Lange war nicht klar, ob der dreimalige DTM-Champion Rene Rast in dieser Saison eine Chance auf seinen vierten DTM-Titel haben würde. Das hatte mindestens zwei Gründe: Zum einen ist Rast kein ausgewiesener GT3-Profi, zum anderen gibt es am Spa-DTM-Wochenende (09.-11. September 2022) eine Überschneidung mit dem WEC-Event im japanischen Fuji. Dazu muss man wissen, dass Rast für die WEC-Einsätze bei WRT vor Saisonbeginn eine Freigabe von seinem Arbeitgeber erhalten hat.
Auf Nachfrage bei Audi Motorsport, wo Werksfahrer Rast denn nun an den Start gehen würde, hieß es dazu vor drei Wochen, dass diesbezüglich noch keine Entscheidung gefallen sei. Verwunderlich, denn zuvor musste der Werksfahrer beim Gastspiel der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) in Monza am 10. August wohl seine letzte Chance, den Titel in der FIA-Langstrecken-Trophäe der LMP2-Kategorie zu gewinnen, ohne eigenes Verschulden begraben.
Beim harten Mehrkampf um die Führung sorgte nach einem Reifenschaden auch noch ein Leck und Druckprobleme im Kühlsystem des WRT-Oreca-07-Prototyps für einen längeren Aufenthalt in der Box, sodass am Ende des 6h-Rennens lediglich Gesamtrang 21 und P12 in der LMP2-Klasse zu Buche stand.
Der Punkterückstand des WRT-Trios Rast, Robin Frijns und Sean Gelael in der Tabelle der LMP2-Wertung vergrößerte sich durch das Technik-Pech auf nunmehr 42 Punkte. Damit sind die Titelchancen bei nur noch zwei ausstehenden Rennen in Fuji und Bahrain auf ein Minimum gesunken und nur noch theoretisch vorhanden.
Rene Rast bester Audi-Pilot in der DTM-Tabelle
Vor Saisonbeginn hatte Rast auf unsere Frage hin, welche der beiden Rennserien (DTM und WEC) bei der Überschneidung am zweiten September-Wochenende Priorität hätte, geantwortet: "Das müssen wir uns noch anschauen." Seine Management-Agentur Pole Promotion erklärte später, dass letztendlich die Tabellenstände in beiden Serien wohl die entscheidende Rolle spielen würden.
In der DTM-Gesamtwertung hat Rast bei Halbzeit und bei noch acht zu fahrenden Rennen als bester Audi-Fahrer auf Platz drei nur zehn Punkte Rückstand (79:89) auf den Führenden Mirco Bortolotti (GRT-Lamborghini). Die beiden Abt-Teamkollegen von Rast, Ricardo Feller auf P7 und Kelvin van der Linde (P13), liegen dagegen schon 41 bzw. 56 Zähler hinter der Spitze, was auch teamintern für Rast bei Abt Sportsline spricht.
Rast-Test mit Abt Sportsline in Spa
Trotz all dieser Tatsachen hatte Rast, wie er selber und auch sein Management versicherten, zuletzt offiziell noch keine Freigabe von seinem Arbeitgeber Audi Motorsport für das DTM-Event in Spa erhalten. Kurios: Auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com beim Team Abt Sportsline sagte Teamchef Thomas Biermaier, dass er davon ausgehe, Rast beim DTM-Rennwochenende in Belgien begrüßen zu dürfen.
Dafür spricht auch die Tatsache, dass Rast am vergangenen Donnerstag (04.08.) als einziger Abt-Pilot in Spa getestet hat, um dabei, wie Biermaier erklärt, "wichtige Daten im Hinblick auf den DTM-Event an gleiche Stelle zu sammeln".
Audi gibt grünes Licht für Rene Rast
Inzwischen gibt es nun auch von Audi Motorsport offiziell grünes Licht für den DTM-Start von Rast in Spa, was angesichts der aktuellen Tabellenstände kein Wunder ist. In der vorläufigen WEC-Starterliste für Fuji fehlt der gebürtige Mindener ebenso wie sein Audi-Markenkollege Nico Müller und der Neuseeländer Nick Cassidy, die ebenfalls in beiden Rennserien engagiert sind.
Vielleicht hat in Rast Fall auch die am vergangenen Dienstag (02.08.) öffentlich kommunizierte Trennung von WRT und Audi Sport customer racing, über die Motorsport-Magazin.com schon vor Wochen exklusiv berichtet hat, eine tragende Rolle gespielt? Der Erfolgsrennstall wechselt die Seiten und tritt ab 2023 für die bayerische Konkurrenz von BMW an.
Das langjährige und äußerst erfolgreiche belgische Audi Kundenteam WRT (W Racing Team) rund um Teamchef Vincent Vosse galt lange Zeit als Audis Nummer-1-Werksteam für die Langstrecken-Weltmeisterschaft. Ein seit dem WEC-Finale Anfang November 2021 vorliegender Werksvertrag mit der Mannschaft aus Badour wurde nach unseren Informationen allerdings nie unterschrieben. Dabei sollen auch finanzielle Gründe eine Rolle gespielt haben.
Wie geht es 2023 mit Rene Rast weiter?
Dagegen könnte ein noch bestehender Vertrag über das Jahr 2022 hinaus demnächst wohl aufgelöst werden, weil Audi Motorsport nach unseren Informationen wegen des möglichen Formel-1-Einstiegs gleichzeitig den Stecker für das Comeback in der WEC zieht, für das Rast als einer der Werksfahrer vorgesehen war.
Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com soll bezüglich der Personalie Rast noch in diesem Monat eine endgültige Entscheidung fallen. Angeblich haben der gebürtige Mindener und sein Management rund um Dennis Rostek Angebote von gleich mehreren namhaften Herstellern vorliegen. Wir tippen in alphabetischer Reihenfolge auf BMW, Ferrari, Lamborghini, McLaren und Porsche...
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