From Hero to Zero: So fühlte sich das Ferrari-Team Emil Frey Racing um DTM-Titelanwärter Jack Aitken auf dem Nürburgring. Der Brite feierte im Samstagsrennen seinen zweiten Saisonsieg von der Pole Position - und stand einen Tag später im Qualifying nur auf dem 16. Startplatz. Auf ebenjener Position beendete Aitken, ein Dreher nach Kollision mit Ricardo Feller inklusive, auch den zweiten Lauf des Wochenendes und ging somit leer aus.

Aitken war am Ring kein Einzelfall: Sein Ferrari-Teamkollege Ben Green, der am Samstag den Emil-Frey-Doppelsieg als Zweiter eingetütet hatte, fuhr am Sonntag nur auf den 17. Startplatz und erhielt obendrein eine 5-Platz-Gridstrafe. Thierry Vermeulen, der dritte Ferrari-Fahrer im Bunde, rutschte vom zweiten Startplatz (Samstag) bis auf P10 in der Startaufstellung am Sonntag ab.

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Schubert-BMW am Nürburgring: Erst Flop, dann Top

Das exakte Gegenteil gab es in der Eifel beim BMW-Team Schubert Motorsport zu beobachten: Am Samstag landeten die früheren DTM-Champions Marco Wittmann und Rene Rast nur auf den Startplätzen 14 und 16 (P5 und P14 im Rennen), während sie am Sonntag von den Plätzen sechs (Rast) und sieben (Wittmann) zum Doppelsieg stürmten.

Verdrehte Welt in der DTM, die nicht nur viele Zuschauer mit Fragezeichen zurückließ. "Auch für uns ist es manchmal schwierig zu verstehen, warum wir heute so gut performt haben, obwohl sich seit gestern nach dem Rennende nichts geändert hat", sagte Rast nach seinem 30. DTM-Sieg am Sonntag.

"Nichts geändert", das bezieht sich natürlich auf die Balance of Performance in der DTM, die die unterschiedlichen Fahrzeug- und Antriebskonzepte auf ein vergleichbares Niveau hieven soll - mal mit kleineren und gelegentlich mit drastischen Auswirkungen. Tatsächlich gab es bei der BoP für den BMW M4 GT3 Evo nach dem Samstagsrennen keine Anpassungen. Die einzige Änderung erfolgte nach dem vorangegangenen Qualifying, als die BMW 15 Kilogramm ausladen durften und fortan mit 1.300 Kilogramm Gewicht fuhren.

"Vielleicht sind es nur die Bedingungen, die auf einmal bei unserem Auto funktionieren", rätselte Rast übers Wetter. "Vielleicht ist das bei Ferrari, Mercedes und Porsche genauso. Es kommt manchmal ein bisschen unerwartet, warum gewisse Marken so dominieren." Dazu sei angemerkt: Rast konnte am Sonntag das volle Potenzial seines Schubert-BMW ausschöpfen, weil ihm nach einem Rädertausch im Samstagsrennen ein zusätzlicher Satz frischer Pirelli-Slicks zur Verfügung stand.

Emil-Frey-Ferrari bei der DTM am Nürburgring

FahrerSamstagSonntag
Jack Aitkenvon P1 auf P1von P16 auf P16
Ben Greenvon P4 auf P2von P22 auf P15
Thierry Vermeulenvon P2 auf P15von P10 auf P21

Emil-Frey-Ferrari: Doppelsieg trotz BoP-Last und Erfolgsgewicht

Bei der Truppe von Emil Frey Racing dürfte das sommerliche Wetter in der Eifel eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Das einzige Ferrari-Team im Starterfeld war stattdessen mehrfach von BoP-Änderungen betroffen, deren es immerhin drei während des Wochenendes gab: vor dem ersten Rennen am Samstag, über Nacht vor dem zweiten Qualifying sowie eine weitere kurzfristige vor dem Rennstart am Sonntag.

Die drei Ferrari 296 GT3 mussten nach den Startplätzen eins, zwei und vier im Qualifying 15 Kilogramm Zusatzgewicht einladen und erhielten einen zwischen 0,02 und 0,06 bar reduzierten Ladedruck im Bereich zwischen 4.750 und 8.000 Umdrehungen. Dennoch wurde es ein souveräner Doppelsieg durch Aitken und Green, wobei Erstgenannter noch weitere 10 Kilo Erfolgsballast (P2 zuvor am Norisring) mit sich an Bord trug.

"Uns war bewusst, dass wir nach dem ersten Qualifying eine BoP-Anpassung bekommen. Die war relativ heftig", sagte Emil-Frey-Technikdirektor Jürg Flach zu Motorsport-Magazin.com, der gleichzeitig eine gute Ausgangs-BoP einräumte. "Wir haben uns aber ganz gut geschlagen erstaunlicherweise, das hatte ich nicht erwartet. Wir haben die Reifen gut gemanagt."

"An gewissen Punkten hatten wir 20 PS weniger"

Die 'Strafe' für die Doppel-Pole und den Doppel-Sieg folgte auf dem Fuße: Über Nacht erhielten die Ferrari eine weitere Reduzierung des Ladedrucks im Turbo-Motor, diesmal im Bereich von 0,02 bis 0,05 bar ab 4.750 Umdrehungen pro Minute - also insgesamt bis zu 0,11 bar weniger erlaubter Ladedruck als in der ursprünglichen BoP. Bei Aitken und Green kamen am Sonntag zusätzliche 20 bzw. 10. Kilogramm Erfolgsgewicht hinzu, die allerdings erst im Rennen, und nicht schon im Qualifying, zum Tragen kommen.

"Die Änderung für den Sonntag kam noch mal auf der Boost-Seite und hat uns entsprechend wehgetan", sagte Flach und erklärte: "Der Boost ist für uns essenziell, weil das Auto mit dem Turbo-Motor im unteren Drehzahlbereich ein bisschen anfälliger ist. Auf dem Nürburgring haben wir die Kurven 1, 3 und 5, in denen man mit sehr niedrigen Drehzahlen fährt. Wenn man uns das wegnimmt, spürt man das. An gewissen Punkten hatten wir 20 PS weniger als am Samstag."

Ferrari-Teamchef: "Der Frust ist natürlich da"

Emil-Frey-Racing-Namensgeber und Teamchef Lorenz Frey-Hilti fügte an: "Das Qualifying wurde mit der reduzierten Leistung zu einer riesigen Herausforderung, wir konnten uns einfach nicht gut genug positionieren. Man fährt dann einfach nur mit und ist kampflos. Der Frust ist natürlich da, aber wir müssen jetzt einfach auf die nächsten Rennen schauen."

Aitken belegt mit 129 Punkten den zweiten Platz in der DTM-Tabelle hinter Spitzenreiter Lucas Auer (Landgraf-Mercedes, 137 Punkte). "Es war ein etwas unausgewogenes Wochenende", meinte der 29-Jährige, der alle seine sechs DTM-Siege seit 2023 von der Pole Position errang. "Enttäuschend war, dass alle Ferraris am Sonntag so große Probleme hatten, obwohl wir ohne den Dreher ein paar Punkte hätten holen können."