Die Trennung von Rene Rast und Audi Sport zum Saisonende 2022 hat wenig überraschend eine große Resonanz in der Motorsport-Szene ausgelöst. Viele Audi-Fans trauerten dem 35-Jährigen nach, der dem Autobauer aus Ingolstadt unter anderem drei DTM-Meisterschaften in den Jahren 2017, 2019 und 2020 beschert hat und zu den erfolgreichsten Piloten in der Geschichte der Audianer zählt.
Bei allen guten Wünschen, Dankesschreiben und Zukunftsspekulationen rund um Rast kritisierten nicht wenige Fans in den sozialen Medien auch Audi selbst für den "schmerzhaften" Abgang, wie es Vorstandsmitglied Oliver Hoffmann selbst zum Abschied des Star-Piloten formulierte.
Rasts Entscheidung, Audi nach zwölf gemeinsamen Jahren mit noch unbekannter Zukunft zu verlassen, war auch unter den Rennfahrer-Kollegen ein Thema. Unter Rasts Abschieds-Posting auf Instagram tummelten sich in den Kommentaren zahlreiche Wegbegleiter aus gemeinsamen Audi-Zeiten oder von konkurrierenden Herstellern.
Di Grassi zu Rast: "Willkommen im Klub"
Für Aufsehen sorgte etwa der Eintrag des langjährigen Audi-Werksfahrers Lucas di Grassi, der schrieb: "Danke Audi! Und willkommen im Klub". Spielte der Formel-E-Star auf eine Rückkehr seines ehemaligen Teamkollegen Rast in die Elektro-Rennserie an, die seit geraumer Zeit spekuliert wird? Oder war di Grassis Kommentar ein versteckter Seitenhieb gegen die Audi-Verantwortlichen, die den Brasilianer nach vielen gemeinsamen Jahren mit dem Formel-E-Werkssaustieg Ende 2021 hatten ziehen lassen?
Das bleibt zunächst ungeklärt. Di Grassi hatte dieses Jahr im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com allerdings kein Geheimnis aus seiner Meinung zur aktuellen Führung bei Audi Sport gemacht: "Ich wünsche Audi weiter viel Erfolg bei der Dakar und in der Formel 1, falls sie sich zum Einstieg entscheiden sollten. Aber bei der Marke läuft aktuell vieles kompliziert, wie ich höre. Ich verdanke Audi sehr viel, aber es ist etwas traurig, dass da einiges zerbröckelt ist."
Rast: Süffisanter Kommentar von Ex-Motorsportchef Gass
Zu den Kommentatoren zählte auch der ehemalige Audi-Motorsportchef Dieter Gass, dessen aktuelle Arbeitssituation im Konzern unklar ist, nachdem er im November 2020 'abgesägt' und durch den im Motorsport wenig erfahrenen Geschäftsführer der Audi Sport GmbH, Julius Seebach, ersetzt wurde.
Gass, der sämtliche DTM-Erfolge zusammen mit Rast feierte, schrieb auf Instagram unter dem Posting: "Danke Rene - und Dennis (Rostek, Rasts Manager; d. Red.) - ihr wart ein großer Teil dieser Reise. Immer loyal und extrem zuverlässige Partner auf und abseits der Strecke. Zu Zeiten, als man etwas am Telefon vereinbarte und wusste, dass es genauso passieren würde. Ich hatte das Glück, euch kennenzulernen und mit euch zu arbeiten. Und ebenso bin ich glücklich, ein paar mehr Menschen zu kennen, die noch heute so denken und handeln."
Ekström: "Ein gutes Kapitel im Motorsport-Leben"
Warme Worte erhielt Rast auch von Mattias Ekström, dem er während der DTM-Saison 2017 in seinem Rookie-Jahr die Meisterschaft vor der Nase weggeschnappt hatte. Ekström, der für Audi zu Beginn des Jahres die Rallye Dakar bestritt und mit 23 Siegen nach Rast (25 Siege) der erfolgreichste Audi-Pilot der DTM-Geschichte ist: "Glückwunsch zu einem guten Kapitel im Motorsport-Leben und alles Gute für die Zukunft."
Rast-Kumpel Kelvin van der Linde, der mit der Agentur Pole Promotion das selbe Management hat und die laufende DTM-Saison als dessen Teamkollege bei Abt Sportsline bestreitet: "Glückwunsch zu 10 tollen Jahren, mein Freund. Du kannst stolz sein auf alles, was du erreicht hast. Ich bin froh, einige dieser Erinnerungen mit dir geteilt zu haben."
Rast und van der Linde gewannen in der Saison 2014 gemeinsam die Meisterschaft im ADAC GT Masters auf einem Audi R8 LMS GT3 des Teams Prosperia C. Abt Racing. Während van der Linde in der aktuellen DTM-Saison strauchelt, kann sich Rast als Gesamt-Dritter und bestplatzierter aller Audi-Fahrer Hoffnungen auf den vierten Titelgewinn machen.
Deshalb auch die Ansage der Äbte unter Rasts Instagram-Eintrag: "Die Audi-Fans werden dich definitiv vermissen, Rene! Das ist ein Grund mehr, dieses Jahr den DTM-Titel zu holen. Geben wir weiter Vollgas!"
Vanthoor zu Rast: "Komm bitte nicht zu Porsche"
Zu den Kommentatoren gehörten auch zwei Porsche-Werksfahrer, gegen die Rast in der DTM antritt: Laurens Vanthoor und Thomas Preining, der dem Sportwagenbauer aus Zuffenhausen zuletzt auf dem Norisring den ersten Sieg in über 30 Jahren DTM-Geschichte beschert hatte. Vanthoor, der Rast seit vielen Jahren gut kennt, schrieb in seiner typisch 'trolligen' Internet-Schreibweise und mit Respekt vorm VW-Konzern-Kollegen: "Glückwunsch zum Erreichten. Aber komm bitte nicht zu Porsche."
Der Österreicher Preining schob hinterher: "Glückwunsch Legende. Alles Gute fürs nächste Kapitel." Der 24-Jährige hatte zuletzt im Interview mit Motorsport-Magazin.com dem Ausnahmepiloten seinen Respekt gezollt: "Kein Rennfahrer lobt gerne andere Fahrer von der Konkurrenz, aber bei Rene Rast sieht man einfach, wie gut der ist. Der ist immer vorne dabei und nimmt das Maximum mit. Bei ihm siehst du keinen Fehler, kein verhauenes Qualifying oder einen schlechten Start. Der macht jedes Wochenende seinen Job. So kannst du den Unterschied machen und darauf arbeite ich hin."
Audi-COO-Michl: "Nicht nur ein Fahrer, sondern ein Freund"
Auffällig: In einem eigens von Audi produzierten Video zu Rasts Abschied hielt Rolf Michl, seit April neuer Chief Operating Officer von Audi Sport und ein Mann mit Motorsport-Vergangenheit, die Dankesrede. In der anschließenden Pressemitteilung kamen stattdessen nur Audi-Vorstand Hoffmann und Audi-Sport-GmbH-Geschäftsführer/Motorsportchef Seebach zu Wort.
Zu Rast, der sichtlich ergriffen war, sagte Michl am Audi-Sport-Stützpunkt in Neuburg unter anderem: "Wir kamen zur Entscheidung, dass unsere professionelle Partnerschaft nach der Saison endet. Für mich persönlich ist das hart, du warst nicht nur ein Fahrer, sondern ein Freund. Meine Funktion ist nicht einfach, aber wir haben die Entscheidung gemeinsam mit Rene und Dennis getroffen. Wir wollen Rene weitere Möglichkeiten für die Entwicklung auf der Rennstrecke geben. Das ist einfach ein Business-Ding. Die Freundschaft und Beziehung zur Marke Audi und zu Audi Sport bleibt für immer."
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