Bei McLaren hatte in der Nacht von Freitag auf Samstag so einiges rotiert, nur um im Qualifying für das Heimrennen in Silverstone so gut wie möglich aufgestellt zu sein. Für Lewis Hamilton zahlte sich der nächtliche Einsatz aus, für Jenson Button weniger. Am meisten zu tun hatte unter anderem Testfahrer Gary Paffett. "Nachdem gestern schwieriger war als erwartet, haben wir entschieden, zurück nach Woking zu gehen und die Probleme für heute zu lösen. Es waren ein paar Ingenieure dabei und wir haben das Auto im Simulator so eingestellt, damit es für hier gepasst hat", erzählte er.

Dann verglich er alten und neuen Unterboden, um eine endgültige Entscheidung zu treffen, wie das Wochenende denn nun weitergehen sollte. Dabei bekam der alte Unterboden den Vorzug. "Danach haben wir ein Setup für das Auto erarbeitet. Vor dem Rennen hatten wir alle Tests für den neuen Unterboden gemacht, deswegen mussten wir alle Teile neu testen", sagte Paffett. Rund sechs Stunden war er im Simulator gesessen. Nötig war das Ganze gewesen, weil der Simulator vor dem Rennen meinte, der angeblasene Diffusor würde sehr viel bringen, aufgrund von fehlendem Feintuning tat er das aber nicht.

Der Grip ging verloren

Bei Button half der Umbau am Auto nicht, er landete im Qualifying auf Platz 14, nachdem er im dritten Training am Samstagmorgen noch versucht hatte, die Balance am Auto nach dem Umbau an seine Wünsche anzupassen. "Ich war mit der Balance auch ganz zufrieden. Vor dem Qualifying haben wir nichts geändert, weil ich zufrieden mit der Balance war. Sobald das Qualifying losging, fehlte mir der Grip hinten. Ich musste vorne einiges an Abtrieb wegnehmen, also viel Vorderflügel, damit die Balance besser wurde. Ich wusste nicht, wo der Grip am Heck hin war. Ich hatte einfach das Gefühl, es war weniger Abtrieb als heute Morgen. Warum, wissen wir nicht genau, vielleicht haben sich die Bedingungen so stark verändert", sagte er.

Jenson Button passte der Abtrieb nicht, Foto: Sutton
Jenson Button passte der Abtrieb nicht, Foto: Sutton

Button fand es aber dennoch die richtige Entscheidung, wieder auf den alten Unterboden gewechselt zu haben. "Wir hatten das Update-Paket, einige Dinge waren positiv, andere brauchen noch Arbeit. Wir hatten den neuen Vorderflügel und andere Dinge, die gut waren. Der angeblasene Diffusor braucht aber noch Arbeit. Wir verstehen, wie er funktioniert, brauchen aber noch Zeit damit, bevor wir ihn im Rennen einsetzen", meinte Button. Ob es besser gelaufen wäre, wenn er gleich mit altem Unterboden am Freitag gestartet wäre und mehr Zeit zur Abstimmungs-Arbeit gehabt hätte, konnte er nicht sagen, ging aber davon aus. "Da haben wir drei Stunden, um mit viel und wenig Benzin zu testen. Wir hätten sicher eine bessere Balance geholt, wenn wir den ganzen Freitag gefahren wären."

Nachteil über Wellen

Paffett hatte den Fahrern aber nicht nur beim Unterboden geholfen, er hatte auch daran gearbeitet, das Setup besser an die Bodenwellen anzupassen. "Das Auto war das ganze Wochenende schlecht über die Wellen. Wir wollten das Auto über die Wellen verbessern, aber da half nichts. Gary testete auch in diese Richtung und das haben wir heute wohl beide genutzt", sagte Hamilton. Paffett stellte fest: "Neben dem Unterboden und dem Setup haben wir auch an den Bodenwellen gearbeitet, das hat Lewis heute wohl geholfen, vor allem in Kurve elf." Dennoch war es wohl nicht ideal, wie Button anmerkte: "Andere Teams kamen damit [mit den Wellen] heute aber besser zurecht. Red Bull ging und Kurve elf gar nicht vom Gas, wir schon, also haben wir dort Zeit verloren."

Das Haupt-Thema blieb aber dennoch das nicht funktionierende Update am Unterboden, wobei McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh anmerkte, dass das eigentlich erst für den Deutschland Grand Prix geplant war. "Wir sind ein ambitioniertes Team und wollen mit dem besten Paket fahren. Wir haben das hier wohl früher gebracht, als wir sollten. Wir haben interessante Dinge über die Haltbarkeit gewisser Dinge gelernt. Wenn man die hinteren Teile der Verkleidung 600 Grad heißen Auspuffgasen aussetzt, dann kann man Probleme erwarten und die hatten wir gestern", erzählte der Brite. Nun ordnete er einfach an, die Hausaufgaben zu machen und bis Hockenheim weiter zu sein.

Kein Bedauern

Ebenfalls nicht geholfen hatte am Freitag, dass aufgrund der Hitzeschäden ständig Reparaturen am Unterboden zu machen waren und das Heck am Ende des Tages eher wie ein Flicken von Panzerungen aussah, wodurch der Luftfluss auch nicht mehr perfekt war. "Wir haben auch einiges über den Einfluss des Auspuffs gelernt. Wir müssen den Unterboden darunter optimieren. Die Fahrer haben aber gemerkt, bei Vollgas haben sie mehr Grip. Das war das Positive. Wenn sie auf der Bremse sind und den Fuß vom Gas nehmen, dann ist kein Luftstrom vom Auspuff zum Diffusor mehr da und dadurch war er Abtrieb mit dem neuen Unterboden schlechter. Es ist kein Spaß, wenn man an eine schnelle Kurve kommt und kein Vertrauen ins Heck des Autos hat. Wir haben viel gelernt. Es war ein Risiko, das wir eingegangen sind und ich bedauere es nicht", sagte Whitmarsh.