "In den vergangenen Jahren waren meistens nur zwei Teams und zwei Fahrer im Titelrennen", erinnert Martin Whitmarsh. In diesem Jahr sind es mit Red Bull, McLaren und Ferrari drei Teams und fünf Fahrer. "Eine Vorhersage wäre sehr, sehr mutig", so Whitmarsh.

Wer sich zu selbstsicher gebe, könnte das Nachsehen haben. "Man darf niemals zu sicher sein, denn Red Bull und Ferrari sind starke Teams, die ihre Autos verbessern - das müssen wir auch", betont der McLaren-Teamboss. "Wir müssen unser Auto schneller und besser machen und die Fehler minimieren - so gewinnt man Meistertitel."

Motorvorteil für Webber

Mark Webber möchte gerne am Ende jubeln, Foto: Sutton
Mark Webber möchte gerne am Ende jubeln, Foto: Sutton

Das ist auch Webber klar. "Im letzten Jahr war der Unterschied zwischen dem Ersten und Zweiten ziemlich gering. Jetzt ist der Punkteabstand viel größer, um Siege schmackhafter zu machen. Aber die Konstanz ist dennoch sehr wichtig", betont der Red-Bull-Pilot, der sich in Singapur mehr ausrechnet als vor einem Jahr. "Hamilton hat uns im letzten Jahr in Monaco und Budapest zerstört, aber in diesem Jahr haben wir bei beiden Rennen zurückgeschlagen. Wir sollten auch in Singapur besser sein. Denn das Auto hat sich viel verändert."

Einen zusätzlichen Vorteil verspricht die Motorensituation: Während beide Ferrari-Piloten schon alle ihre acht Motoren gebraucht haben, kann Webber noch auf zwei neue Aggregate zurückgreifen. Sein Teamkollege Vettel hat immerhin noch einen frischen Renault-Motor in Reserve.

"Die McLaren-Fahrer sind eine Bedrohung, da ihre Motoren etwas zuverlässiger sind", sagte Webber der BBC. Sowohl Lewis Hamilton als auch Jenson Button haben jeweils sieben ihrer acht erlaubten Motoren verwendet. Sollte ein Fahrer in den verbleibenden fünf Rennen einen neunten Motor nutzen, verliert er 10 Startplätze - eine ziemliche Hypothek im Titelfünfkampf.