Ganz schön viel Aufwand für nur zwei von 24 DTM-Piloten: Weil Jules Gounon (Winward-Mercedes) und Jack Aitken (Emil-Frey-Ferrari) parallel zum Rennwochenende in Zandvoort den offiziellen Test zum 24-Stunden-Rennen in Le Mans bestreiten, hat der DTM-Promoter ADAC den Zeitplan ordentlich durcheinandergewirbelt.
Das Qualifying für das Sonntagsrennen in Zandvoort fand bereits am Freitagabend statt. Und der Rennstart am Sonntag (heute im Free-TV bei ProSieben) ist von 13:30 auf 16:30 Uhr nach hinten verlegt worden. Diese Maßnahmen erlaubten es den Fahrern, am Sonntagmorgen in Le Mans zu testen und rechtzeitig zum DTM-Start wieder in Zandvoort zu sein. Gounon und Aitken pendelten per Privatflieger hin und her. Am Morgen in Le Mans spulten sie 22 bzw. 23 Runden ab, bevor es wieder zum Flughafen direkt neben der Strecke ging.
DTM-Fahrer mussten Test für 24h Le Mans nicht bestreiten
So hatte es der ADAC schon 2024 gehalten, als sich der Le-Mans-Test und das Rennwochenende in den Niederlanden überschnitten. Aber: Im vergangenen Jahr waren ganze sechs der damals 20 permanenten DTM-Starter betroffen. Die meisten hätten auf Hersteller-Ansage zugunsten des Le-Mans-Tests auf den DTM-Lauf verzichten müssen. Jetzt waren es bloß zwei von 24 Piloten im diesjährigen Starterfeld.
Obendrein hätten weder Gounon noch Aitken verpflichtend am Le-Mans-Test teilnehmen müssen. Platin-Piloten, die seit 2020 bei mindestens einem 24-Stunden-Rennen an den Start gegangen sind, müssen den Testtag nicht zwingend bestreiten. Das ist bei beiden der Fall: Gounon startete zuletzt 2020 auf einem GTE-Ferrari, Aitken in den vergangenen Jahren im Cadillac-Werksteam. Bei einem Verzicht werden für den betroffenen Hersteller übrigens 3.000 Euro 'Ausfall-Gebühr' fällig.
Weil der Test in Le Mans kein Muss ist, verzichtete diesmal Rene Rast (Schubert-BMW) auf die anstrengende Privatflieger-Pendelei zwischen zwei Ländern. "Das hat BMW M Motorsport entschieden, damit er sich ganz auf die DTM konzentrieren kann", sagte Schubert-Teamchef Torsten Schubert zu Motorsport-Magazin.com. Im Falle von Gounon, der sich in Le Mans einen Alpine-LMDh unter anderem mit Mick Schumacher teilt, und Cadillac-Werksfahrer Aitken, entschieden sich die Hersteller anders.
So erklärt der ADAC die Zandvoort-Verschiebung
Rückblickend hätte der ADAC womöglich auf das Durchwirbeln des eigenen Zeitplans verzichtet. Aber: Als diese Entscheidung früh im Jahr getroffen wurde, war noch nicht absehbar, wie viele Fahrer tatsächlich vom Termin-Konflikt betroffen sein würden. 2024 düsten neben Gounon und Aitken auch Rast, Marco Wittmann und die Van-Der-Linde-Brüder Kelvin und Sheldon hin und her. Angesichts der hohen Werksfahrer-Dichte im DTM-Starterfeld musste man annehmen, dass 2025 mehr Piloten infrage kommen würden.
"Wir haben bereits frühzeitig im Februar entschieden, das Wochenendformat in Zandvoort anzupassen, um den Fahrern die Möglichkeit zu geben, am Le-Mans-Testtag teilzunehmen", teilte ein ADAC-Sprecher auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com mit. "Die frühe Entscheidung schafft Planungssicherheit für Fahrer, Teams und Besucher. Sollte 2026 eine Terminüberschneidung nicht vermeidbar sein, werden wir das Thema in Absprache mit unseren Teilnehmern prüfen und bewerten."
Dazu muss man wissen: Der ADAC mit der DTM und der WEC/Le-Mans-Promoter ACO arbeiten seit Jahren eng zusammen in der Rennkalender-Planung. Zwischen den beiden Serien kommt es im Normalfall zu keinen Überschneidungen, was den Fahrern ein sauberes Doppelprogramm ermöglicht. Der Testtag für die 24 Stunden von Le Mans bildet die einzige Ausnahme.
Geänderter Zandvoort-Zeitplan: Weniger BoP, mehr Kosten
Die Verschiebung des Qualifyings und des Rennens am Sonntag kommt nicht ohne Tücken: So ging das Qualifying am Freitagabend mit dem BoP-Stand von vor dem Wochenende über die Bühne, weil nach den vorangegangenen Trainings keine Zeit war für Anpassungen in der Balance of Performance. Stattdessen wurde die BoP in der Nacht auf Samstag noch einmal überarbeitet und wirkte sich damit nur das auf das zweite Qualifying aus.
Ein anderer Punkt sind zusätzliche Belastungen für alle DTM-Teams, obwohl ihre eigenen Fahrer größtenteils gar nicht betroffen sind. Das Problem ist, dass sie das Fahrerlager nach dem Rennende am Sonntag gegen 17:30 Uhr nicht rechtzeitig verlassen können, um die maximal erlaubte Arbeitszeit für den Sonntag nicht zu überschreiten.
"Das bedeutet für alle Teams, dass eine weitere Übernachtung, Verpflegung und Lohnkosten entstehen, die in unserem Fall Kosten zwischen 5.000 und 7.000 Euro bedeuten", erklärt Land-Teamchef Wolfgang Land gegenüber Motorsport-Magazin.com die Problematik. "Ich finde, dass der ADAC als Promotor der DTM mit den Kollegen des ACO in Le Mans rechtzeitig sprechen sollte, um möglicherweise auf deren Termin Rücksicht zu nehmen. Das würde allen DTM-Teams helfen, die Kosten nicht noch weiter in die Höhe zu treiben."
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