Die Europasaison neigt sich dem Ende, drei Teams stecken noch im Titelkampf und keines möchte der Favorit für das fünftletzte Rennen der Saison in Monza sein. Auf dem Papier ist die Sache klar: McLaren Mercedes gilt mit dem besten F-Kanal und dem stärksten Motor als klarer Favorit für die High-Speed-Strecke im königlichen Park.

"Monza ist McLaren-Terrain", sagt Red-Bull-Teamchef Christian Horner überzeugt. "Wir müssen den Schaden begrenzen." Die langen Geraden und der Hochgeschwindigkeitscharakter favorisieren eindeutig McLaren, aber Lewis Hamilton warnt: "Man darf nichts als gegeben hinnehmen."

Psychospielchen

Noch spielen alle Teams Spielchen. So lässt McLaren offen, ob das Team überhaupt mit dem F-Kanal fahren wird - eigentlich sollte ein gezielter Strömungsabriss in Monza einen riesigen Vorteil bringen. Doch vielleicht gibt es bei den flach gestellten Flügeln und speziellen Low-Downforce-Paketen für Monza gar keinen Bedarf dafür? Auch andere Teams lassen bislang offen, ob sie mit ihrer F-Kanal-Version fahren werden - nur Ferrari kündigte an, dass man wohl darauf zurückgreifen werde.

Die einzigen halbwegs vergleichbaren Strecken zu Monza sind Montreal und Spa-Francorchamps - auf beiden gewann McLaren-Pilot Lewis Hamilton. Auch für Monza möchte sich das Team weiter steigern. "Ich bin mir sicher, dass auch Red Bull nicht still stehen wird. Es ist eine harte WM", sagt Teamchef Martin Whitmarsh. Monza wird laut Horner hart für sein Team. "Das wird unser schwierigstes Rennen", sagt Horner voraus. "Wenn es dort regnen sollte, wäre es schön." Whitmarsh glaubt das nicht so ganz und kontert: "Wenigstens einmal hoffe ich, dass Christian recht hat."

Wer steht in Monza auf der Position 1?, Foto: Red Bull/GEPA
Wer steht in Monza auf der Position 1?, Foto: Red Bull/GEPA

Auch Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali greift in die Psychotrickkiste und sagt: "Wenn es ihr schlechtestes Rennen wird, wäre ich gerne in ihrer Position." Red Bull habe ein sehr gutes Auto. "Warten wir ab, ob die Vorhersagen nur Taktik sind." Denn bislang habe er in dieser Saison bei allen Teams Schwankungen gesehen, bei Ferrari ebenso wie bei McLaren. "Nur Red Bull scheint immer sehr stark zu sein."

Noch alles drin

Die WM-Tabelle spricht eine klare Sprache: Lewis Hamilton führt mit drei Punkten Vorsprung auf Mark Webber. Sebastian Vettel hat bereits 31 Punkte Rückstand. Der Deutsche gibt sich dennoch kämpferisch. "Die sind - davon ausgehend, dass wir unseren Speed beibehalten - schnell aufgeholt", kündigt er an. Rückendeckung erhält er von seinem Teamchef. "Wenn Sebastian oder Jenson das nächste Rennen gewinnen sollten, sind sie wieder dabei", so Horner. "Es ist noch zu früh, um einen Fahrer aus dem Titelkampf auszuschließen."

Kein Wunder also, dass auch der WM-Vierte Button noch nicht aufgegeben hat. "Wir wissen, dass es nicht einfach wird und einige Strecken unserem Auto nicht so entgegenkommen werden wie Spa, aber wir gehen mit Volldampf in die letzten sechs Rennen", kündigt der amtierende Weltmeister an. "Wir wissen, wie man gewinnt und wir möchten weiter gewinnen."

Genauso denkt Hamilton. "Ich möchte in Monza den nächsten Sieg holen. Wir werden alles geben, um in der WM voranzukommen und unser Auto sollte hier stark sein." Nur Fernando Alonso muss derzeit kleinere Brötchen backen. In Spa lief es bei ihm überhaupt nicht. "Monza wird sehr wichtig", weiß er. "Wir müssen verhindern, dass wir weitere Punkte verlieren." Sonst könnte der WM-Zug ausgerechnet beim Heimspiel in Monza abfahren.