Nicki Thiim wird beim nächsten DTM-Event am kommenden Wochenende in Imola nicht für T3 Motorsport an den Start gehen. Das wollten zunächst zwar weder sein Lamborghini-Team noch Thiim selbst und auch nicht seine Agentur Pole Promotion offiziell bestätigen. Fakt ist aber, dass Motorsport-Magazin.com aus unterschiedlichen Quellen erfahren hat, dass Thiim zwar vor Ort ist, aber nicht für T3 Motorsport fahren wird.
Auch die DTM-Organisation ITR ist darüber bereits informiert und wird die Trennung, die sich schon nach dem letzten DTM-Event auf dem Lausitzring vor mehr als drei Wochen angedeutet hat, vor Imola nun auch offiziell verkünden.
Thiim, der sich bisher nicht zu der brodelnden Thematik äußern wollte, ließ nun gegenüber Motorsport-Magazin.com die Katze aus dem Sack und sagte jetzt auf erneute Nachfrage vielsagend: "Ich bin mit der aktuellen Konstellation nicht zufrieden. Deshalb arbeite ich mit meinem Management an einem konkurrenzfähigeren Paket." Nach unseren Informationen meint der Däne mit der angesprochenen Konstellation das Team T3 Motorsport und Lamborghini.
Das bedeutet: Trennung von T3 Motorsport, aber nicht zwingend Ausstieg aus der DTM, zumal sein Manager Dennis Rostek noch vor der Vereinbarung mit T3-Teamchef Jens Feucht in einem Gespräch mit Motorsport-Magazin.com von drei Herstellern sprach, "mit denen ich über ein mögliches Engagement von Nicki Thiim rede".
Im Übrigen schlägt Rostek jetzt plötzlich in die gleiche Kerbe wie sein Schützling und betont dabei unmissverständlich: "Ich bin davon überzeugt, dass jeder meiner vier Fahrer von ihrem Können her ein Sieg-Kandidat in der DTM ist. Ich werde mich persönlich dafür einsetzen, dass Nicki auch weiterhin in der DTM an den Start geht."
Es sei immer Thiims großer Traum gewesen, seinem Vater Kurt (DTM-Champion 1986) in der DTM nachzueifern. "Auch viele DTM-Fans wollen Nicki auch weiterhin in der populären Rennserie fahren sehen." Wer Rostek kennt, weiß, dass seine Ankündigung keine leere Worthülse ist, zumal der gute Ruf, den Thiim zweifelsohne besitzt, nach Meinung seines Managements offenbar auf dem Spiel steht.
Das Gegenteil hat der 33-Jährige am vergangenen Wochenende beim 24h-Rennen in Le Mans erneut bewiesen, als der Aston-Martin-Werksfahrer mit seinem werksunterstützten Team Northwest Aston Martin in der mit 23 Sportwagen stark besetzten LMGTE-Am-Kategorie mit Platz drei einen weiteren Klassensieg in Le Mans nur knapp verfehlte.
Ausschlaggebend für die überraschende Trennung war die schwache Performance in der Lausitz, wo Thiim zum vierten Mal in den ersten vier Rennen punktlos geblieben war - eine Bilanz, die für alle Beteiligten mehr als unzufrieden war und ist. Wenn man die Hintergründe kennt, sind die bisher gezeigten Leistungen beider Parteien (T3 Motorsport und Thiim) in der Tat alles andere als zufriedenstellend, zumal es sogar Werksunterstützung aus Italien gibt.
Dafür hat sich nach Informationen von Motorsport-Magazin.com sogar Oliver Hoffmann, Vorstand Technische Entwicklung bei der Audi AG, eingesetzt. Der italienische Autobauer Lamborghini S.p.A. mit Sitz in Sant'Agata Bolognese gehört seit 1998 als Teil der Audi AG zum Volkswagen-Konzern.
Und Thiim hat sich mit seiner Pole Position beim 24h-Quali-Rennen auf dem Nürburgring 2021 in einem werksunterstützten Phoenix-Audi R8 LMS nachhaltig in Erinnerung gebracht. Insofern ist es also kein Wunder, dass sich für T3 Motorsport und Thiim diese Tür geöffnet hat, obwohl der Däne eigentlich Aston-Martin-Werksfahrer ist, von seinem Arbeitgeber aber auch für andere Projekte freigestellt wird.
Hinter der von Thiim angedeuteten Konstellation steht nach Information von Motorsport-Magazin.com ein großes Fragezeichen. Denn in der Vereinbarung, die zwischen T3-Teamchef Jens Feucht und Lamborghini besteht, ist u.a. auch ein Renningenieur aus dem Werk involviert. Und jetzt wird es spannend, denn Feucht hat am Sonntag nach dem Rennen in der Lausitz im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com vielsagend darauf hingewiesen, dass ein Renningenieur von Lamborghini am Thiim-Auto tätig gewesen sei.
In diesem Zusammenhang legte Feucht großen Wert auf die Feststellung, dass Thiim in der Woche vor dem DTM-Event in der Lausitz mit gebrauchten Reifen getestet hätte und die dort erzielten Zeiten mehr als eine Sekunde schneller gewesen seien als bei den DTM-Rennen auf dem Lausitzring - wohlgemerkt mit neuen Reifen.
Feucht: "Ich weiß noch nicht, wie es weitergehen soll. Ich bin etwas mit meinem Latein am Ende. Wir waren nach dem Test alle sicher, dass wir die nötige Performance liefern können. Letztendlich waren wir aber beim Test mit gebrauchten Reifen 1,3 Sekunden schneller als später am Rennwochenende mit frischen Reifen. Wir haben alle Setupeinstellungen überprüft, es hat alles gepasst. Nach dem Test sagte auch Nicki, dass keine Veränderungen nötig seien. Mehr kann man nicht machen."
Feucht weiter: "Wir hatten bei den Rennen in der Lausitz vermutlich nicht die Leistung, die wir hätten haben müssen. Und nicht die Performance, die wir hätten abliefern können. Leider ist das eine sehr politische Angelegenheit. Damit meine ich - und das möchte ich ausdrücklich sagen - nicht die Balance of Performance in der DTM."
Sollte diese Aussage tatsächlich stimmen, wäre das ein Vorwurf in Richtung Lamborghini und könnte erklären, warum es zu der kurzfristigen Trennung zwischen T3 Motorsport und Thiim kam. Weil sich die Beteiligten zu der gesamten Gemengelage bisher öffentlich nicht äußern wollen, könnte die Angelegenheit ein juristisches Nachspiel haben.
Dazu konnte sich auch T3-Teamchef Feucht auf Anfrage nicht äußern, denn er lag nach Informationen von Motorsport-Magazin.com aus seinem Umfeld in den HELIOS Weißeritztal-Klinken in Freital bei Dresden auf der Intensivstation.
Ob Feucht und sein Team, das sich auch in der DTM-Trophy engagiert und mit Esmee Hawkey zudem einen weiteren Lamborghini Huracan in der DTM einsetzt, wie ursprünglich geplant, in Imola an den Start geht, blieb zunächst offen.
Aufklärung gab es am Dienstagnachmittag auf Nachfrage bei der ITR. Frederic Elsner, Director Event & Operations ITR: "Wir wurden kurzfristig darüber informiert, dass beide DTM-Fahrzeuge sowie beide DTM Trophy-Fahrzeuge nicht in Imola starten. Zu den Hintergründen können und werden wir uns nicht äußern, da dies die Angelegenheit von Team, Hersteller und Fahrern ist. Grundsätzlich gibt es aber bestehende Verträge, in denen klar geregelt ist, was ein Nichtantritt zur Folge hat."
T3-Pilotin Esmee Hawkey äußerte sich noch am Abend der Bekanntgabe auf Twitter. "Selbstverständlich bin ich mehr als enttäuscht, dass ich nicht am Wochenende in Imola bei der DTM antreten kann, da T3-Motorsport alle Autos in der DTM und DTM-Trophy zurückzieht", schrieb die Britin.
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