Rene Rast und Audi Sport trennen sich zum Ende der Saison 2022 nach zwölf gemeinsamen und höchst erfolgreichen Jahren. Der Abschied des dreifachen DTM-Meisters hatte sich bereits seit einer Weile abgezeichnet - am Dienstagmorgen um 11:00 Uhr gab der Autobauer aus Ingolstadt die Trennung offiziell bekannt.
"Wir haben uns auf ein Ende der Zusammenarbeit geeinigt", bestätigt ein Audi-Sprecher indirekt das Wissen von Motorsport-Magazin.com, dass der noch laufende und bis Ende 2023 gültige Vertrag mit Option vorzeitig aufgelöst wurde.
Wie es für Rast nach seiner Audi-Zeit weitergeht, soll nach Informationen von Motorsport-Magazin.com schon in Bälde bekanntgegeben werden. Seit geraumer Zeit wird der 35-Jährige mit einer Rückkehr in die Formel E zu Neueinsteiger McLaren, das die Startlizenz von Doppel-Weltmeister Mercedes übernimmt, in Verbindung gebracht.
Viele Angebote für Rast nach Audi-Trennung
Dem Management von Rast liegen zudem nach unseren Informationen weitere Angebote von Abt Sportsline, BMW, Ferrari, Lamborghini und Porsche vor. Eine mögliche Zusammenarbeit mit Peugeot für die Langstrecken-WM (WEC) als Ersatz von Kevin Magnussen, der sich in Richtung Formel 1 verabschiedet hat, kam nicht zustande. Stattdessen verpflichtete die Löwen-Marke den Briten James Rossiter als sechsten Fahrer in ihrem Aufgebot.
Seine letzten acht Rennen als Audi-Werksfahrer bestreitet Rast dieses Jahr in der DTM, wo er zur Saisonhalbzeit als bestplatzierter Fahrer eines Audi R8 LMS GT3 mit Abt Sportsline den dritten Rang belegt. Nach einer Entscheidung seines Managements, nicht beim WEC-Rennen im japanischen Fuji für WRT an den Start zu gehen, sondern stattdessen beim zeitgleich stattfindenden DTM-Event in Spa, ist Rast nun endgültig ein ernstzunehmender Titelkandidat.
Rast: "Habe im Motorsport noch ein paar Ziele"
"Die DTM mit GT3-Rennwagen macht mir viel mehr Spaß, als ich mir das jemals hätte vorstellen können", wurde Rast in der Audi-Pressemitteilung zitiert. "Aber ich habe im Motorsport noch ein paar Ziele, die ich verwirklichen möchte. Deshalb muss ich mich nach dem Ende der Saison 2022 schweren Herzens von den Audi-Fans verabschieden."
Rast verfügte bei Audi über einen langfristigen Vertrag. Der gebürtige Mindener wurde im Oktober 2021 neben dem Schweizer Nico Müller als Fahrer für das einst geplante LMDh-Projekt, das unter anderem eine Rückkehr zu den 24 Stunden von Le Mans vorsah, offiziell vorgestellt. Da die Audi-Verantwortlichen das Programm mit dem Le Mans Daytona hybrid allerdings auf Eis gelegt haben, wie ein Audi-Sprecher auf Nachfrage weiterhin ausdrücklich betont, findet sich für Rast keine zukunftsträchtige Einsatzmöglichkeit mehr.
Dagegen dürfte der zweifache DTM-Vizemeister Müller, der ebenfalls noch über einen Audi-Werksvertrag über 2022 hinaus verfügt, diesen nach Informationen von Motorsport-Magazin.com auch erfüllen. Ein weiteres Jahr in der DTM und ein mögliches Engagement in der Formel E bei seinem früheren Team Abt Sportsline sollen dabei eine Rolle spielen.
Rene Rast: "Das war wirklich sehr schade"
Rast, der seit 2005 mit Rennwagen des VW-Konzerns (Polo, Seat, Porsche) sechs Titel und unzählige Rennsiege erzielt hat, blickt seit 2011 zudem auch bei Audi auf eine unvergleichliche Erfolgsbilanz zurück: "Die Class-1-Ära in der DTM war für mich das absolute Highlight. Der Audi RS 5 DTM mit seinem Vierzylinder-Turbomotor war ein fantastischer Rennwagen. Leider ging diese Ära viel zu schnell zu Ende. Auch bei den Le-Mans-Prototypen und in der Formel E hatte ich das Pech, jeweils gerade erst ins Team gekommen zu sein, als die Programme beendet wurden. Das war wirklich sehr schade."
Der Audi-Star ist der nächste höchst prominente Abgang bei Audi Sport. Erst Anfang August hatte das belgische Top-Team WRT seine Trennung vom bayerischen Autobauer zum Saisonende 2022 bekanntgegeben. WRT erzielte ebenfalls seit 2011 schier unzählige Meisterschaften und Rennsiege. Die Mannschaft von Vincent Vosse hätte - wie Rast - das LMDh-Projekt von Audi bestreiten sollen. Stattdessen wechselt WRT ab 2023 zur Konkurrenz von BMW, die ihrerseits in der neuen LMDh-Kategorie neben Porsche, Cadillac und Co. an den Start gehen werden.
Audi-Vorstand Hoffmann über Rast: "Schmerzhafter Abschied"
"Was Rene Rast vor allem in der DTM für Audi Sport geleistet hat, ist einzigartig", sagt Oliver Hoffmann, Vorstand der Technischen Entwicklung bei Audi. "Umso schmerzhafter ist es, dass wir Rene nach so vielen gemeinsamen erfolgreichen Jahren als Rennfahrer ziehen lassen müssen. Unser Motorsport-Programm wird im Zuge der Elektrifizierung des Unternehmens gerade komplett neu aufgestellt. Und auch Rene ist an einem Punkt in seiner Karriere, an dem er neue Weichen stellen will. René Rast hat seinen festen Platz in der Geschichte von Audi Sport und er wird immer ein Freund der Audi-Familie bleiben. Für seine Zukunft wünschen wir ihm nur das Beste."
Julius Seebach, Geschäftsführer der Audi Sport GmbH und seit Dezember 2020 als Nachfolger von Dieter Gass auch verantwortlich für den Motorsport: "Rene Rast wurde lange unterschätzt. Bei Audi Sport konnte er zeigen, dass er zu den besten Rennfahrern der Welt zählt. Vor allem seine Erfolge in der Class-1-Ära der DTM werden immer eng mit den Vier Ringen verbunden sein."
Rast und Audi: Eine einzigartige Erfolgsgeschichte
Rast und Audi - das war eine kaum vergleichbare Traum-Ehe, die nun in die Brüche gegangen ist. Mit den Ingolstädtern räumte er innerhalb eines Jahrzehnts so ziemlich alles ab, was es zu gewinnen gab: Meister im ADAC GT Masters 2014, Siege bei den 24-Stunden-Rennen in Spa (2012 und 2014), auf dem Nürburgring (2014) und in Daytona (2012 und 2016), zwei Podestplätze für Audi in der Formel E (2020-21) dazu die schon heute legendären drei Meisterschaftsgewinne in der DTM.
Innerhalb von nur vier Jahren während der Prototypen-Zeit gewann Rast mit dem Audi Sport Team Rosberg dreimal den DTM-Meistertitel, 2018 verpasste er einen weiteren Titel als Vizemeister nach einer eindrucksvollen Aufholjagd um lediglich vier Punkte gegen Mercedes-Veteran Gary Paffett. 24 Rennen gewann Rast mit dem Audi RS 5 DTM in vier Jahren. Er holte 20 Pole Positions, drehte 14 Mal die schnellste Rennrunde und sammelte 1.113 Punkte. Das entspricht bei 77 Starts einem Schnitt von mehr als 14 Punkten pro Rennen.
Rast-Manager: Zukunft wird in Kürze bekanntgegeben
Bei seiner diesjährigen Rückkehr in die DTM unter dem GT3-Reglement knüpfte Rast mit Abt-Audi an seine bisherigen Erfolge an: In acht Rennen fuhr er viermal aufs Podium, erzielte dabei eine Pole Position und einen Sieg in Imola. In der Gesamtwertung belegt er mit 79 Punkten und zehn Zählern Rückstand zu Halbzeitmeister Mirko Bortolotti (GRT-Lamborghini) den dritten Rang.
Rasts langjähriger Manager Dennis Rostek teilte nach der Vertragsauflösung am Montag gegenüber Motorsport-Magazin.com mit: "Heute war der Tag, an dem wir die Weichen für die Zukunft gestellt haben - wir haben uns mit Audi auf eine Auflösung unserer immer partnerschaftlichen Zusammenarbeit zum Jahresende geeinigt. Viele besondere Momente und Emotionen gehen mir heute durch den Kopf, aber eines bleibt für immer. Rene verlässt Audi als einer der erfolgreichsten Fahrer!"
Rostek weiter über Rasts Zukunft im Motorsport: "Damit hat Rene die Möglichkeit, ein neues Kapitel in seiner Karriere einzuschlagen. Wie diese Zukunft genau ausschaut, werden wir in Kürze bekannt geben."
Rene Rasts Erfolge im VW-Konzern mit Audi und Porsche
Jahr | Kategorie | Erfolg |
---|---|---|
2022 | DTM | Platz 3 zur Saisonhalbzeit |
2020-2021 | Formel E | 2 Podestplätze |
2020 | DTM | Meister |
2019 | DTM | Meister |
2019 | 24h Nürburgring | Platz 3 |
2018 | DTM | Vize-Meister |
2017 | DTM | Meister |
2017 | 24h Nürburgring | Platz 3 |
2016 | 24h Daytona | Klassensieg |
2016 | 24h Spa | Platz 3 |
2015 | Macau GT Weltcup | Platz 2 |
2014 | ADAC GT Masters | Meister |
2014 | 24h Nürburgring | Gesamtsieg |
2014 | 24h Spa | Gesamtsieg |
2012 | 24h Spa | Gesamtsieg |
2012 | Porsche Supercup | Meister |
2012 | Porsche Carrera Cup | Meister |
2012 | 24h Daytona | Klassensieg mit Porsche |
2011 | Porsche Supercup | Meister |
2010 | Porsche Supercup | Meister |
2009 | Porsche Supercup | Vize-Meister |
2008 | Porsche Carrera Cup | Meister |
2006 | Set Leon Supercopa | Vize-Meister |
2005 | ADAC VW Polo Cup | Meister |
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