1. - S wie Startaufstellung

Sebastian Vettel hat es geschafft: mit gerade einmal zwei Tausendsteln oder 12,4 Zentimetern Vorsprung setzte er sich im Qualifying gegen Fernando Alonso durch. "Man braucht hier Pole, wenn man um das Rennen mitfahren will", betont Niki Lauda. Teil 1 auf dem Weg zum Heimsieg hat Vettel also geschafft. Im Vorjahr wurde er hinter seinem Teamkollegen Webber Zweiter. "Mark ist relativ weit zurück", sagt Lauda zum Vierten. "Vettels größten Feinde sind jetzt Alonso und Massa."

Die beiden Ferrari-Piloten starten zwischen den Red Bull von 2 und 3. "Wir waren das ganze Wochenende konkurrenzfähig, deshalb ist das Ergebnis keine Überraschung", sagt Alonso. "Allerdings hatten wir nicht damit gerechnet, dass die Lücke so gering ist, denn jedes Mal wenn wir im Training an Red Bull dran waren, haben sie noch etwas draufgepackt."

Nichts nachlegen konnte McLaren. Jenson Button und Lewis Hamilton mussten sich mit den Plätzen 5 und 6 in der dritten Startreihe begnügen. Noch schlimmer kam es für Mercedes GP: Nico Rosberg startet beim Heimrennen nur von Platz 9, Michael Schumacher sogar nur von Platz 11.

2. - S wie Start

Dem Start kommt wie gewohnt eine wichtige Bedeutung zu. "Wir müssen einen guten Start, eine gute, erste Runde hinlegen und versuchen so viele Punkte wie möglich zu holen", gibt Hamilton die Marschrichtung vor.

Auch Button setzt darauf, wieder am Start viele Plätze gutzumachen. In Silverstone ist ihm das zuletzt gelungen, dort fuhr er von 14 auf 8 nach vorne. "Die erste Runde kann hier schon mal zu einem Spaß werden. Hoffentlich können wir einige Plätze gut machen", so Button, der auch auf Unfälle und Fehler der Konkurrenz hofft.

Mark Webber setzt auf einen guten Start, Foto: Sutton
Mark Webber setzt auf einen guten Start, Foto: Sutton

In Silverstone und Valencia kamen sich Hamilton und Vettel zu nahe. Martin Whitmarsh sieht daran aber keine Überaggressivität seines Fahrers beim Start. "Man geht einige Risiken ein", betont Whitmarsh. "Man benötigt eine gewisse Aggressivität, um es gut zu machen."

Die Startseite spielte zuletzt in Silverstone keine große Rolle. "Vielleicht läuft es wieder wie in Silverstone", sagt Mark Webber in Anspielung darauf, dass die Autos dort auf der vorher vermeintlich schlechteren Spur besser wegkamen. "Ich glaube zwar nicht, dass ich den Start gewinne, aber es könnte ausgeglichen sein und das wäre gut."

3. - S wie Strecke

Früher prägten die langen Waldgeraden das Bild in Hockenheim. Heute gibt die Strecke so manchem Fahrer Rätsel auf. "Mal bist du schnell, ohne zu wissen warum; mal bist du langsam und kennst die Gründe dafür ebenfalls nicht", sagt Robert Kubica.

Beim Setup suchen die Teams den besten Kompromiss für die langen Geraden und dasenge Motodrom. "Es gibt daher traditionell zwei grundsätzlich unterschiedliche Herangehensweisen", sagt Kubica. "Einige Autos sind in den ersten beiden Abschnitten sehr schnell unterwegs, haben dann aber wegen fehlender Downforce Probleme im Schlussteil. Beim Rest verhält es sich genau andersrum: Sie opfern Top-Speed, um im Motodrom bessere Karten zu haben."

Die beste Überholmöglichkeit bietet sich in der großen Bremszone vor Kurve 6, der sehr langsamen Haarnadel nach der langen Geraden. "Wir fahren da im ersten Gang durch, und in den vergangenen Jahren ging es dort oftmals hoch her", erinnert sich der Pole. Aber auch vor der Mercedes-Tribüne können sich die Fahrer ihren Gegner zurechtlegen.

4. - S wie Speed

Hockenheim ist keine Hochgeschwindigkeitsstrecke mehr, aber der Topspeed spielt dennoch eine Rolle, vor allem bei möglichen Überholmanövern. In der Topspeedliste herrscht das übliche Bild: Button (317,5 km/h), und Hamilton (316,7 km/h) führen dank F-Kanal die Speedwertung an. Dahinter liegen die beiden Force India von Tonio Liuzzi und Adrian Sutil mit 315,6 km/h und 315 km/h.

"Wir haben das Beste aus dem Abtrieblevel, den wir fahren, herausgeholt", verrät Button. "Keine Ahnung, ob es der richtige Level ist - das werden wir im Rennen sehen. Es war eine schwierige Entscheidung, aber ich denke, dass wir die beste Option für uns gewählt haben." Das Ziel: So viel Speed wie möglich auf der Geraden, um überholen zu können.

"Wir müssen auf die Reifen achten, denn sie könnten ein Problem werden, wenn es heiß wird", so Button weiter. "Wenn wir das schaffen, können wir unseren Speed-Vorteil nützen, denn unsere Top-Speedwerte waren besser als die von Red Bull und Ferrari."

Auch Sutil weiß um den Vorteil seines Topspeeds. "Wir haben das schnellste Auto auf der Geraden und hier kann man gut überholen. Das sollte ein Vorteil für uns sein."

5. - S wie Strategie

Fernando Alonso hat den Sieg im Visier, Foto: Sutton
Fernando Alonso hat den Sieg im Visier, Foto: Sutton

"Die Reifen sind eine große Unbekannte", sagt Fernando Alonso. Nach drei verregneten Freien Trainings haben die Teams nicht so viele Daten wie erwünscht über die beiden Mischungen, die zum ersten Mal die zwei Extreme des Bridgestone-Reifensortiments darstellen: superweich und hart.

"Die Strecke hat sich in den letzten beiden Tagen stark verbessert und wir haben die Reifen noch nicht so lange benutzt wie wir sie im Rennen benutzen werden", gesteht Alonso. "Es könnte an der Strategie-Front einige Überraschungen geben."

Die erste Entscheidung mussten die Top-10 schon im Qualifying treffen. Denn der Unterschied zwischen den beiden Mischungen lag laut Hirohide Hamashima bei rund einer Sekunde. Die harten Reifen brauchten am Freitag bis zu fünf Runden, um auf Temperatur zu kommen. Dafür mussten die Fahrer mit den weichen Reifen sehr behutsam umgehen, sonst ruinierten sie die Reifen sofort - und das wäre für den Rennstart schlecht, bei dem sie mit dem gleichen Reifen starten müssen wie im Q3.

"Es sieht nicht so dramatisch aus wie man es vor dem Wochenende vermutet hätte", bilanziert Nick Heidfeld die Reifensituation. "In den Trainingssessions hat man gesehen, dass der weiche Reifen ganz gut gehalten hat. Das könnte daran gelegen haben, dass die Bedingungen von ganz schlecht immer besser wurden und dass man sie nicht richtig von Anfang an ran nehmen konnte. Es wird spannend, denn man hat keine perfekten Daten, die man heranziehen kann. Ich glaube, sie werden ganz gut halten, aber man weiß es nicht mit Sicherheit."

6. - S wie Sonntagswetter

Die Sonne lacht über Hockenheim. Was von Donnerstag bis Samstagmittag undenkbar war, ist am Renntag Gewissheit: Es wird kein Regenrennen geben. Sollte der Wettergott trotzdem etwas Verrücktes planen, sind die Teams nach drei teils nassen Sessions gut gerüstet. Das größte Problem: einige Streckenteile wie die Haarnadel trockneten im Training nur sehr langsam ab.

7. - S wie Spannung

Es ist gerichtet für das elfte Saisonrennen. "Ich glaube, dass es extrem spannend wird", sagt Heidfeld. "Red Bull ist im Qualifying stärker als im Rennen und da die vorne so nahe beieinander sind, hat Fernando eine gute Chance. Wir kennen ihn und wissen, dass er in der ersten Kurve rein hält und wenn er nach dem Start vorne ist, ist es gut möglich, dass er vorne bleibt."

Die Stärke der Ferrari hat Jenson Button überrascht. "Ich habe nicht erwartet, dass ich sieben Zehntel hinter Red Bull und Ferrari liege", analysiert er. "Das ist eine große Überraschung für mich. "Dennoch gibt sich der Brite noch nicht geschlagen. "Mal sehen wie es im Rennen aussieht. Unsere Rennpace war schon immer besser. Ich hoffe, das ist auch hier der Fall."

Bislang wirkte der McLaren mit dem abermals verbesserten angeblasenen Diffusor aber nicht gut genug. Noch schlechter war Mercedes GP, die erneut Probleme mit einem Update hatten. An einen Podestplatz beim Heimspiel ist für Nico Rosberg und Michael Schumacher unter normalen Umständen nicht zu denken. "Es gibt keinen Grund, warum wir morgen schneller sein sollten und das Podest anvisieren könnten", sagt Schumacher zähneknirschend.