Es ist für Szenekenner keine Überraschung: Der in Medien spekulierte Start von Nicki Thiim beim DTM-Event am Nürburgring (26.-28.08.2022) kommt nicht zustande

Es wäre vor allem für die vielen Thiim-Fans eine erfreuliche Nachricht gewesen, wenn der mehrmalige Langstrecken-Weltmeister und Werksfahrer von Aston Martin, Nicki Thiim, seinen DTM-Traum weitergelebt und es für ihn ein kurzfristiges Comeback in der Traditions-Rennserie gegeben hätte.

Und für die DTM-Dachorganisation ITR wäre Thiims möglicher Start in einem Aston Martin Vantage GT3 des werksunterstützten Teams TF Sport AMR damit verbunden gewesen, dass man nach Audi, BMW, Ferrari, Lamborghini, Mercedes-AMG und Porsche den siebten Hersteller in der laufenden Saison hätte präsentieren können.

Thiim: Geplanter Gaststart kommt nicht zustande

"Wir sind in dieser Woche von AMR (Aston Martin Racing, d. Red.) darüber informiert worden, dass der geplante Gaststart nun doch nicht zustande kommt", bedauerte Thiim-Manager Dennis Rostek diese Entscheidung, wie er im Zwischenziel nach der ersten Etappe der ADAC Saarland-Pfalz-Rallye auf Anfrage von Motorsport-Magazin.com betonte. "Zu den Hintergründen ist mir nichts bekannt. Ich hätte mich für Nicki sehr gefreut."

Das erneute Scheitern der Pläne dürfte möglicherweise auch das Ende aller Bestrebungen sein, dass eine realistische Möglichkeit besteht, Thiim wenigstens noch einen Gaststart in dieser Saison zu ermöglichen. Warum das Interesse von AMR an der DTM aktuell so gering ist, bleibt momentan zumindest deren Geheimnis.

Foto: DTM
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Spekulationen über T3 Motorsport und Lamborghini

Fakt ist, dass die Verantwortlichen des britischen Autobauers von Luxus-Sportwagen nicht glücklich darüber waren, dass ihr an das Team T3 Motorsport und Lamborghini ausgeliehener Schützling nach den beiden DTM-Events in Portimao und dem Lausitzring mit vier Rennen punktlos das Tabellenende ziert. Da es angeblich nur eine Einigung für diese beiden Events gab, wurde die Zusammenarbeit mangels Erfolgslosigkeit beendet.

Ob das nur am durchaus engagierten Team aus Dresden lag, oder wie es nach Informationen von Motorsport-Magazin.com spekulativ heißt, ein politisches Spiel von Lamborghini war, bleibt ebenfalls rätselhaft. Auslöser der Gemengelage könnte das exklusive MSM-Interview mit Jens Feucht nach den beiden Lausitz-Rennen gewesen sein, in dem der T3-Teamchef schwerwiegende Vorwürfe in Richtung Lamborghini geäußert hat.

Dem Vernehmen nach waren die Verantwortlichen bei der Lamborghini Squadra Corse nicht happy mit der Tatsache, dass sich Audi Motorsport von höchster Stelle in deren strategische Pläne eingemischt hat und es dadurch erst zu einer offenbar nicht gewollten Werksunterstützung seitens der Italiener für T3 Motorsport gekommen ist.

Die damit verbundene Problematik dürfte klar sein: Bei Lamborghini hat man alles Mögliche getan, um das Grasser Racing Team (GRT) mit Werksfahrer Mirko Bortolotti bestmöglich im Titelkampf zu unterstützen - was bisher perfekt gelungen ist, wie die Tabellenführung bei Saisonhalbzeit beweist.

Das Können von Thiim war und ist Lamborghini auch aus der WEC bekannt und damit war die Aston-Leihgabe aus Sicht der Verantwortlichen eine ernste Gefahr für die eigene Speerspitze, denn der "Quereinsteiger" wäre im T3-Lamdo allemal in der Lage gewesen, Bortolotti wichtige Meisterschaftspunkte wegzunehmen.

Durch die Wahrscheinlichkeit, dass Thiim nun nicht mehr ins Geschehen eingreift, hat sich die brisante Lage etwas entspannt, wenngleich nun der dreimalige DTM-Champion Rene Rast mit seiner immer besser werdenden Performance ein sehr ernstzunehmender Titelkandidat geworden ist. Inzwischen steht nämlich fest, dass der ABT-Pilot an allen restlichen acht Rennen teilnimmt.

Foto: DTM
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DTM: Engagement von T3 Motorsport wohl beendet

Dagegen dürfte das DTM-Engagement von T3 Motorsport beendet sein, denn der Rennstall aus Dresden ist nicht mehr im Besitz eines GT3-Sportwagens. Der von Thiim gefahrene Hucacan GT3 war samt Ersatzteilen und Personalstellung eine Leihgabe von Lamborghini Squadra Corse. Der zweite Lambo gehört Tobias Paul, dessen Sohn Maximilian auch weiterhin im ADAC GT Masters an den Start geht - aber unter der eigenen Bewerbung von Paul Motorsport. Der dritte, von der Britin Esmee Hawkey pilotierte GT3-Sportwagen ist kürzlich verkauft worden.

Was aber noch viel schwerwiegender wiegt als das wahrscheinliche endgültige Aus in der DTM ist eine erneut schwere Erkrankung von Jens Feucht, über die Motorsport-Magazin.com exklusiv berichtet hat. Bei dem T3-Teamchef wurde laut Stefan Jugel ein Nierenversagen diagnostiziert. Zu seinem aktuellen Gesundheitszustand wollte der T3-Gesellschafter aber keine Auskunft geben.

Jugel betont zudem, dass die Gerüchte und Spekulationen über angebliche juristische Auseinandersetzungen mit der Management-Agentur von Nicki Thiim, Pole-Promotion sowie der DTM-Organisation ITR "völlig haltlos" seien. Man versuche in Gesprächen nach wie vor eine gütliche Einigung mit allen Beteiligten zu erzielen. "Deshalb kann auch von einer Insolvenz unsererseits keine Rede sein."

Die insgesamt vor allem finanziell missliche Lage bei T3 Motorsport ist nach Informationen von Motorsport-Magazin.com dem Hintergrund geschuldet, dass die vereinbarten Zahlungen eines bereits seit dem vergangenen Jahr bestehenden Sponsorings in diesem Jahr noch nicht beglichen wurden, wodurch eine erhebliche Unterdeckung im Gesamtbudget entstanden ist.